K3 No. 4 - September 2021
21 das kommt | 04 | 2021 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Emel (43) besuchte mit 15 Jahren zum ersten Mal das SBZ Sendling. Mein Name ist Emel und das erste Mal war ich im Frühjahr 1991 im SBZ, damals war ich 15. Bis zum Abi habe ich die Einrichtung besucht, mal häufiger, mal weniger häufig. Von den Angeboten habe ich die Disco dienstags und freitags geliebt. Ansonsten habe ich auch gerne an Basketball- und Volleyball-Turnieren teilgenommen oder gekocht. Ich war auch häufig bei Ausflügen mit Sylvia und den „Mädels“ (Musicals etc.) dabei. Die Jugendlichen sind untereinander und auch den Pädagogen gegenüber immer mit Respekt umgegangen, ich habe mich dort wirklich sehr wohl gefühlt und bin gerne hingegangen. „Ich bin froh, damals im SBZ „aufgewachsen“ zu sein.“ Von den Pädagogen waren mir Sylvia, Rizk und Mehmet (je nach Thema) gleichermaßen wichtig. Mit Rizk und Mehmet habe ich oft Tavla oder Okey gespielt. Alle Pädagogen hatten immer ein offenes Ohr für uns. Ich erinnere mich an einen „Stal- ker“, der mich erst in Ruhe gelassen hat, nachdem Mehmet ihn sich vorgeknöpft hat. :-) Jetzt , wo i ch selbst Kinder habe, gibt es viele Sachen von damals, die ich heute beherzige: mit Verboten kommt man nicht weit … die Kids machen es ja doch, zur Not heimlich (bestes Beispiel: rauchen). Wichtig ist es, offen mit den Kindern zu sprechen und sie nicht zu bevormunden. zu werden, um Jugendlichen zu helfen, und habe dafür erstmal eine Kinderpfle- geausbildung angefangen. Leider musste ich diese auch abbrechen, nachdem mein Vater verstorben war. In dieser schweren Zeit habe ich in einem Kindergarten als pädagogische Unterstützungskraft gearbeitet. Der Umgang mit den Kindern hat mir geholfen, über meine Trauer langsam hinwegzukommen. Letztes Jahr habe ich wieder eine Ausbildung zum Koch begonnen, im Gedenken an meinen Vater, der auch Koch war. Dabei ist mein persönliches Ziel, später jungen Menschen zu vermitteln, dass gesundes Essen auch schmecken kann. Ich habe bis heute noch das Gefühl, dass ich jederzeit im pfiffTEEN vorbeischauen könnte und mit offenen Armen empfangen würde. Meine zweite Familie hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles kann. Egal, wie schwer es mal im Leben wird oder wie tief man fällt, man muss nur aufstehen und weitermachen. Heute bin ich technische Redakteurin und arbeite für einen großen Automobilherstel- ler; ich erstelle Betriebsanleitungen etc. Mein Abi habe ich übrigens über einen „Um- weg“ gemacht, weil man mir die Realschule empfohlen hatte. Ich habe dann Sprachwis- senschaften in Heidelberg studiert. Mein Rat an Jugendliche: Lasst Euch bitte nix einreden! Wie Eure Zukunft auszusehen hat, bestimmt Ihr allein! Meine besten Freunde von damals sind fast ausschließlich jene aus dem SBZ, d.h. der Kontakt ist nie abgerissen. Wir treffen uns regelmäßig und fahren auch gemeinsam in Urlaub. Manchmal frage ich mich, was der Rest der Leute von damals macht … Ich bin froh, damals im SBZ „aufgewach- sen“ zu sein. Ich hatte viel Spaß im „Valley“. Ich habe dort viel fürs Leben gelernt und wunderbare Menschen kennengelernt, die mich seitdem in meinem Leben begleiten.
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