K3 No. 3 - Juli 2020
15 | 03 | 2020 75 Jahre KJR 75 Jahre KJR München-Stadt Der Münchner „Freizeitstätten-Kampf“ Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) wird beschlossen. Es löst das Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) von 1961 ab Dem KJR gehören 51 Jugendverbände an, er unterhält 45 Freizeitstätten und hat einen Gesamthaushalt in Höhe von 19,5 Millionen Mark „Mitbestimmung und Partizipation“ ist KJR-Schwerpunktthema; Der Jugendtreff Neuaubing wird eröffnet „Kulturelle Kinder- und Jugendarbeit“ ist Schwerpunktthema des Jahres Nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl sperrt der KJR gegen den Willen der Stadt die Freiflächen seiner Freizeitstätten Der Arbeitskreis für Mädchenarbeit wird gegründet Unter dem Namen „Interkulturelle Arbeit“ läuft das Projekt „Ausländische Kinder und Jugendliche in Freizeitstätten“ an Erstmals wird mit der Mädchengruppe im Bewohnerzentrum Neuperlach Mädchenarbeit in einem KJR-Geschäftsbericht erwähnt Ein Türkischer Jugendverein tritt dem KJR bei. Es ist der erste Mitgliedsverband von Jugendlichen ohne deutschen Pass Der Zeugnerhof wird eröffnet und bald zum Zentrum der aufkeimenden Münchner Graffiti-Szene Der Münchner „Freizeitstätten-Kampf“ tobt Das seit 1977 erscheinende ‚KJR-Intern’ wird zu einer vollwertigen Zeitschrift über Jugendpolitik und Jugendverbandsarbeit Mit Erich Kiesl stellt die CSU zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder den Oberbürgermeister (der erste war Karl Scharnagl 1945-1948) Im Biederstein wird zum ersten Mal im KJR eine Mädchengruppe gegründet und explizit Mädchenarbeit gemacht Mit Karin Thomas vom JDAV wird erstmals eine Frau zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt In diesem Jahr feiert der KJR sein 75-jähriges Bestehen. Der K3 widmet diesem Jubiläum in jeder Ausgabe 2020 eine eigene Rubrik – mit Highlights aus der Geschichte des KJR und Ankündigungen sowie Nachberichten der Veranstaltungen, die im Zeichen des Jubiläums stehen. 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 1975 1974 1973 1972 1971 1970 1969 1968 1967 1966 1965 1964 1963 1962 1961 1960 1959 1958 1957 1956 1955 1954 1953 1952 1951 1950 1949 1948 1947 1946 1945 1944 1943 1943 1943 1942 1941 In den 1970er und 1980er Jahren steht der KJR schwer unter Beschuss. 1972 bezeichnet der Münchener Katholikenrat Freizeit- stätten als Brutstätten der Kriminalität, weil der KJR das sogenannte „Rockerproblem“ nicht mit Hilfe der Freizeitheime lösen kann. 1977 beschuldigt ein CSU-Stadtrat und Bundestagsabgeordneter den KJR, er „verschleudere“ das Geld der Steuerzahler an „völlig unbedarfte Angestellte“ in den Freizeitheimen, und finanziere die „Indoktrina- tion der Münchner Kinder“, die für den RAF-Terrorismus rekrutiert würden. Die Herbstvollversammlung verabschiedet einstimmig eine ausgewogene Resolution zu den Vorwürfen. Damit entzieht sie allen Versuchen, die Stimmung weiter anzuheizen, die Grundlage. Der schwerste Angriff folgt 1979 und geht vom größten Mitglieds- verband des KJR aus. Die Münchner Sportjugend will zwei bis drei Freizeitstätten aus dem KJR herauslösen und für Verbandszwecke selbst übernehmen. Unterstützt wird sie von der Münchner CSU, die mit Erich Kiesl seit 1978 den Oberbürgermeister stellt. Die CSU will, so berichtet der Münchner Merkur, die Freizeitheime von „Extremisten“ befreien und ein Weisungsrecht der Stadt gegenüber dem KJR festschreiben. Es beginnt der „Freizeitstätten-Kampf“ mit harten Bandagen. 1980 wird ein kritischer Revisionsbericht den Medien zugespielt, die das reißerisch ausschlachten: „Riesensummen fließen in dunkle Kanäle!“ (tz), „Chaotische Zustände in Münchens Freizeitheimen“ (Münchner Merkur), „Jugendring unkorrekt im Umgang mit Geld“ (Abendzeitung), „Pasing: Im Freizeitheim fließt Alkohol in Strömen“ (Bild München), „Besucherzahlen weit überhöht angegeben“ (SZ). Zudem kündigt der Stadtrat den Freizeitstättenvertrag. Der KJR gibt sich kämpferisch. Mit „43 Freizeitheime oder keines“ droht er, auf die Trägerschaft aller Münchner Freizeitstätten zu verzichten, falls ihm auch nur eine weggenommen würde. Der KJR erfährt breite Unterstützung bis in Teile der Jungen Union hinein, seine harte Linie zeigt Wirkung. Am 1. Juli 1981 tritt ein neuer Frei- zeitstättenvertrag in Kraft, der dem KJR nicht nur alle Freizeitstätten belässt, sondern seine Position langfristig stärkt. Der Vorläufer der Inter- kulturellen Pädagogik war das „Ausländerprojekt“ im KJR, hier der Zwischen- bericht von 1983
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