K3 No. 6 - September 2019

Dachzeile 32 das kommt | 06 | 2019 Gedenkarbeit und Frieden Schwerpunk Martin (Jahrgang 1963) Welche Gründe gab es für dich, Zivildienst zu leisten und wann stand dieser Ich fand Zivildienst grundsätzlich sinnvoller und war ohnehin bereits vielfältig ehrenamtlich und politisch aktiv. Da war die Entscheidung zur Kriegsdienstverweigerung für mich naheliegend bis zwingend. Wir standen damals noch merklich unter dem Einfluss der Folgen der Kriege in Vietnam und Korea sowie des Nato-Doppelbeschlusses. Ich schätze, dass ich diese Entscheidung im Alter von 16 bis 17 Jahren getroffen habe. Ich war sehr überzeugter Pazifist in dieser Zeit. Eine Waffe in die Hand zu nehmen, um damit sein Land zu schützen, galt und Ich kann bis heute eine gewaltsame kriegerische Auseinandersetzung nicht als Dienst am Frieden sehen. Das kann man nicht schönreden. Solange die Waffe nicht eingesetzt wird, kann man es aber als friedens- sichernd bewerten. Die Bundeswehr war bei ihrer Gründung eindeutig als Verteidigungsarmee definiert, Auslandseinsätze gab es nicht. Gleichzeitig empfand ich die weltpolitische Lage damals stabiler als heute. Meine Haltung zur bewaffneten Verteidigung hat sich allerdings zwischenzeitlich verändert. Wie hast du zu der Zeit, als du dich für den Zivildienst entschieden hast, die Die weltpolitische Situation Anfang der 1980er Jahre ist mit der heutigen nicht vergleichbar. Interessanterweise gab es damals, wie auch heute, eine klare Bedrohungslage. Allerdings waren die Macht- blöcke mit Warschauer Pakt und Nato eindeutig definiert. Durch den Nato-Doppelbeschluss und die daraus folgende Stationierung von Nuklearwaffen in Westdeutschland entstand eine bedrohliche Situ- ation, die eine gesellschaftliche Spaltung in dieser Frage zur Folge hatte. Die Raketentransporte der Pershing II führten durch meine schwäbische Heimatstadt auf dem Weg nach Mutlangen, wodurch die Bedrohung realer wurde. Ich musste mir einiges an Beschimpfungen und Diffamierungen wegen meiner Kriegsdienstverweigerung anhören. „Drückeberger“ gehörte dabei noch zu den harmlosen Begriffen … Wehrpflicht abgeschafft, Bundesfreiwilligendienst eingeführt – und immer Ich sehe durchaus einige Vorteile in einem verpflichtenden Sozialen Jahr. Einen Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit kann ich noch erkennen, den Beitrag zum Frieden weniger. Da müssen politische Instrumente eingesetzt werden. Die entscheidenden Ansatzpunkte zu mehr Frieden sehe ich deshalb woanders. Was glaubst du – wie kann man den Frieden am besten bewahren und schützen? Das ganz große – wenn auch utopische – Ziel wäre der Weltfrieden. Wichtigste Voraussetzung ist meiner Ansicht nach, das weltpolitische Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen, wenn das noch möglich ist. Dies muss vor allem auf wirtschaftlicher und ökologischer Ausgewogen- heit basieren. Es muss auch ein Zustand erreicht werden, der weniger Krisen und damit verbundene Migrationsbewegungen auslöst. Damit würden wir zumindest regional dem Frieden wieder näherkommen. Bürger in Uniform als Friedensbringer oder doch ein Job, bei dem es ums Töten geht? Diese Frage beschäftigt Generationen junger Männer. Zivildienst als Friedensdienst – drei Generationen und ihre Erfahrungen Frieden schaffen – mit oder ohne Waffen?! Als es in Deutschland noch die allgemeine Wehrpflicht gab, standen junge Männer immer wieder vor der Frage „Dienst an der Waffe, ja oder nein?“ Gründe für die letztlich persönliche Entscheidung gab es viele und alle waren logisch. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich aber Gewichtungen in der Einstellung zum aktiven Wehrdienst durchaus gewandelt. Bild: Presse Bu ndeswehr

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