K3 No. 4 - September 2021
Dachzeile 32 das kommt | 04 | 2021 Arbeit und Beruf(sorientierung) Schwerpunk zu Beginn nicht einsahen und deshalb umgehend die Bezüge der Azubis kürzten. Der Kontakt der Auszubildenden zur Arbeitsagentur, zum Jobcen- ter wie auch zur Ausländerbehörde war durch fehlende persönliche Kontaktmöglichkeiten und Personalengpässen in den Behörden für die Azubis meist sehr erschwert. Die Folgen waren für die Azubis oft dramatisch: beispielsweise konnten Ausweispapiere nicht verlängert werden, Gehälter und Zuschüsse blieben aus und in der Folge kam es vereinzelt zu Räumungen und gerichtlichen Pfändungen. Die Beratungen durch azuro fanden auch in diesen schwierigen Zeiten durchgängig statt – jederzeit telefonisch oder per E-Mail und während des harten Lockdowns und in dringenden Fällen persönlich; natürlich unter Beachtung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln. Wir von azuro sind froh, dass die Berufsschulen seit einigen Wochen wieder geöffnet sind, die Schüler*innen über die Berufsschulsozialarbeit wieder leichter den Weg zu uns finden und sich die Ausbildungssituation u.a. mit besseren Wechselmöglichkeiten für die Azubis etwas entspannt. Die große Frage ist, ob das neue Ausbildungsjahr 2021/2022 besser anläuft als das vorherige. Eine Ausbildungsprämie wurde von staatlicher Seite aufgelegt, um die Betriebe zu motivieren, weiter auszubilden oder neue Ausbildungsplätze zu schaffen. Ob diese Prämien sowie der sich abzeichnende Fachkräftemangel und der wirtschaftliche Aufschwung auch die Betriebe dazu bewegt, wieder mehr auszubilden und die Auszubildenden wieder fairer zu behandeln, bleibt abzuwarten. Peter Hein, azuro Angebote zur Berufsorientierung Bewährt und immer anders In den Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind Angebote der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung zentrale Bausteine für junge Menschen in der Übertrittsphase zwischen Schule und Arbeitswelt. Im Bewerbungstraining wird mit Jugendlichen in der Einrichtung eine Bewerbungssituation nachgestellt, die sie auf eine spätere echte Bewerbungssituation vorbereiten soll. Die Berufsorientierung kann in Form eines klassischen Bewerbungstrainings, eines Assessment-Centers oder, für die Jüngeren ab der 7. Klasse, in Form des Fähigkeitenparcours stattfinden. Die Projekte werden gemeinsam mit der Servicestelle Berufsbezogene Jugendarbeit von JAPs (Jugend-Arbeit-Perspektiven) im KJR durchgeführt. Sie bietet nicht nur professionelle Unterstützung bei den Projekten, sondern auch bei allen Fragen rund um die Themen Schule und Start in das Berufsleben. Das eingebrachte Engagement und Wissen ist für die Jugendlichen sehr wertvoll und bereichert die OKJA ungemein. Auch für die Schulen sind die Projekte gewinnbringend. Auf diesem Weg werden Jugendliche in einem außerschulischen Rahmen spielerisch und ohne Druck an den Bewerbungsprozess herangeführt. Im Nachgang erhalten die Jugendlichen ein konstruktives Feedback, das ihnen dabei hilft, erfolgreich die Situation zu meistern. Was bringt es Schülerinnen* und Schülern*? Der Übergang von Schule in die Arbeitswelt ist ein einschneidendes Erlebnis, ein Umbruch im Leben der Jugendlichen. Um optimal darauf vorbereitet zu sein, sollen sie beim Bewerbungstraining wertvolle Erfahrungen sammeln und Selbstvertrauen gewinnen. Beim Fähigkeitenparcours erwartet die Jugendlichen in jedem Raum der Einrichtung eine unterschiedliche Themenwelt. Somit erhalten sie die Möglichkeit, sich aus dem schulischen Umfeld zu lösen und sich auszuprobieren. Sie lernen dabei Bereiche kennen, die sie vielleicht gar nicht auf dem Schirm gehabt hätten. An den verschiedenen Stationen sind folgende Berufsfelder zu finden: Handwerk, Dienstleistung, Büro, Verkauf, Pflege und Erziehung. Die Frage „wie wirke ich auf andere?“ wird bei dem Bewerbungs- training geklärt und im besten Fall beantwortet. Erkennbare Defizite werden erfasst und in der anschließenden Feedback-Runde werden Möglichkeiten der Verbesserung angeboten. Oft fehlt den Jugendlichen die Unterstützung aus dem Elternhaus; es fehlt beispielsweise das Wissen, wie sie korrekt zu einem Bewer- bungsgespräch erscheinen und sich verhalten sollen, um erfolgreich ans Ziel zu kommen. Ein ernstes Problem im Hinblick auf die berufliche Findungsphase stellte auch die Corona-Krise dar: Es gab keine Chance, sich um Praktika zu bewerben. Ein solches Bewerbungstraining war deshalb die einzige Möglichkeit, sich auszuprobieren und ein Feedback zu erhalten. Das war in dieser Zeit besonders wertvoll! Was lernen die Teilnehmenden? Im Bewerbungstraining lernen die Jugendlichen die gängigen Um- gangsformen, richtiges Verhalten, sich passend zu kleiden und wie sie Fehler vermeiden können. Zudem erfolgt eine inhaltliche Vorbereitung, um Fragen zum gewünschten Berufsfeld beantworten zu können. Es sorgt für Sicherheit, wenn die Heranwachsenden eine Vorstellung davon haben, wie ein solches Gespräch abläuft. Im Assessment-Center wird geübt, in einer Gruppe zu sprechen. Die Frage „wie benimmt man sich in der Gruppe“ wird geklärt, dabei wird darauf geachtet, welche Rolle in der Gruppe eingenommen wird: ist jemand beispielsweise Teamplayer oder Einzelkämpfer*in? Durch das seit vielen Jahren bestehende Angebot, das in Kooperation mit Schulen umgesetzt wird, kennen die Jugendlichen die Möglich- keiten, sie holen sich gerne die benötigte Unterstützung. Das Angebot wird auch von den Schulen wahrgenommen, da die Teilnehmenden damit bessere Berufschancen haben. Im Laufe der Jahre haben sich einige Dinge verändert. Neue Berufs- bilder mit deutlich erweiterten technischen Herausforderungen sind hinzugekommen. Auch die Anforderungen an die Azubis werden höher; deshalb werden die Angebote stetig angepasst. Lulu Graetz, Michaela Mösl, Jenny Otto, Freizeittreff Freimann, KJR M I CHA E L A MÖ S L hat in ihrer täglichen Arbeit seit nahezu 20 Jahren mit Berufsorientierung und -vorbereitung zu tun: früher im Freizeittreff Lerchenauer, jetzt im Freizeittreff Freimann war und ist dies einer ihrer beruflichen Schwerpunkte. Bewerbungstrainings gehören zu wichtigen Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Foto: U SA-Reiseblogger auf Pixabay.com
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