K3 No. 2 - April 2021

8 das kommt | 02 | 2021 das war „Rangezoomt“ mit 12 Stadträtinnen und Stadträten Politische Diskussionen mit mehr als drei Beteiligten werden schnell anstrengend. Bei „Rangezoomt“ haben sich gleich zwölf Stadträtinnen und Stadträte dazugeschaltet – und trotzdem ist es eine Wohltat. Erstens, weil nicht um Positionen diskutiert, sondern miteinander gesprochen wird. Und zweitens, weil die Abgeordneten des Stadtparlamentes hier sind, um zuzuhören. Und zu hören bekommen sie genug. „Jugend trotz Corona“ hat der KJR seine Zoom-Veranstaltung am 23. Februar über- schrieben und drei Themen vorgesehen: Jugendverbände, Freiräume und Querdenker. Besonders plastisch schildern einige im Gesprächsraum „Jugendverbände“ ihr Dilem- ma. Ihnen droht eine Nachwuchs-Generation wegzubrechen, falls jetzt schon das zweite Jahr keine Gruppenstunden und Zeltlager stattfinden können. Hier lernen Jugendli- che normalerweise, wie Jugendarbeit, wie Gruppenleitung geht. Das fehlt, und so fehlen bald auch die, die künftig selbst die Gruppenstunde übernehmen und das Zeltla- ger organisieren würden. „Wir werden keine Möglichkeit haben, das aufzufangen!“, sagt eine Vertreterin der Alpenvereinsjugend. Die Forderung an die Politik: bei künftigen Corona-Maßnahmen auch an die Jugendver- bandsarbeit zu denken. Denn im Vergleich zur Offenen Jugendarbeit stehen die Jugendver- bände mit ihren vielen Ehrenamtlichen vor ganz anderen Herausforderungen. „Und bitte bei den Schnelltests Jugendverbände nicht vergessen!“ – damit wieder Zeltlager mög- lich werden und Jugendarbeit nicht nur auf Abstand stattfinden muss. Die Stadtschüler­ Innenvertretung regt als Ersatz Zeltlager „in städtischen Parks oder sonstwo“ für zumindest „fünf Leute statt früher 20“ an. „Damit können wir unsere Jugendleiter bei der Stange halten“ – und neue finden. „Wenn wir unsere Prüfungen nicht bestehen, haben wir ein echtes Problem!“ Eine Dimension mehr haben die Probleme bei jungen Menschen, die kurz vor der Pande- mie neu nach München gekommen sind. „Aus- ländischen Jugendlichen geht es nicht gut“, erklärt ein Vertreter des Club International. Sie hätten keine deutsche Familie, ihnen fehle das soziale Netz, die Freundschaften und damit eine Voraussetzung zum Gelin- gen von Praktikum oder Studium. Und zum Erlernen der deutschen Sprache. „Wir sind abhängig von Wissen; wenn wir unsere Prü- fungen nicht bestehen, haben wir ein echtes Problem!“ Einer der Vorschläge: Mentoren für Studierende aus dem Ausland finden, die etwa mal eine Hausarbeit Korrektur lesen. Dass die Pandemie auch Jugendverbände in Finanznot bringt, berichtet Free Arts of Movement über ihre gemeinnützige Parkour- & Trampolinhalle im Werksviertel. „Es sieht sehr mies aus“, sagen sie, „wir müssen die Miete stemmen und sind jetzt bei Null“, weil die Einnahmen aus dem Betrieb wegbrechen. Denn die Halle darf derzeit nicht genutzt werden, „trotz super Lüftung“. Das Geld treibt auch andere Verbände um. Weil vieles nicht geht, ist ihr Finanzbedarf derzeit gering. Das dürfe jedoch nicht bewirken, dass die nicht genutzten Mittel gekürzt werden. Denn künftig könnten größere Veranstaltungsorte (Stichwort Mindestabstand), Hygienemaß- nahmen und Schnelltests die Kosten auf ein höheres Niveau treiben. Barbara Likus, Thomas Lechner und Rudolf Schabl aus dem Stadtrat können zwar nicht konkret helfen, zumal die Stadt kaum die Infektionsschutz-Gesetze beeinflussen kann. Aber sie regen an, zur Finanzierung auch an Möglichkeiten wie den SZ-Adventskalender zu denken oder an die Bezirksausschüsse, die seit Corona ihre Budgets oft nicht ausge- schöpft hätten. Und sie ermutigen, mit Ideen und Konzepten an die Stadtpolitik heran- zutreten und ruhig auch Druck zu machen. Und sie nehmen den Vorschlag mit, Ju- gendverbänden abends ungenutzte Schul- turnhallen für Treffen von Jugendgruppen mit genügend Abstand zur Verfügung zu stellen. Diese Idee hätte ebenso gut aus dem zweiten digitalen Gesprächsraum mit dem Dauerbrenner-Thema „Freiräume“ stammen können. „Wo geht man hin, wenn alles zu ist?“ Denn Räume ohne Konsumzwang und ohne pädagogische Aufsicht waren für Jugendliche schon vor Corona Mangelware. Gleich fünf Stadtabgeordnete sind hier dabei und hören etwa die Klage über das Münchner Kompe- Zuhören und Mitnehmen Wegbrechende Nachwuchs-Generationen, Geldsorgen, kaum öffentlicher Raum und ein Erstarken der extremen Rechten: Seit Corona gibt es viel, was junge Menschen umtreibt. Die Pandemie gefährdet sogar die Abschlüsse von ausländischen Jugendlichen. Einiges war der Politik gar nicht bewusst. Der Online-Talk „Rangezoomt“ hat das geändert Judith Greil begrüßt die 75 Gäste – davon 12 Stadträtinnen und Stadträte – aus dem KJR-Studio

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy