K3 No. 2 - April 2020
19 das kommt | 02 | 2020 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Das ist aus mir geworden „Glaub mir, Du wirst mal Sozialpädagogin!“ Vor mehr als 15 Jahren habe ich diesen Satz zum ersten Mal gehört. Von Züleyha, der Ein- richtungsleiterin des Jugendtreffs Neuaubing. Aber ich konnte damit noch nichts anfangen. Mit Kindern und Jugendlichen arbeiten?! Na ja … eher nicht, dachte ich. Meinen ersten Kontakt zu einem Jugendtreff und somit zum KJR hatte ich mit 13 Jahren. Schüchtern und etwas zurückhaltend betrat ich mit einer Freundin den Jugendtreff Neuaubing. Ich wurde aber gleich sehr herzlich empfangen und habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Zwar konnte ich schulbedingt nicht regelmäßig vor- beischauen, aber wenn ich dort war, wurde das immer lautstark von Züleyha mit einer dicken Umarmung zelebriert (was bis heute so ist :-)). Ich erinnere mich gerne an die vielen verschiedenen Aktionen dort. Zum Beispiel der tolle Selbstverteidigungskurs, bei dem am Ende jedes Mädchen ein dickes (!) Holzbrett zerschlagen sollte. „Das schaff ich niiiiemals!“, dachte ich. Umso schöner, als ich dieses dicke Ding doch mit EINEM Schlag durchbrochen hatte. Das war echt ein Erlebnis und weil ich so stolz darauf war, wird das zerschlagene Holzstück bis heute mit einer großen Schleife in meinem Elternhaus aufbewahrt :-) Auch die Mädchen-Übernachtungsaktionen waren immer mit viel Spaß verbunden, manchmal zum Leidwesen der Pädagoginnen – heute in meiner anderen Rolle fühle ich natürlich mit ihnen ;-) Im Jugendtreff wurde ich zur Jugendrätin gewählt. Ich kann mich noch gut an die Auszählung erinnern, da ich sehr aufgeregt war. Natür- lich habe ich dann auch das Jugendratsseminar in Langau besucht, das auch ein unvergessliches Erlebnis war! Heute führe ich dort mit Kindern und Jugendlichen selbst Semi- nare durch. Hervorzuheben ist die enge Beziehung zu den Pädagogen und Pädagoginnen (insbesondere Züleyha, Eva, Alex, Berti). Vor allem bei Schulproble- men, Liebeskummer oder Ärger mit den Eltern waren sie meine allererste Anlaufstelle und standen immer mit Rat und leckerem Essen zur Seite. Mit ca. 15 Jahren habe ich dann meinen zweiten Kinder- und Jugendtreff – die Aubinger Tenne – entdeckt und wurde auch dort sofort mit offenen Armen aufgenommen. Hier verbrachte ich vor allem gerne die Zeit im Offenen Treff mit der schöne Café-Atmosphäre … und Einrichtungsleiter Berti war auch so herzlich zu mir, dass ich immer wieder gerne zu Besuch kam. Über Umwege nahm die „Soziale Arbeit“-Geschichte ihren Lauf. Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau absolviert. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das Arbeiten am Computer auf Dauer nichts für mich ist. Nach der Ausbildung habe ich dort noch ca. ein Jahr gearbeitet. Ich kann mich noch gut an das Telefonat in meiner Mittagspause mit Züleyha erinnern, als ich ganz aufgelöst angerufen und sie mal wieder um Rat gebeten habe. Sie bot mir sofort ein Schnupperpraktikum an. In dieser Zeit habe ich so unglaublich viele schöne Erfahrungen gemacht und das Arbeiten mit den Kindern und Jugendlichen war für mich nun nicht mehr wegzudenken. So habe ich mich für das Studium der Sozialen Arbeit entschieden. Das Team in Neu- aubing habe ich weiterhin unterstützt. Auf einer unserer Veranstaltungen stand dann plötzlich der Berti vor mir, die Wiedersehensfreude war groß, und als die Frage aufkam, was aus mir geworden ist, erzählte ich von meinem Studium. Total be- geistert fragte er mich, ob ich mir denn vorstellen könnte, in der Tenne zu arbeiten. Jetzt bin ich seit dreieinhalb Jahren glücklich und zufrieden Sozialpädagogin in der Aubinger Tenne – wuuhu! Und wenn ich alles zusammenrechne, sind es eigentlich 20 Jahre KJR-Jubiläum: Besucherin -> Jugendrätin -> Ehrenamtliche -> Praktikantin -> Sozialpädagogin beim KJR! Started from the bottom, now we‘re here :-) „Glaub mir, Du wirst mal Sozialpädagogin!“ Sabiha (28) besuchte zwei KJR-Einrichtungen, zunächst den Jugendtreff Neuaubing, später die Aubinger Tenne
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