K3 No. 6 - November 2020
17 das kommt | 06 | 2020 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Wann warst Du das erste Mal in der Einrichtung? Canan: Eigentlich war ich seit meiner Geburt im August 1983 regelmäßig im Spielhaus. In den ersten Jahren immer mit meiner Mutter. Wir waren 3 Geschwister und alle 3 sind bei Jutta Schneider im Spielhaus gewesen. Wie lange hast Du die Einrichtung besucht? Weil ich fast jeden Tag da war, habe ich von Jutta persönlich ein „Sonderrecht“ bekommen und durfte bis zum 14. Lebensjahr bleiben (obwohl es eigentlich nur bis 12 Jahre möglich ist). Was hast Du von den Angeboten genutzt? Ich habe an fast allen Ausflügen teilgenommen: Fahrradtouren im Alpenvorland, Ausflug ins Trimini nach Kochel, Übernachtungsak- tionen, Selbstverteidigung für Mädchen, Ausflug ins Wellenbad etc. Gab es Ansprechpersonen, die für Dich besonders wichtig waren? „Jutta - ich hatte nur dich“, Jutta war so bodenständig. Alle anderen haben mich nicht interessiert. Gab es Situationen, in denen Du individuell unterstützt wurdest? Ja, um als türkisches Mädchen von zuhause wegzukommen. Früher gab es kein Internet, da wusste man auch nicht, was man in der Freizeit machen sollte, außer mal zum Olympiaberg zu fahren. Das ist aus mir geworden Gibt es Dinge, an die Du heute immer noch denkst und die Du beherzigst? Eigentlich denke ich an fast alles, ich war so glücklich und froh, dass es das Spielhaus gab, wir haben so viele Gesellschaftsspiele gespielt, wir haben Ideen für die Spielplatzgestaltung gesammelt. Ich erinnere mich an das viele Spielen, an das Kreative und das Bauen. Ich rede auch zu Hause ganz viel über das Spielhaus. Mein Mann weiß sehr viel über das Spielhaus und kennt Jutta aus meinen Er- zählungen. Seitdem ich eigene Kinder habe, sind alle Erinnerungen an das Spielhaus wieder hochgekommen. Seitdem sprechen wir ganz viel darüber, was ich mit dem Spielhaus alles erlebt habe. Und ich möchte, dass meine Kinder auch ins Spielhaus gehen, wenn sie alt genug sind. Dann ist Jutta aber schon im Ruhestand. Was machst Du heute? Ich habe Familie, zwei Kinder, beende gerade mein Studium in Os- teopathie, davor habe ich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und eine Ausbildung in Schmerztherapie gemacht. Eigentlich wollte ich Medizin studieren, aber das hat dann irgendwie nicht in meinen Lebensplan gepasst und hätte auch so lange gedauert. Hast Du heute noch Kontakt zu Leuten von damals oder zur Einrichtung? Leider nicht, per Zufall habe ich mal jemanden getroffen. Zum Spiel- haus bin ich wieder gekommen, weil ich einer Freundin den tollen Spielplatz zeigen wollte. Und über das Angebot, Kindergeburtstage im Haus feiern zu können, bin ich wieder ins Spielhaus gekommen. „Ich war so glücklich und froh, dass es das Spielhaus gab“ Canan (36) besuchte das Spielhaus Sophienstraße bereits als Baby mit ihrer Mutter und blieb der Einrichtung treu bis zu ihrem 14. Geburtstag Fasching im Spielhaus: Canan (2.v.r.) als Prinzessin Canan (li) mit ihren beiden Kindern zu Besuch im Spielhaus
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