K3 No. 1 - Februar 2020
9 das kommt | 01 | 2020 das war Aktionstag #LoveYourself Bevor Bilder in Magazinen, auf Leinwänden oder Werbeplakaten erscheinen, wird kräftig gephotoshopt, bei Smartphones lassen sich verschiedenste Filter über Selfies legen, in Tutorials wird erklärt, wie die „beste Seite“ durch Posen zur Geltung kommt: Unsere Körper werden ver-rückt, aus dem Gleichgewicht gescho- ben und hingedreht, um in bestimmte Proportionen und zu derzeitigen Idealvorstel- lungen zu passen. In sozialen Medien und auf dem Pausen- hof wird dieses Schönheit- sideal geteilt, gehypet und uns allgegenwärtig vor Augen geführt und wir werden von unserem eigenen Selbst ent- rückt. Als Versuch dieses Bild wieder etwas zurechtzurü- cken und um den Blickwin- kel unserer heranwachsen- den Mädchen für ihr Wesen zu erweitern, das durch so viel mehr geprägt ist als durch Körpermerkmale, wur- de ein Aktionstag ins Leben gerufen. Dass die Pädagoginnen für geschlechts- reflektierte Mädchen*arbeit aus dem aqu@ rium, Laimer, Intermezzo, ‘s Dülfer, FEZI und Mooskito sowie von der Fachstelle für Mädchen*, junge Frauen* und LGBTIQ – mit diesem Bestreben nicht alleine sind, zeigt ein Gegentrend, der auch in den sozialen Medien zu finden ist: „#LoveYourself“ – und so erhielt der Tag diesen Namen. Im Foyer des Laimer Jugendzentrums tauchten die Mädchen in die Welt angeb- licher Schönheitsideale ein – und erlebten diese per Fotogalerie und Videoclips abseits hiesiger Trends so bunt und vielfältig, wie unsere Körper und Gesellschaften ebenfalls sind. Herausgreifen lässt sich beispielsweise der sogenannte „Lotusfuß“ – dieses Ideal fanden viele verrückt, ist es doch ein unna- türliches In-Form-Rücken. Ganz anders und viel schlimmer natürlich als die hierzulande in Form gebrachten Körper durch Hungerdi- äten, oder? In der Küche durften die Teilnehmerinnen nach Herzenslust Zutaten kombinieren, um EnergieBalls herzustellen – Leckereien aus Datteln, Haferflocken, Chia- oder Leinsamen Projektarbeit im KJR München-Stadt Projektarbeit wird im KJR besonders gefördert, denn projektspezifische Ar- beitsformen sind in allen Arbeitsfeldern geeignet, neue Ideen und Angebote zu entwickeln. Projektarbeit unterscheidet sich von der Regel- oder Routinearbeit durch eine begrenzte Aufgabenstellung mit inhaltlich oder methodisch innova- tivem Charakter. Projektarbeit ist immer ein effektives Lernfeld für alle Projektbe- teiligten, die Professionellen wie die Kin- der und Jugendlichen. Die Verpflichtung zur Dokumentation und Präsentation der geförderten Projekte ermöglicht, dass die gewonnenen Erfahrungen in die Arbeit weiterer Arbeitseinheiten einfließen. Im K3 berichten wir regelmäßig über solche Projekte. Verrückt? Ver-rückt! Als Gegenpol zu Schönheitswahn und dem Druck, gängigen Idealvorstellungen entsprechen zu wollen, haben KJR-Pädagoginnen ein neues, durch Projekt gelder finanziertes häuserübergreifendes Angebot entwickelt, das sich an Mädchen von 10 bis 14 Jahre richtet und Erdnussbutter. In der Werkstatt wurde gemixt und gerührt, um aus natürlichen Produkten Zahnpasta herzustellen. Dass es bei manchen chemischen Verbindungen eine Weile dauert, bis die Endkonsistenz erreicht ist, stellte manch eine vor eine Geduldsprobe. Nebenan konnten sich die Mädchen bei ruhiger Musik und Yoga entspannen. Den Gegen- satz dazu gab es im Un- tergeschoss: Work-out auf Matten oder auf dem Ener- giefahrrad, dessen Energie- transfer zwar nicht zum Mi- xen von Smoothies reichte, aber bereits die Muskeln heiß laufen ließ, wenn es galt, eine normale Glühbir- ne statt einer LED-Lampe zum Leuchten zu bringen – bei erfolgreichem Strampeln leuchteten dann gleich die Augen mit. In zwei weiteren Workshops setzten sich die Mädchen mit Selbst- und Fremdwahrnehmung ausei- nander, was jemandem zusätzlich zum Aus- sehen noch so auffällt oder gefällt an ande- ren, und überlegten, was denn ein gesunder Körper is(s)t, um anschließend ihr Wissen in einem Quiz unter Beweis zu stellen. Während der Mittagspause – es musste an die Tafel angebaut werden, damit alle Platz fanden – herrschte reges Treiben und ausgelassene Stimmung. Damit auch der Spaß nicht zu kurz kam, durften die Mädchen den Tag via Fotobox festhalten und mithilfe diverser Accessoires und Spruchwolken lustige und verrückte Bilder knipsen. Als besonders erlebten wir den Austausch zwischen den Mädchen über die Häusergrenzen hinweg und die durchwegs harmonische Atmosphä- re. Wie es für die Mädels war? Das durften sie gleich evaluieren und sich die Ergebnisse per Wortwolke ansehen. Ob es das wieder geben wird, wurde noch gefragt – aber sicher! Angela Kraft, Das Laimer, KJR
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