K3 No. 2 - April 2021
15 das kommt | 02 | 2021 das war Zwischen Kontinuität und Wandel in der Geschäftsführung unseren Prinzipen gearbeitet wird – diese Bereiche sehr wohl zum KJR gehören können. Themen wie Partizipation, Gendergerechtig- keit oder interkulturelle Arbeit können auch dort sehr gut verankert werden. Natürlich darf man bei unserer Größe nicht die Balance zwischen Hauptberuflichen und Ehrenamt aus den Augen verlieren. Ich denke, dass wir das gut hinbekommen, weil wir orga- nisch gewachsen sind, uns professionalisiert haben, aber die strategischen Trägerschafts- fragen und die politischen Entscheidungen nach wie vor der ehrenamtliche Vorstand trifft. Anders beispielsweise als bei anderen großen Verbänden, in denen fast nur noch die Hauptberuflichen Einfluss haben. Und wo bleibt der Kontakt zur Lebens- wirklich von Kindern und Jugendlichen? Claudia Caspari: Wir haben im KJR Arbeits- felder und Mechanismen, beispielsweise in der OKJA, in denen wir Bedarfe von Heran- wachsenden erspüren und aufgreifen. Auch die Lebenswelt Schule kann durch Koopera- tionsprojekte gut bewertet und in unsere pä- dagogische Arbeit übersetzt werden. Zudem ist der Vorstand gefordert, als Seismograf tätig zu sein und Themen der Jugendlichen in unsere Arbeit einzubringen. So ist etwa der Kontakt zu „Fridays for Future“ schon sehr früh zustande gekommen; wir kümmern uns um LGBTIQ-Themen, bezahlbaren Wohnraum und Mobilität. Aus unserem Vertretungsan- spruch für alle Kinder und Jugendlichen in München leitet sich ab, dass wir alle Themen auf dem Radar haben. Wie politisch ist die Aufgabe der Ge- schäftsführung? Franz Schnitzlbaumer: Wenn man in einem so sinnstiftenden Bereich wie der Jugendar- beit tätig ist, speist sich die eigene Motiva- tion aus einer bestimmten Haltung. Im KJR habe ich meine persönlichen politischen Ziele immer gut verortet gesehen. Der KJR steht für eine Vision, die auch meine ist. Wir wollen jungen Menschen ein selbstbestimm- tes und verantwortungsbewusstes Leben ermöglichen. Claudia Caspari: Ich glaube fest daran, dass junge Menschen in ihrer unmittelbaren Umwelt etwas verändern wollen. Dieses Potenzial müssen wir fördern. Dabei müs- sen wir unter Umständen aushalten, dass Jugendliche diesen Rahmen verlassen und ihre Bedürfnisse überreizen – Grenzen über- schreiten. Das sollen sie, das gehört zum Prozess des Erwachsenwerdens. Wir schaffen die Voraussetzungen für ein gelingendes Heranwachsen. Als Geschäftsführung ist man aber nicht das Gesicht des KJR. Worin wirst Du Dich in deiner Arbeit von Franz unterscheiden? Claudia Caspari: Ich bin sicher, dass ich im Haus durchaus schon jetzt anders wahr- genommen werde. Auch mir ist Haltung wichtig. Ich schätze die Zusammenarbeit Claudia Caspari aus München Jahrgang 1972 Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und Studium der Soziologie Stationen im KJR: Abteilungsleitung OKJA Nord/West, Abteilungsleitung Überregional und Referatsleitung Kinder, Jugend und Schule, stellvertretende Geschäftsführerin mit den Gremien im KJR. Vielleicht muss man die Strukturen in der Zusammenarbeit noch einmal anders anschauen und nachjustieren – an die digitale Welt anpassen. Zudem ist mir Kommunikation wichtiges Anliegen. Da stellt uns Corona und die lange Zeit des Homeoffice künftig ganz sicher noch vor enorme Herausforderungen. Was bleibt zurück von Deiner Arbeit im KJR? Franz Schnitzlbaumer: Es bleibt vor allem eine sehr hohe Zufriedenheit, das Richtige, Sinnvolle und Gute getan zu haben. Die Lebensphase, die jetzt kommt, bietet neue Herausforderungen und Freude auf andere Dinge: Familie oder Enkelkinder beispielswei- se. Das wird kein vollständiger Rückzug ins Private, dazu bin ich ein viel zu politischer Mensch. Außerdem habe ich durch eine Zu- satzausbildung zum Systemischen Berater Optionen, die ich gern nutzen will – vielleicht auch in Kombination mit meiner Leidenschaft für die Natur, die Berge und das Wandern. Man wird sehen. 75 Jahre KJR – mit wie viel Respekt vor der anstehenden Arbeit gehst Du ans Werk? Claudia Caspari: Diese lange und erfolg- reiche Geschichte flößt mir tatsächlich Re- spekt ein. Es zeigt auch die Bedeutung, die der KJR in der Stadtgesellschaft hat. Deshalb habe ich ein wenig gebraucht, um wirklich „ja“ zu dieser Aufgabe zu sagen. Ich bin vor allem froh, dass die Entscheidung schon früh getroffen wurde, so dass wir einen sehr gut vorbereiteten Übergang hinbekommen. Franz Schnitzlbaumer: Ich habe übrigens in all den Jahren gelernt, dass es zwar schon auf einzelne Personen ankommt, mit denen man zusammenarbeitet. Letztlich wird an der Stelle der Geschäftsführung ganz deutlich: wir sind ein Team, alle zusammen machen den KJR aus. Worum beneidet Ihr den jeweils anderen? Claudia Caspari: Manchmal beneide ich Franz natürlich um seinen unendlichen Erfahrungsschatz, der jede Entscheidung prägt. Diesen Schatz muss man sich erst einmal erarbeiten. Franz Schnitzlbaumer: Jüngere Kolleginnen und Kollegen zeichnet immer ein höheres Maß an Unbeschwertheit aus. Da hat Claudia ganz sicher Vorteile. Und sie kann das Thema Digitalisierung voranbringen. Das hätte ich auch gern intensiver getan. In jedem Fall gibt es schier endlose Betätigungsfelder im KJR, die nach Gestaltung rufen. Dafür von Herzen die besten Wünsche! Interview: Marko Junghänel
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