K3 No. 1 - Februar 2021

| 01 | 2021 15 Freiheits- und Kinderrechte Schwerpunkt im November 2020 in einer Pressemitteilung dafür, alles zu tun, dass Grundschulen so lange wie eben möglich geöffnet bleiben. In einer Zeit des absoluten Lockdowns, in der viele Eltern im Homeoffice arbeiten und Sorge haben, den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist damit zu rechnen, dass eine „gewaltfreie Erziehung und elterliche Fürsorge“ nicht immer gewährleistet sind. Ganz zu schweigen davon, dass ein Lernen mit digitalen Medien für Grundschulkinder sehr viel weniger möglich ist als für Jugendliche. Wenn Kinder sich dann noch aufgrund der Kontaktbeschränkungen nur mit einem anderen Kind treffen können und auch Vereine und Freizeitstätten geschlossen sind, ist das Recht auf Spiel und Freizeit für Kinder extrem eingeschränkt. Aus diesem Grund sollten zumindest die Grundschulen auch in Zeiten der Pandemie soweit wie eben möglich offenbleiben und die Kinder zumindest im täglichen Wechselunterricht in ihr Schulhaus gehen dürfen. Die Schule muss weiterhin als Bildungs- und Begegnungsstätte fungieren und soziale Kontakte zwischen Kindern trotz Abstands- und Hygieneregeln ermöglichen. Zu viele Kinder erfahren außerhalb der Schule leider keinerlei bildenden Austausch und keinerlei bildende Erfahrungen. Die Schule muss aber – gerade in diesen Zeiten – auch ein Ort des Demokratielernens für Kinder sein. Es war noch nie so wichtig wie heute, mit Kindern in der Schule über ihre Rechte zu sprechen. Nur dann können Kinder in allen Zeiten diese von Erwachsenen auch einfordern. Astrid Lindgren sagt: „Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.“ Gabriele Klenk, Vorsitzende Landesgruppe Bayern im Grundschulverband Der ASP in Neuhausen – desinfizierte Spielzeugdrachen und Wechselmasken Das große C Seit zehn Monaten beherrscht das große C die Angebote der Of- fenen Kinder- und Jugendarbeit. Lockdown, Teilöffnungen und Hygienekonzepte sind allgegenwärtig. Was ist, wenn die substan- zielle Arbeit, gemeinsames Erleben mit allen Sinnen, aufgrund eines fiesen, kleinen Virus nur noch nach streng reglementierten Leitlinien möglich ist? Zeit, Kreativität, Kommunikation, Humor und Flexibilität sind im Zusammenwirken wichtige Komponenten, sowohl beim pädagogischen Team wie auch bei den jungen Menschen, die zu uns in die Einrichtung kommen. So begann im März eine gemeinsame Expedition in ein Leben unter stark veränderten Bedingungen, die alles, was bisher galt, erst einmal auf den Kopf gestellt haben. Offene Kinder- und Jugendarbeit lebt vom Analogen – vom Treffen, Reden und gemeinsamen Tun. Dies ist der Kern einer idealen Zusammenarbeit. Diese wichtigen unmittelbaren analogen Aktionen wurden und werden durch die gesetzlichen Bestimmungen deutlich eingegrenzt. Trotzdem ist die soziale Interaktion das Wichtigste für Kinder und Jugendliche, besonders in schwierigen Zeiten. Alle jungen Menschen, mit denen wir im Kontakt sind, haben großes Verständnis für die Maß- nahmen zum Gesundheitsschutz. Das Motto „Du musst die Maske nicht lieben, aber wenn du sie trägst, kannst du einen geliebten Menschen schützen“ ist Ansporn, sich dieser Herausforderung zu stellen. Wenn es klar ist, warum ich etwas tue, dann kann ich auch beim Spielen die Maske tragen. „Die Maske ist ein großes Geschenk, sie hilft, andere zu schützen.“ Dieses Zitat eines Kindes zeigt, dass junge Menschen sich durchaus ihrer Verantwortung bewusst sind, auch wenn das Maske-Tragen nicht die Lieblingsmaßnahme ist. Zu diesem Aspekt kommt ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit hinzu. Ein „Buff-Tuch“ ist besser für das Gesicht und die Umwelt, denn es hinterlässt keine Druckstellen hinter den Ohren und man kann es waschen, also wird Müll vermieden. Ist es aber nass, dann gibt es keinen Schutz mehr. Deswegen haben Kids mehrere Tücher dabei (der Rekord lag bei fünf Wechselmöglichkeiten). Wissen, verstehen, handeln Mit den gesetzlichen Regelungen zur Eindämmung eines pandemi- schen Geschehens sind sowohl die jungen Menschen als auch die Mit- arbeitenden konfrontiert. Diese oft nicht nachvollziehbaren Vorgaben werden, wenn sie erklärt sind, etwas nachvollziehbarer. Persönliche Hygiene wurde relativ schnell zu einer Schlüsselroutine, Hände waschen bzw. desinfizieren zum alltäglichen Ritual beim Betreten der Einrichtung. Aber wie steht es um mitgebrachtes Spielzeug, das nicht nur in den Händen des Kindes bleibt, dem es gehört? So wurden auch die eigenen Drachen-Action-Figuren unter die Desinfektions- dusche gestellt. Den Eisdrachen hat diese gekitzelt, der Feuerdrache schnurrte, weil es so schön kühl war, und der Skorpiondrache forderte eine zweite Dusche ein. Am nächsten Tag wurde dieses Ritual wieder durchgeführt, was zur Folge hatte, dass sich der Drachenbesitzer einen Desinfektionsspender aus Holz nachbaute, um dieses Procedere zuhause auch durchführen zu können. Sich permanent ändernde Vorgaben erleichtern die Offene Kinder- und Jugendarbeit nicht wirklich. Was ist in welcher Phase möglich? Welche aktuellen Entwicklungen müssen beachtet werden? Welche Beschränkungen sind gesetzlich vorgegeben? Kaum ist eine Routine entwickelt worden, erfordern die aktuellen Entwicklungen ein neues Vorgehen. Trotz oder gerade wegen der vielen Informationen tauchen Fragen und Unsicherheiten auf. Wie gehen wir mit diesen Unsicherheiten verantwortungsvoll um? Zunächst ist es wichtig, diese zu benennen. Für uns alle ist die Si- tuation neu. Wir sind in einem gemeinsamen Prozess des Begreifens, Lernens und Handelns. Hier hilft es, Transparenz bei allen Beteiligten zu schaffen. Das bedeutet auch, gegenüber Kindern und Jugendlichen zuzugeben, dass wir Erwachsenen nicht allwissend sind. Darüber hi- naus müssen wir die Bereitschaft signalisieren, uns um eine Klärung zu kümmern. Junge Menschen wollen und müssen sich begegnen und gemeinsam interagieren. Diese Erfahrungen sind wichtig für ein gesundes Aufwach- sen. Wie ist dies trotz der Einschränkungen durch Corona, im Sinne des Trotz Corona und mit Hygienekonzept: Spaß auf der Wiese mit dem „Ding aus dem Sumpf“. Foto: ASP Neuhausen

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