K3 No. 4 - Juli 2019
Dachzeile 24 das kommt | 04 | 2019 Aufwachsen unt r Druck Schwerpunk Isolation, Angst oder Überforderung – psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen haben verschiedene Ursachen Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule Erkennen, wissen, handeln Immer wieder werden wir mit dem Eindruck konfrontiert, dass psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zugenommen hätten. Diese wirken sich auch in der Schule aus und fordern das System heraus. Zugleich kann und soll Schule zur Förderung der psychischen Gesundheit von Heranwachsenden beitragen. Wie viele Schülerinnen und Schüler sind betroffen? Nationale und internationale Studien weisen darauf hin, dass zehn bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in ihrem Erleben und Verhalten Auffälligkeiten bis hin zu klinisch relevanten Störungen zeigen (Hölling et al., 2014; Kieling et al., 2011; Schulte-Körne, 2016; Ravens-Sieberer et al., 2015). Typische Befunde sind dabei Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens, depressive oder hyperkinetische Störungen sowie Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten, z.B. Lese-Recht- schreib-Störung (Ravens-Sieberer et al., 2007). Insgesamt weisen epidemiologische Studien nicht darauf hin, dass psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zugenommen haben. Allerdings zeigen Daten der Krankenkassen, dass Diagnosen aufgrund psychischer Erkrankungen angestiegen sind. Dieser scheinbare Widerspruch spiegelt eine veränderte Bedeutung psychischer Gesund- heit wider: Psychische Erkrankungen werden eher erkannt, was sich auf steigende Sensibilität und bessere Versorgungsangebote zurückführen lässt (DGPPN, 2018). Auswirkungen und Folgen Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter müssen ernst genommen werden, da sie sich meist nicht von alleine „auswachsen“, sondern – ohne adäquate Behandlung – mit hoher Wahrscheinlichkeit bis ins Erwachsenenalter anhalten. Zudem gehen sie häufig mit er- heblichen Beeinträchtigungen in vielen Bereichen und Auswirkungen auf die schulische Entwicklung einher. Das wiederum kann langfristig dem Bildungserfolg, den beruflichen Möglichkeiten und der Teilhabe am sozialen Leben schaden. Ursachensuche in der Schule? Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule. Schülerinnen und Schüler mit einer höheren Schulzu- friedenheit berichten von einer subjektiv besseren Gesundheit und weniger krankheitsbedingten Fehltagen (Rathmann et al., 2018). In einer Untersuchung der Deutschen Angestellten-Krankenkasse gab fast jede zweite Schülerin und jeder dritte Schüler an, unter Stress zu leiden. Als häufigste Stressquelle wurde „Schule“ genannt, besonders belastend scheint die Annahme zu sein, die eigenen Schulleistungen seien sehr wichtig für die Zukunft und könnten das ganze Leben be- stimmen (DAK-Gesundheit, 2018). Welche Rolle schulische Faktoren für die Erhöhung des Risikos einer psychischen Erkrankung spielen, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Es gibt nicht eine Ursache für die Entstehung psychischer Störungen, sondern es werden multifaktorielle Modelle angenommen (vgl. z.B. Fava & Sonino, 2017). Bei der Entstehung von Prüfungsängsten beispiels- weise können zusammenwirken (Fehm & Fydrich, 2013): n Neigung, mit Angst zu reagieren n Ängste bei einem oder beiden Elternteilen n Erleben von verminderter Kontrolle in Prüfungssituationen n geringes Selbstwertgefühl n dysfunktionale Lern- und Prüfungsstrategien Was kann Schule tun? Auch Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten oder Störungen möchten neue Dinge lernen, Wissen ansammeln, Teil einer sozialen Gruppe sein, akzeptiert werden und Wertschätzung erfahren. Lehrkräfte sind gefordert, die Schülerinnen und Schüler zu unterstüt- zen und individuell auf deren Bedürfnisse und Möglichkeiten einzu- gehen, soweit im Rahmen der Schule machbar. Viele pädagogische, Foto: tillbur m ann, Pixabay
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