K3 No. 2 - April 2020
| 02 | 2020 25 Sport Schwerpunkt Sportvereine als Spielfeld der Demokratie #msjbewegt Sport vermittelt Werte. Denn Sport ist nicht nur Bewegungsspiel oder das Streben nach Leistung und Erfolg. Sport ist vor allem der Umgang mit seinen Mitmenschen, der Umgang mit Sieg und Niederlage. Für Mitbestimmung und Teilhabe muss man nicht erst zwei Meter groß werden … Beim Sport kommen unterschiedlichste Menschen zusammen und finden eine Wertewelt vor, die nicht nur ihr Leistungsvermögen beeinflusst. Vielmehr werden die Werte, die man im Sport erfährt, verinnerlicht und in den Alltag getragen. Sport ist Mitmachen, Sport ist Mitentscheiden und Mitgestalten. Sport ist das perfekte Spielfeld für unsere Demokratie. Sportvereine sind eine tragende Säule der Gesellschaft. Mit dem Ehrenamt als Grundlage schaffen sie Raum für Mitwirkung und Teil- habe. Mit ihren demokratischen Strukturen bieten sie jedem Mitglied die Möglichkeit, in allen Vereinsangelegenheiten mitzudiskutieren und mitzuentscheiden. Dabei gelten Toleranz, Respekt und Fairplay im Sportverein nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch bei der Meinungs- und Willensbildung. Um es auf den Punkt zu bringen: im Sportverein wird Demokratie gelebt und somit für alle erfahr- und erlernbar. Der gemeinnützige und organisierte Sport gibt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zur Partizipation und zum Kennenlernen demokratischer Strukturen. Da Partizipation, neben der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, dazu beitragen kann, die Zivilgesellschaft weiterzuentwickeln und zu unterstützen, sollte sie elementarer Be- standteil der Kinder- und Jugendarbeit im Sportverein sein. Engagiert für Demokratie Das Modell der demokratischen Partizipation betrachtet Teilhabe im Zusammenhang mit Demokratie. Es setzt sich aus drei Komponenten zu- sammen, die allesamt einen anderen Fokus auf Partizipation legen und im Sport tagtäglich gelebt werden. Dazu gehören Mitbestimmung und Entscheidung (politische Partizipation), Mitsprache und Aushandlung (soziale Partizipation) sowie Mitgestaltung und Engagement (aktives Handeln). Eine solche demokratische Partizipation ist Voraussetzung für Demokratie und erfolgt oft schon unbewusst in verschiedenen Bereichen des organisierten Sports. Sie findet beispielsweise durch Entscheidungen und Wahlen bei Mitgliederversammlungen statt, aber auch durch Mitsprache und Aushandeln bei Herausforderungen und Entscheidungen im Trainingsbetrieb. Außerdem kommt Partizipation beim sozialen Miteinander und beim (ehrenamtlichen) Mitgestalten und Engagieren im Bereich der Jugendarbeit vor. Diese drei Formen der demokratischen Teilhabe beziehen sich zwar auf jeweils unter- schiedliche Aspekte, greifen jedoch ineinander und bedingen sich gegenseitig, befähigen junge Menschen dazu, Demokratie spielerisch zu erlernen. Die aktive Mitgestaltung und das ehrenamtliche Engage- ment nehmen dabei eine zentrale Rolle ein und werden als Basis für demokratisches Handeln betrachtet. Das bedeutet, dass nur dann im Verein demokratisch gehandelt wird, wenn die Mitglieder aktiv werden und sich engagieren. Partizipation in Sportvereinen meint die Einbe- ziehung von Kindern und Jugendlichen in Entscheidungsprozesse und Abläufe. Junge Menschen lernen im Sportverein, was es bedeutet, in einer Demokratie zu leben und ein demokratisches Miteinander mit- zugestalten. Das sollen sie später auch auf die gesamte Gesellschaft übertragen können und wissen, dass Demokratie nur dann funktioniert, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger einbringen. Die Münchner Sportjugend (MSJ) möchte mit ihren Aktionen, Förde- rungen und Beratungen demokratische Prozesse im Sport stärken. Wir möchten dafür sorgen, dass Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremis- mus genauso wie Antisemitismus und Hass keinen Weg in die Sportver- eine und -verbände finden. Wir möchten, dass im organisierten Sport die Teilhabe junger Menschen beispielsweise durch Jugendordnungen gewährleistet wird. Wir wollen darüber hinaus, dass das alltägliche Ver- einsleben im Sport jungen Menschen näherbringt, was Mitbestimmung in einer Demokratie bedeutet. Zentraler Bestandteil dafür ist es, die Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie die Vereinsmitarbeitenden für Toleranz und Demokratie im Sport auszubilden, als Multiplikatoren bzw. Multiplikatorinnen zu gewinnen und für entsprechende institutio- nelle Rahmenbedingungen im Verein zu begeistern. Denn: Sportvereine sind das beste Spielfeld der Demokratie! Pascal Lieb, Münchner Sportjugend im BLSV Fanprojekt Augsburg gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Rassismus im Schutz der Fankurve Herabwürdigungen und Hass gegen Einzelpersonen wie Dietmar Hopp sind die eine Seite der Medaille – in den Fußball-Stadien bricht sich aber immer wieder auch offener Rassismus seine Bahn. Ein Gespräch mit Matthias Hummel vom Fanprojekt Augsburg über pädagogische Gegenstrategien. Ich vermute, dass es im Fanprojekt nicht um Einzelpersonen wie Dietmar Hopp geht … Matthias Hummel: Unsere Arbeit ist antidiskriminierend und anti- rassistisch angelegt und will Jugendliche und junge Erwachsene in den Fußballstadien erreichen. Wir machen Angebote der politischen Treibst Du Sport auch außerhalb des Schulunterrichts? Wenn ja, was machst Du? Ich gehe zum Bouldern, spiele Tischtennis und Basketball. Junge, 14 Foto: MSJ
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