K3 No. 4 - September 2021

20 das kommt | 04 | 2021 das war „Das ist aus mir geworden“ Lang ist‘s her – läuft bei mir! Selma (42) besuchte mit 6 Jahren das erste Mal das SBZ Sendling. Ich war das erste Mal mit sechs Jahren im SBZ bzw. Freizi, wie wir die Einrichtung damals nannten und noch heute nennen. Das war sehr praktisch, weil wir um die Ecke gewohnt haben. Das Freizi war meine erste Anlaufstelle. Regelmäßig, also fast täglich, haben wir uns mit Freunden dort getroffen, jahrelang. Bis ich ca. 14 oder 15 Jahre alt war. Danach wurde es dann seltener, aber es hat bis heute nie aufgehört. Auch heute treffen wir uns mit Freunden und der Familie auf dem Spielplatz vor dem SBZ. „Ich möchte die Zeit nicht missen“ Wir haben im SBZ auch schon private Feiern veranstaltet. Als Kinder haben wir viele Angebote des SBZ genutzt. Ich weiß noch, dass ich das erste Mal in meinem Leben mit Ulli (vom Kinderbereich) zum Reiten gefahren bin. Das war unglaublich, ein Erlebnis einfach. Ich erinnere mich sehr gerne daran, wie wir uns im Toberaum ausgepowert haben. Das war als Kind einfach das Größte. Ulli ist als erste Bezugsperson in meinem Gedächtnis geblieben. Zumindest für die Zeit, als wir im Kinderbereich waren. Wir haben auch viele Ausflüge gemacht. Als Teenager haben wir einmal wöchentlich Volleyball und Basketball gespielt oder in der Disco getanzt. Wir haben regelmäßig bei den Mädels-Events mit Sylvia mitgemacht. Backgammon spielen mit Mehmet stand auch auf der Tagesordnung. Es gab viele Ansprechpersonen für mich: Ulli, Rizk, Mehmet, Sylvia, Wolfgang und Evelyn. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt im SBZ. Es war tatsächlich wie ein zweites Zuhause. Es war einfach schön, dass wir uns mit Freunden dort treffen konnten, ohne uns großartig zu verabreden. Dort war immer jemand. Sascha (26) hat mehr als zehn Jahre lang den Jugendt- reff pfiffTEEN besucht. Beim ersten Besuch im pfiffTEEN war ich 12 Jahre alt. Besucht habe ich es bestimmt noch bis ich 24 Jahre alt war. Ich bin zwar aus dem Alters-Raster gefallen, aber das Team und die Freunde im pfiffTEEN haben mir immer das Ge- fühl gegeben, dass ich willkommen bin. Am liebsten habe ich Tischtennis und Basketball gespielt. Oft habe ich auch den Computerraum genutzt. Dort konnte man auch einfach nur mit Freunden sitzen und chillen. Besonders wichtig war Ibo für mich, denn sie war immer eine Art Mutte- rersatz für mich. Egal, in welcher Situation meines Lebens – es war teilweise wirklich schwer – sie war immer für mich da. Natür- lich auch Franz, mit dem ich wie mit einem Vater über alles reden konnte, über was halt Männer so reden ;-). Selbstverständlich auch die anderen Pädagogen und Pädagoginnen des Freizi: Maro, Teo und Ellis. Es ist wie eine Familie gewesen. „Es war wie Familie“ Es gab schwere Zeiten in meinem Leben, in denen ich vom Freizi unterstützt wurde. Ohne Mutter aufgewachsen, mein Vater war Alkoholiker. Ich war allein und musste schon früh erwachsen werden, um mich um meinen Vater zu kümmern. Quasi hatte ich niemanden, der mich an die Hand genommen und durch diese wirklich schwierige Welt geführt hat. Abgesehen von der Familie aus dem Freizi. Als ich für das Freizi zu alt war, hatte ich viele Probleme mit Geld, Jugen- damt, Ausbildung, Depressionen, meinem Vater usw. Aber auch da war die Familie vom Freizi immer für mich da. Nach der Schule hatte ich eine Ausbildung zum Koch angefangen, die ich aber wegen der Erkrankung meines Vaters abbrechen musste. Dann hatte ich die Idee, auch Sozialpädagoge Ich möchte die Zeit im SBZ nicht missen. So viele Erinnerungen. Eine so lange Zeit. Das prägt auf jeden Fall. Kontakt habe ich noch zu Sylvia, Wolfi, Evelyn, Mehmet, Rizk und zum Freizi na- türlich. Und ich bin so froh und glücklich darüber. Es ist ganz wichtig, dass man eine Anlauf- stelle hat, wo man immer hingehen kann. Gerade heute ist es umso wichtiger, dass Menschen vor Ort ansprechbar sind. Im Zeit- alter von Facebook, WhatsApp und Co. Weiter so. Ihr macht eine tolle Arbeit. Ich bin seit 2002 verheiratet und habe einen Sohn. Ich arbeite seit mehreren Jahren beim TÜV SÜD in München. Ich wohne wieder in Sendling und komme immer wieder beim SBZ vorbei und erinnere mich an die wunder- baren Erlebnisse von damals.

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