K3 No. 4 - September 2020

| 04 | 2020 27 Alles anders. Oder? Jugendarbeit in Corona-Zeiten Schwerpunkt Fragen und Themen junger Menschen im JIZ Jugendberatung in Zeiten von Corona Das Jugendinformationszentrum (JIZ) des Kreisjugendring Mün- chen-Stadt bietet ein breites Spektrum allgemeiner und spezieller Beratungen. Zu Beginn des Lockdowns war das JIZ zwar geschlossen, Beratungen fanden jedoch weiterhin per Telefon, E-Mail oder WhatsApp statt. Nachdem die nötigen Hygienemaßnahmen umgesetzt wurden, konnte das JIZ schon einige Wochen später wieder geöffnet werden. Durch seine inhaltliche und räumliche Nähe zu den Zielgruppen fungiert das JIZ oft als Seismograf für jugendspezifische Themen. Dieses Wissen spiegelt sich in der Beratung wider. Während der Co- rona-Pandemie konnte das JIZ-Team folgende relevanten Fragen und Themen identifizieren. Studierende Ausländische Studierende standen während des Lockdowns oft vor existentiellen Problemen. Viele durften beispielsweise nicht mehr nach Deutschland einreisen und ihr Studium antreten bzw. den Platz im Wohnheim beziehen. Beim Studentenwerk oder an der Uni standen sie oft vor verschlossenen Türen; manchmal waren die Vormieter des Zimmers nicht ausgezogen, weil sie unter Quarantäne standen. wagen sich viele Vereine noch nicht an die Durchführung eines Feri- enprogramms während der Sommerferien. Diejenigen Vereine, die ein solches Ferienprogramm anbieten, tun dies in modifizierter Form. Beim MTV München beispielsweise findet das gesamte Programm nur draußen statt. Für besonders regnerische Tage stehen große Zelte bereit, in denen der nötige Abstand eingehalten werden kann. Auch die Münchner Sportjugend hat die Möglichkeit ergriffen, digi- tale Methoden zu testen. So wurde neben Informations- und Fortbil- dungsveranstaltungen sogar eine komplette Veranstaltungswoche in digitaler Form durchgeführt. Für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Sportvereinen, die ohnehin viel Zeit in ihr Ehrenamt investieren, sind digitale Fortbildungsangebote deshalb besonders attraktiv, weil man sich Anreisezeit und auch Kosten spart. Trotzdem muss deutlich gesagt werden, dass digitale Vermittlungsformen im Aus- und Fortbildungsbereich für den Sport nicht ausreichend sind. Lisa Häfele, Münchner Sportjugend Konkret tauchten im JIZ bzw. beim Studentenwerk oft diese Anlie- gen auf: Ich wurde positiv auf Covid-19 getestet und wohne in einer Wohngemeinschaft beim Studentenwerk. Wie soll ich mich verhalten? Die Hochschule ist geschlossen, mein Wohnheimzimmer ist sehr klein und ich kann mich nicht mehr mit Freunden treffen. An wen kann ich mich mit meinen Sorgen und Ängsten wenden? Oder: Ich habe aufgrund der Pandemie meinen Nebenjob verloren. Ich kann ab dem nächsten Monat die Miete nicht mehr bezahlen. Muss ich jetzt mit einer Kündigung rechnen? Nicht auf alle Fragen konnten das JIZ-Team eine befriedigende Ant- wort geben. Verstärkt wurde das Dilemma dadurch, dass viele Ämter und Verwaltungen nicht erreichbar waren. Inzwischen hat sich die Situation deutlich entspannt. Das Studentenwerk beantwortet zudem auf seiner Internetseite im Bereich FAQs zahlreiche der nachgefragten Themen. Für das Wintersemester 2020/21 droht allerdings eine erneute Ver- schärfung der Lage. Aufgrund der weiter geltenden Hygienevorschrif- ten wird das Studentenwerk voraussichtlich keine Notunterkünfte für Studierende zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass mehrere hundert Studierende auf der Straße stehen werden. Auszubildende Hier tauchten oft arbeitsrechtliche Fragen auf, die teilweise von den Kolleginnen und Kollegen von azuro (Ausbildungs- & Zukunftsbüro) beantwortet werden konnten. Häufige Fragen waren: Darf mich der Arbeitgeber an Arbeitsplätzen einsetzen, an denen ich ein erhöhtes Risiko für eine Corona-Infektion befürchte? Gibt es Kurzarbeitergeld für Auszubildende? Oder: Ich habe aufgrund der Pandemie meine Ausbildungsstelle bzw. den Arbeitsplatz verloren. Zwei Monate vorher habe ich einen Ratenvertrag für einen neuen Fernseher abgeschlossen. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus? Einige der Fragen setzten umfangreiches (juristisches) Fachwissen voraus. Glücklicherweise kann das JIZ auf ein kompetentes Netzwerk von Fachstellen zurückgreifen. Junge Frauen In den Medien war immer wieder von Befürchtungen zu lesen, dass der Corona-Lockdown zu mehr Gewaltdelikten in den Familien führen könnte und dass darunter besonders Mädchen und junge Frauen leiden würden. Die Pandemie ist jedoch nicht alleiniger Auslöser häuslicher Gewalt. Vielmehr sind es oft bestehende Konflikte in den Familien, die unter den Bedingungen der Quarantäne verstärkt zu Ausbrüchen von Gewalt führen. Nicht das Virus schlägt zu, sondern oft Väter, Männer und Lebenspartner. » Ich bin Mutter von zwei Kindern (acht und sechs Jahre) und momentan im Home-Office. Besonders mein Sohn leidet darunter, dass er seine Freunde nicht sehen kann. Meine Tochter hingegen scheint die Situation vordergründig sehr gut zu verarbeiten. Aber auch bei ihr habe ich den Eindruck, dass sie häufiger Frustrations- erscheinungen (Wein-Zorn- Anfall) zeigt. Mutter Bild von Jana, 12 Jahre

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