K3 No. 2 - April 2021

17 das kommt | 02 | 2021 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Fabian (24) besuchte von der 3. bis zur 7. Klasse den Kindertreff Sendling (heute SBZ Sendling) damals Events rund ums Kochen. Als beson- deres Highlight gab es auch die manchmal stattfindenden Übernachtungsakti- onen, bei denen ich mir im Kissenraum ein eigenes Bett bauen und dieses gemütlich einrichten durfte. Ich kann mich auch noch sehr gut an viele interessante Ausflüge erinnern, z.B. zum Reiterhof Türkenfeld, auf den ich mich immer gefreut habe, oder eine Wanderung durchs Moor nahe Kochel oder auch größere Ausflüge, wie eine fünftägige Reise auf eine Alm in der Nähe des Spitzingsees. Da ich öfter auch zu Zeiten im Kin- dertreff war, an denen noch niemand anderes dort war, habe ich mich sehr gerne mit Sylvia, Uli oder den Praktikanten unterhalten. Sie waren immer für mich da, wenn ich ein Pro- blem hatte – oder mir einfach langweilig war! Während meine Schwester und ich in der Anfangszeit immer noch von unserem Papa abgeholt wurden, änderte sich das mit zu- nehmendem Alter. Somit bin ich dann öfter alleine bereits etwas früher nach Hause gegangen, falls nicht viel los war. Ich wurde dadurch selbständiger und suchte mehr Frei- heiten außerhalb des geschützten Bereichs vom Kinder- und Jugendtreff, so dass ich ihn zunehmend seltener besuchte. Durch den Besuch der Einrichtung und die Teilnahme an entsprechenden Angeboten entwickelte ich mit der Zeit Interesse für Computer und entschied mich nach dem Abitur für ein Informatikstudium an der Technischen Universität München. Nachdem ich vor einem halben Jahr meine Masterarbeit erfolgreich abgeschlossen habe, befinde ich mich momentan in meinem letzten Semester des Studiums, welches ein Auslandssemester in Singapur ist. Und genau aus diesem klei- nen Land in Asien habe ich mit viel Freude den Artikel verfasst! Das ist schon eine ganze Weile her, dass ich das erste Mal den Kinder- treff nahe der Implerstraße betrat. Damals besuchte ich gerade die 3. Klasse und war richtig stolz drauf, dass meine Schwester und ich zusammen den 10-Minuten-Weg von der Grundschule zum Kindertreff alleine schafften. Das erste Mal angekommen, waren wir noch alleine dort. Jedoch war ich trotzdem direkt von dem Kissenraum mit Rutsche fasziniert. Dort konnte ich wunderbar rumkriechen und spielen. „Ich war damals eines der aktivsten Kinder im Kindertreff“ Den Kindertreff besuchte ich relativ lange, bis zur 7. Klasse (dann auch den Jugend- treff), und war in dieser Zeit eines der aktivsten Kinder dort. Besonders die Spielan- gebote mit Lego, im Garten, am Computer mit tollen Spielen und natürlich rund um den Kissenraum blieben in Erinnerung. Am Monatsende war ich schon immer ge- spannt auf den Plan mit den Veranstaltungen des nächsten Monats. Besonders toll fand ich alles, egal ob Looping-Bahn oder Kinderka- russell. Das Team vom AKKU ließ es sich nicht nehmen und machte jede Gaudi mit. Und auch Partys waren ein großes Thema für uns. Mal ehrlich, wer kann es sich heut- zutage im Alter von 15 bis 18 Jahren leisten, eine Riesenparty zu schmeißen? Wir konnten es, dank dem AKKU! Wir erhielten einen Vor- schuss, um einzukaufen. Wir machten dann Sandwiches, die wir damals für 50 Pfennig verkauften, damit das Geld wieder reinkam. Ob Türsteher, die Krawallmacher nicht rein ließen, gute Musik, Deko oder Getränke – an alles hatten wir gedacht. Und egal, wie er- schöpft wir nach einer Party auch waren, es hat sich keiner vor dem Aufräumen gedrückt. Wir konnten so eine Party nur veranstalten, weil die Betreuer uns vertrauen konnten und uns vermittelten, dass wir dafür auch was tun mussten, damit die Party klappt. So lernten wir fürs spätere Leben, wie man mit Geld umgeht und was man alles berück- sichtigen muss, um ein gelungenes Fest zu veranstalten. Und egal, ob wir Probleme in der Schule, mit Freunden oder zu Hause hatten, im AKKU war immer jemand für uns da. Der nicht nur zuhörte, sondern auch handelte, wie bei mir: bei uns Zuhause gab es damals Probleme und das Team vom AKKU hat mir in dieser schwierigen Zeit sehr geholfen. Ich bin inzwischen mit einem ehemaligen AKKU-Besucher verheiratet und wir haben vier Kinder. Für mich war das AKKU nicht nur ein zweites Zuhause, sondern eine Lehrstätte fürs Leben. Mein Dank geht an das AKKU und an das super Team, vor allem Sieglinde, die uns immer noch treugeblieben ist.

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