K3 No. 3 - Juli 2020

Dachzeile 28 das kommt | 03 | 2020 Widerstand Schwerpunk Weinen, sich auf den Boden werfen, schreien, sporadisches Bocken und Umsichschlagen sind typische Reaktionen. Wichtige Voraussetzungen während der Autonomiephase sind daher die Entwicklung der Sprache und der Motorik, um im Alltag nicht ständig an körperliche, sprachliche und emotionale Grenzen zu stoßen. Des Weiteren ist die Unterstützung der Erwachsenen essentiell, damit das Kind lernt, mit diesen manchmal extremen Gefühlsschwankungen zwischen Sicherheit und Unsicherheit, Unabhängigkeit und Abhängigkeit sowie Erfolg und Misserfolg fertig zu werden. Letztendlich kann die Autonomiephase in unterschiedlicher Ausprägung bis weit in das vierte Lebensjahr hinein andauern. Prinzipiell lässt sich sagen, dass Regeln und Grenzen wichtig sind, um das Sozialverhalten zu fördern und ein „NEIN“ die Gelegenheit gibt, mit Frust und negativen Gefühlen besser umgehen zu können. Aus pädagogischer Sicht ist es also wenig sinnvoll, Trotzreaktionen vermeiden zu wollen. Klare Grenzen setzen, ein gutes Vorbild sein und andere Möglichkeiten der Konfliktlösung gemeinsam mit dem Kind zu suchen sind erste Schritte, um kritische Situationen bereits im Ent- stehen zu entschärfen. Das Streben nach mehr Selbständigkeit sollte unterstützt und dabei Situationen geschaffen werden, die dem Kind mehr Spielraum geben. Dinge, wie mit einem stumpfen Messer Gemüse schneiden, sich selbst anziehen oder Zahnpasta auf die Zahnbürste geben, zeigen dem Kind, was es schon alles alleine kann. Dabei ist nicht zuletzt Flexibilität aller Beteiligten gefragt. Letztendlich muss ein Kind lernen, dass es mal gewinnt und mal nachgeben muss und manchmal auch von allen Seiten ein Kompromiss gefragt ist. Claudia Hohenester, KoRi Schneckenstein, KJR Was scheinbar als Trotz oder Schmollen bei den Eltern ankommt, ist Zeichen von wachsender Autonomie Trotzalter als widerständige Entwicklungsphase Wenn Autonomie reift Der Begriff Trotzphase stammt noch aus Zeiten, in denen Kindern eine grundsätzliche Widerständigkeit unterstellt wurde. Aus der For- schung wissen wir heute, dass diese Phase ein normaler und wichtiger Schritt in der kindlichen Entwicklung ist. Um einem negativen Beigeschmack entgegenzuwirken, wird in der Entwicklungspsychologie anstelle des Begriffs „Trotzphase“ der Aus- druck „Autonomiephase“ verwendet. Allein diese Begriffsveränderung ermöglicht einen positiveren Blick auf das Verhalten der Kinder und beschreibt einen Ablöseprozess von der Bezugsperson sowie das Bestre- ben nach Selbständigkeit. Diese Phase beginnt meist ab dem zweiten Lebensjahr, indem das Kleinkind beginnt, ein „ICH“ zu entwickeln. Es möchte Dinge ohne fremde Hilfe bewältigen, entscheiden, was es anziehen will, und bestimmen, wann es Süßigkeiten gibt. Sätze wie „Ich will aber!“, „Ich kann das schon alleine!“, Wutausbrüche und Rebellion gegen jeden und alles sind klassische Situationen für diese Entwicklungsstufe. Auch wenn diese oft schwierig erscheint, stellt sie einen wichtigen Bestandteil der kindlichen Entwicklung dar und ist wesentlich für die spätere Selbständigkeit des Kindes. Gleichzeitig entwickeln sich Neugier und Entdeckungsfreude sowie der Wunsch, die Welt auf eigene Faust zu erobern. In dieser Zeit erlebt sich das Kind als handelnde Person mit eigenen Wünschen, Vorstellungen und Besitzansprüchen. Was es in diesem Alter allerdings erst noch erlernen muss, ist, seine Handlungsziele zu verändern und an äußere Situati- onen, Wünsche oder Vorstellungen seiner Sozialpartner anzupassen. Sich messen und ausprobieren Der unlösbare Konflikt zwischen dem Bedürfnis, seine Ziele erreichen zu wollen und diese nicht erreichen zu können, führt beim Kind zu einem Konflikt, dem es sich ausgeliefert fühlt. Durch diese emotionale Überforderung und die Frustration über das Nichterreichen eines Zieles reagiert das Kind mit einem teilweise heftigen Trotz- bzw. Wutanfall. Foto: pixabay.de Was für die Eltern wie Trotz oder Schmollen ankommt, ist ein Zeichen von wachsender Autonomie

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