K3 No. 5 - November 2020

13 das kommt | 05 | 2020 das war Das ist aus mir geworden Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Wann warst Du das erste Mal in der Ein- richtung? Am 14. September 1965, als das Freizeitheim eröffnet wurde. Wie alt warst Du? 20 Jahre Wie lange hast Du die Einrichtung be- sucht? Etwa vier Jahre noch und das war eine Ausnahme, denn eigentlich war das nur bis 18 Jahre möglich, aber ich habe mich auch ehrenamtlich eingebracht. Was hast Du von den Angeboten genutzt? Ich war jeden Tag im Fitness-Raum. Eine Tanzlehrerin brachte uns neben Walzer und Fox auch Tänze mit so tollen Namen wie Boogie-Woogie oder Slap bei. Ich habe an Ausflügen teilgenom- men, z.B. nach Burghausen oder auf eine Hütte in den Bergen. Es gab Fußballturniere, Fotola- bor, Disco-Partys, Schreinerei. Wir haben Seifenkisten gebaut und ein Seifenkistenrennen am Berg in der Domagkstra- ße gemacht. Und dann noch Faschingsbälle, Weihnachts- feiern mit den Senioren aus dem Altenheim in der Rü- mannstraße und es gab eine Musikband im Haus. Gab es Ansprechper- sonen, die für Dich be- sonders wichtig waren? Das ganze Team war wichtig, ohne Ausnahme. Gab es Situationen, in denen Du indivi- duell unterstützt wurdest? Ich wurde immer unterstützt, in jeder Si- tuation. Gespräche mit dem Team waren je- derzeit möglich, es wurden immer Lösungen gefunden. Gibt es Dinge, an die Du heute immer noch denkst und die Du beherzigst? Ich war fast jeden Tag im Freizeitheim. Mei- ne Jugend war dadurch geprägt. Es war wie zweite Heimat, wie eine Großfamilie. Ich habe gelernt, wie man sich benehmen muss, also Sozialverhalten. Man ist hier zusammen- gewachsen. Es war späte Nachkriegszeit, es waren keine Väter da. Durch das Freizeitheim war man von der Straße weg. Eine konkrete Erinnerung: Am Schuttberg stand neben einem Gartenhaus unter einem Gebüsch ein „Ohne Freizeitheim wären wir alle auf die schiefe Bahn geraten“ Günther (75) war einer der ersten Besucher im Freizeitheim Milbertshofen (heute TASSO33), und das ist immerhin schon mehr als 55 Jahre her Moped, was wir einfach mitgenommen haben. Wir sind dann ins Gartenhaus eingebrochen und haben das Moped dort ausgeschlach- tet. Alles kam raus und wir bekamen drei Tage Arrest im Cornelius-Jugendgefängnis. Wenn es so weitergegangen wäre, also ohne Freizeitheim, wären wir alle auf die schiefe Bahn geraten! Was machst Du heute? Ich bin Rentner. Mit unserer Band haben wir Musikauftritte im Freizeitheim bei besonde- ren Anlässen, Geburtstagen oder Jubiläen. Hast Du heute noch Kontakt zu Leuten von damals oder zur Einrichtung? Ich habe noch einen sehr guten Kontakt zum TASSO, speziell zu Ulrike Renner. Auch zu anderen ehemaligen Besuchern besteht noch guter Kontakt. Im TASSO haben sich aus meiner Generation mindestens fünf Ehepaare gefunden!

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