K3 No. 4 - Juli 2019

Dachzeile 28 das kommt | 04 | 2019 Aufwachsen unt r Druck Schwerpunk Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen „Nicht so schlimm, machen doch alle“ – eben … Cybermobbing – manchmal auch Cyberbullying genannt – be- zeichnet die bewusste und absichtliche Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung, Ausgrenzung und Belästigung einer anderen Person über einen längeren Zeitraum hinweg. Auch Kettenbriefe mit bedrohlichen Inhalten sind eine Art des Cy- bermobbing und setzen die Betroffenen massiv unter Druck. „Offline-Mobbing“ miteinander verschränkt. Manchmal beginnen die Schikanen in der Schule mit körperlichen oder verbalen Angriffen und werden dann im Internet als Cybermobbing weitergeführt. Manchmal beginnt der Angriff aber auch in den sogenannten sozialen Netzwerken und wird später in der Schule mit physischen Attacken fortgesetzt. Wie unterscheiden sich Cybermobbing und „Offline-Mob- bing“? Cybermobbing hört nicht auf, wenn die Schule für den Tag beendet ist. Angriffe können rund um die Uhr passieren. Sie sind auch nicht auf einen physikalischen Ort beschränkt. Da das Internet keinerlei räumliche Begrenzung hat, gibt es keinen Rückzugsort, auch nicht im eigenen Zuhause. Eine weitere Besonderheit des Cybermobbing ist, dass sich der Kreis von Mittäterinnen und -tätern, Mitläuferinnen und Mitläufern bzw. Zuschauerinnen und Zuschauern binnen kürzester Zeit extrem vergrö- ßern kann und sich die verletzenden Inhalte mit rasender Geschwin- digkeit verbreiten. Eine Kontrolle über einmal gepostete Inhalte ist praktisch unmöglich, löschen funktioniert nicht, da Texte und Bilder blitzschnell kopiert und weitergeleitet werden können: das Internet „vergisst“ nichts! Ferner begünstigt die im Internet mögliche Anonymität das Ausleben entgrenzter Aggressivität, die sich in einer hemmungslosen Eskalation der Angriffe auf das Opfer äußern kann. Täterinnen und Täter können lange unentdeckt bleiben und müssen nur selten mit negativen Folgen für das eigene Verhalten rechnen. Letztlich bleiben die unmittelbaren Reaktionen des Opfers auf die Aggressivität und das Vorgehen des Angreifers bzw. der Angreiferin verborgen. Auch dies erleichtert hem- mungslose und fortwährende Angriffe. Welche Strategien werden im Cybermobbing angewandt? Zu den häufigsten Strategien, um Opfer durch Cybermobbing zu drangsalieren, gehören unter anderem: • Schikanieren: Wiederholtes Senden von beleidigenden und verlet- zenden Nachrichten über E-Mail, SMS, Instant-Messenger oder in Chats. • Verleumden/Gerüchte verbreiten: Verbreiten von Gerüchten über Internet- und Mobiltelefondienste an einen großen Personenkreis. • Bloßstellen: Informationen, die ursprünglich im Vertrauen einer bestimmten Person zugänglich gemacht wurden, werden an weitere Personen gesandt, um das Opfer zu kompromittieren. • Isolieren/ignorieren: Bewusster Ausschluss von sozialen Aktivitäten, Gruppen, Chats etc. Wie häufig tritt Cybermobbing auf? In der Studie „Jugend, Information, (Multi-)Media“ (JIM-Studie ) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest wird jährlich die Mediennutzung und der Medienumgang von 12- bis 19-jährigen Kindern und Jugendlichen erfragt. Zu den Fragekomplexen gehört auch das Thema Cybermobbing. In der aktuellen Studie gaben 37 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen an, dass in ihrem Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy gemobbt wurden. Derartige Fälle wurden von Mädchen (42 Prozent) öfter wahrgenommen als von Jungen (31 Prozent). Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl derer, die schon einmal von so einem Fall etwas mitbekommen haben. An Gymnasien scheint Cybermobbing weniger häufig aufzutreten als an Real- bzw. Mittelschulen (33 Prozent vs. 45 Prozent). Quelle: www.klicksafe.de Michael Graber, Jugendinformationszentrum, KJR Foto: saferinter ne tat, Pixabay Der oder die Täter bzw. Täterin (engl. Bully) benutzt dafür soziale Medien im Internet auf dem Computer und/oder dem Mobiltelefon. Das Opfer kann diesen Angriffen nur schwer etwas entgegensetzen. Es besteht somit ein Ungleichgewicht der Macht, das genutzt wird, um das Opfer sozial zu isolieren. Wo findet Cybermobbing statt? Cybermobbing findet im virtuellen Raum des Internets und/oder der Smartphone-Applikationen statt, bevorzugt in sogenannten sozialen Netzwerken (z.B. Facebook), innerhalb von Video-Portalen (z.B. You- Tube) und/oder über Messenger-Dienste des Smartphones, aber auch durch nervige und kontinuierliche Telefonanrufe. Meistens bleiben die Täterinnen und Täter anonym, so dass das Opfer zwar oft ahnt, woher die Angriffe kommen, aber keine schlüssigen Beweise dafür hat. Das macht die Situation für die Betroffenen nochmals schwerer. Tatsächlich kennen sich Täter und Opfer häufig aus der Schule oder dem privaten Umfeld. Bleibt Cybermobbing auf das Internet beschränkt? Leider nein. Gerade weil sich der Täter bzw. die Täterin und das Opfer meist aus dem sozialen Nahbereich kennen, sind Cybermobbing und

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