K3 No. 1 - Februar 2020

Dachzeile 22 das kommt | 01 | 2020 Kommunalwahl 2020 Schwerpunk Das Auto hat keine Zukunft in den Städ- ten – zumindest ist der Führerschein oder gar ein eigener Pkw für die Mehrheit der jungen Menschen in München längst kein erstrebenswertes Ziel mehr. Wie sieht in Ihrem Programm ein attraktiver, nachhal- tiger, effizienter und kostengünstiger Mobilitätsmix für junge Menschen (und die Stadtgesellschaft) in den kommenden Jahren aus? Welche Rolle spielen dabei die Aspekte Nachhaltigkeit und Klima­ freundlichkeit? Diese These teile ich so nicht: Das Auto wird auch in 20 Jahren noch ein viel genutztes Verkehrsmittel sein – insbesondere, weil sich andere Antriebsarten etablieren, wie z.B. sha- red cars und autonomes Fahren. Gleichzeitig braucht eine Stadt Wirtschaftsverkehr, damit sie funktioniert. Und: Die Neuzulassungen steigen in München jedes Jahr. Genau des- wegen müssen wir Anreize dafür schaffen, das Auto stehen zu lassen. Dazu brauchen wir einen viel leistungsstärkeren, zuverlässigeren und kostengünstigeren ÖPNV, z.B. mit dem 365 Euro Ticket für alle sowie eine U-Bahn rund um die Uhr. Plus: Investitionen in den Ausbau der U-Bahn und endlich einen S-Bahn-Ring. Mög- lichst viel Verkehr gehört unter die Erde, z.B. am Mittleren Ring. Wir brauchen einen „Park & Ride“- und einen „Bike & Ride“-Ring. Urbane Mobilität kann nur als Gesamtkonzept nach- haltig umgesetzt werden. Dazu gehört auch der Ausbau der Radl- und Fußgängerinfrastruktur. Miteinander verkehrliche Lösungen finden, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll sind: Das ist mein Ansatz. Wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten wollen, müssen wir attraktive Alternativen zum Auto anbieten. Eine gute Verkehrspolitik in München bedeutet für mich: klimafreund- liche, stressfreie Mobilität für alle und mehr öffentlicher Raum für die Menschen – natürlich auch für Kinder und Jugendliche. Wir setzen uns seit vielen Jahren konsequent für ein leistungsfähiges und durchgängiges Radver- kehrsnetz in München ein. Und wir wollen den ÖPNV in München massiv stärken: durch eine Erweiterung des U-Bahn-Netzes, eine Verdop- pelung der Tram-Linien und den Ausbau des Bus-Netzes sowie deren Beschleunigung durch die Einführung von gesonderten Busspuren. All das muss vor allem für junge Menschen am Ende auch bezahlbar sein. Deshalb fordern wir seit Langem eine kostenfreie Nutzung des ÖPNV für Kinder, Jugendliche, Studierende und Mobili- tätseingeschränkte – unabhängig davon, ob sie in Schule und Ausbildung sind oder gerade einem anderen Lebensentwurf folgen. Stell dir vor: München – und keiner will und kann mehr hin. So attraktiv die Stadt sein mag, so aussichtlos ist es für junge Menschen, die finanziellen Mittel aufzubringen, sich diese Stadt leisten zu können. Was werden Sie tun, um Spekulationen mit Wohnraum und damit die Kosten für ein eigenes Heim – insbesondere für junge Menschen und Familien – zu beenden? Welche neuen (Verbund-)Formen von wohnen, arbeiten und leben wird es geben? Wir müssen weiter Wohnungen bauen, um das Angebot zu vergrößern. Und dabei vor allem mehr in die Höhe denken, als alles zuzubeto- nieren. Natürlich sollten wir auch dort gezielt nachverdichten, wo es möglich ist und den Charakter der einzelnen Viertel nicht zu sehr verändert. Wir müssen auch unbedingt das kommunale Wohngeld wieder einführen, um die Münchnerinnen und Münchner zu unter- stützen. Gleichzeitig muss die Stimme Mün- chens endlich auf Landes- und Bundesebene gehört werden, um das Wohnungsproblem in Ballungsräumen Hand in Hand angehen zu können. Bislang kommt da viel zu wenig, egal ob durch Sonderförderprogramme oder steuerliche Anreize. Und gerade was junge Familien angeht: Wir müssen als Stadt endlich wieder Wohneigentum fördern. Nichts ist eine bessere Absicherung gegen unkontrollierte Mieterhöhungen. Wenn insbesondere junge Menschen in Ausbil- dung und Studium sich das Wohnen in München nicht mehr leisten können und selbst mittlere Einkommen bald nicht mehr ausreichen, um hier zu leben, braucht es unserer Meinung nach eine völlig neue Art, Wohnen zu denken. Wir fordern die Schaffung von jährlich 4.000 geför- derten und preisgedämpften Wohnungen sowie die Errichtung von 2.000 (anstatt wie bisher 1.250) Wohnungen durch die städtischen Woh- nungsbaugesellschaften. Mit dem gesetzlichen Instrument der Städtebaulichen Entwicklungs- maßnahme werden wir Grundstücke zu fairen Preisen erwerben, um neue Stadtviertel mit guten Versorgungs- und Freizeitangeboten zu errichten. So beugen wir Immobilienspekula- tion vor und sorgen für dauerhaft bezahlbaren Wohnraum. Schade, dass sich SPD und CSU dieser Möglichkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, im Münchner Norden verweigern. Christina Frank Katrin Habenschaden

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