K3 No. 6 - September 2019

| 06 | 2019 31 Gedenkarbeit und Frieden Schwerpunkt Internationale Jugendbegegnung München Aus dem Gestern für das Morgen lernen Normalerweise liegt die Kriegsgräberstätte München Waldfriedhof mit ihren insgesamt 3.540 Grabsteinen für die Opfer der beiden Weltkriege und der NS-Gewaltherrschaft ruhig und beschaulich da; normalerweise … Mehr als Grabsteine pflegen; die Jugendlichen aus verschiedenen Nationen leisten mit ihren Workcamps aktive Friedensarbeit. Während sich die beerdigten jungen Menschen vor einem dreiviertel Jahrhundert als Feinde gegenüberstanden, pflegen heute Jugendliche aus der ganzen Welt diese Kriegsgräberstätten. Sie wollen sie als Lern- orte der Geschichte nutzen und als Mahnmale für den Frieden erhalten, damit die Menschen nicht vergessen und so etwas nie wieder geschehen kann. Sie wollen Zeichen setzen – für Völkerverständigung und gegen nationalistische und populistische Tendenzen. Vor allem aber wollen sie einander kennenlernen und Freundschaften über Grenzen hinweg schließen. Diese und ähnliche Antworten erhält man von den Jugendlichen, wenn man sie fragt, warum sie in ihren Ferien an einer Internationalen Jugendbegegnung (IJB) des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsor- ge e.V. teilnehmen, statt auf Mallorca am Strand zu liegen. Praktische politische Bildung Zudem ist die gemeinsame und verbindende Arbeit auf der Kriegs- gräberstätte nur ein Bestandteil der IJB. Neben einem spannenden historisch-politischen Bildungsprogramm, wie der Besuch des NS-Do- kumentationszentrums in München und der KZ-Gedenkstätte Dachau, gibt es ein abwechslungsreiches Freizeitangebot: Allianz Arena, Schloss Neuschwanstein, ein bayerischer Tanzkurs und Nationenabende, bei denen die Jugendlichen ihre Länder präsentieren. Dazwischen bleibt genügend Zeit, um sich am Ufer des Ammersees, wo die Unterkunft der Gruppe liegt, zu entspannen, Fußball zu spielen oder gemeinsam am Lagerfeuer zu sitzen. Stets mit dabei sind die ehrenamtlichen Jugendleiterinnen und Jugendleiter des Volksbundes, die häufig selbst einmal Teilnehmende waren. Zwei Köche und ein Busfahrer der Bundeswehr sorgen dafür, dass die Jugendlichen immer gut verköstigt und sicher unterwegs sind. Höhepunkt für alle ist sicherlich die Gedenk- und Abschlussveran- staltung am Ende der zweiten Woche. Die Jugendlichen haben hierfür ein eigenes Programm mit Liedern und Friedenswünschen in ihren Landessprachen vorbereitet. Die Gäste sind hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Landtagsabgeordnete, Mitglieder des Konsularischen Korps, sogar der Prinz von Benin und Angehörige von Kriegstoten sind gekommen, um den internationalen Jugendlichen zuzuhören und ihnen ihren Dank und Respekt für die geleistete Friedensarbeit auszudrücken. Jedes Jahr veranstaltet der im Auftrag der Bundesregierung tätige Volksbund weltweit etwa 40 dieser internationalen Jugendbegegnungen und Workcamps. Die Camps sind meist für 16- bis 23-Jährige geeignet. Teilweise gibt es auch Veranstaltungen, die für Kinder ab zehn Jah- ren konzipiert sind. Der Eigenanteil für die zweiwöchigen Camps ist unterschiedlich hoch, liegt aber meist bei etwa 150 Euro. Ziel ist es, junge Menschen aus der ganzen Welt zusammenzubringen und gemäß dem Motto des Volksbundes „Gemeinsam für den Frieden“ einen Beitrag zur Völkerverständigung und einer europäischen Erinnerungskultur zu leisten. Informationen zu den Camps und zur Jugendarbeit des Volksbundes unter: www.volksbund.de/workcamps Maximilian Fügen, Landesverband Bayern im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. An diesem heißen Tag im August sind hier etwa 30 Jugendliche unterwegs. Man hört sie in den Sprachen der zwölf verschiedenen Nationen, aus denen sie kommen, wild durcheinanderreden. Die Jugendlichen erkunden mit Hilfe von Biografie-Zetteln das Leben der dort Bestatteten oder zeichnen mit speziellen Stiften verblasste Grabinschriften nach. Was sie auf den Grabsteinen lesen, stimmt sie nachdenklich. Viele der Toten waren kaum älter als sie selbst. Manch einer hatte denselben Vorname oder am gleichen Tag Geburtstag. Die- ser deutsche Soldat ist an Weihnachten gestorben; an der kyrillischen Schrift erkennt man an anderer Stelle, dass hier ein sowjetischer Kriegsgefangener ruht. Frieden bedeutet für mich … ... dass in unserer Gesellschaft alle die gleichen Rechte haben. Kadir, 18 Frieden ist für mich … ... dass verschiedene Religionen etwas teilen. Milla, 11 Foto: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

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