K3 No. 6 - September 2019
Dachzeile 34 das kommt | 06 | 2019 Gedenkarbeit und Frieden Schwerpunk Gedenkarbeit in der Jugendarbeit: DGB-Jugend Erinnern heißt kämpfen „Wir dürfen nie vergessen, was unsere Generation zwar nie erlebt hat, was aber Teil unserer kollektiven Erinnerung ist“, so der Jour- nalist Georg Restle bei der Gedenkveranstaltung der DGB-Jugend Bayern anlässlich des 80. Jahrestags der Novemberpogrome. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 werden unter Anlei- tung der Nationalsozialisten landesweit Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert bzw. zerstört, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gejagt, verprügelt und auf offener Straße ermordet. Die Novemberpogrome markieren den Übergang von Diskriminierung und Ausgrenzung zur offenen und systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. Sie zeigen für alle sichtbar die gewalttätige und menschenverachtende Politik des Hitlerfaschismus, die schließlich in den Krieg führte. Wenige Jahre später will eine Mehrheit der Deutschen kaum etwas von den Verbrechen der Nazis mitbekommen haben. Bereits 1952 orga- nisiert die bayerische Gewerkschaftsjugend anlässlich des Jahrestages der Novemberpogrome die erste Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in München und im Folgejahr in der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau. Es ist das älteste Gedenken einer Nicht-Verfolgten-Organisation in der BRD. Diese Kontinuität in der Erinnerungskultur hat große Bedeutung. Eine Herausforderung besteht darin, dass das Gedenken nicht zum Erinnern, lernen, handeln – für die DGB-Jugend ein sinnstiftender Kanon von Werten und Handlungsimpulsen. Gedenken Oktoberfest-Attentat München Am 26. September 1980 fand der schwerste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik statt. Am Haupteingang des Münchner Oktoberfestes detonierte eine Bombe. 13 Menschen wurden getötet, darunter drei Kinder im Alter von sechs, acht und elf Jahren, 211 Menschen zum Teil schwer verletzt. Unter den Toten war auch der Täter, der 21-jährige Gundolf Köhler. Die Opfer des Attentats, ihre Angehörigen und diejenigen, die damals für die Versorgung der Verletzten und die Bergung der Toten verantwortlich waren, leiden zum Teil bis heute an den psychischen und physischen Folgen. Die Tat hatte einen rechtsextremen Hintergrund, und der Täter stand in Verbindung zu der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoff- mann. Die Hintergründe des Attentats wurden bis heute nicht richtig aufgearbeitet. Viele Fragen sind nach wie vor offen. Das offizielle Ermittlungsergebnis wurde immer wieder angezwei- felt. Auch dem langjährigen Druck aus den Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft ist es zu verdanken, dass die Bundesanwaltschaft Ende 2014 eine Wiederaufnahme der Ermittlungen verkündete. Die DGB-Jugend München erinnert bereits seit 1983 jedes Jahr zum Jahrestag des Anschlags am Mahnmal an der Theresienwiese an diese schreckliche Tat. Wir wollen der Opfer gedenken und die kritische Auseinandersetzung mit dem Attentat wachhalten. Verbunden mit diesem Gedenken ist für uns auch weiterhin die Aufgabe, sich rechtsextremem Gedankengut in diesem Land entgegenzustellen. inhaltsleeren Ritual erstarrt, sondern lebendig bleibt. Die junge Generation muss ihre eigenen Zugänge zur Geschichte finden. Junge Menschen dürfen nicht nur passiv zuschauen, sondern müssen selbst mitgestalten können. Die Gedenkveranstaltung in Dachau wird darum jedes Jahr von jungen Ehrenamtlichen mitgestaltet. Sie recherchieren beispielsweise die Biographien von ehemaligen KZ-Insassinnen und Insassen, stellen diese vor und können dabei ihre eigene Perspektive einbringen. Frieden bedeutet für mich … ... dass meine Freunde mich nicht beleidigen und ich mir um meinen Onkel beim türkischen Militär keine Sorgen machen muss. Junge Foto: DGB-Jugend Bayern
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