K3 No. 4 - Juli 2019

19 das kommt | 04 | 2019 Wechsel an der Spitze des KJR Stefanie: Für mich war das Thema Mobilität im öffentlichen Raum zentral. Mit dem ge- planten 365-Euro-Ticket sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Darüber hinaus müssen wir weiter daran arbeiten, dass sich Kinder und Jugendliche den öffentlichen Raum erobern dürfen und ihn für ihre Inte- ressen – ohne Androhung von Sanktionen – nutzen können. Judith, Du bist hauptberufliche Gewerk- schaftssekretärin bei der DGB-Jugend. Welche Themen bringst Du aus der Ge- werkschaftsarbeit mit zum KJR? Judith: Auch beim DGB steht das Thema Wohnen an einer vorderen Stelle. Als Gewerk- schaft vertreten wir die Interessen von Ar- beitnehmerinnen und Arbeitnehmern – auch im Hinblick auf die sozialen Fragen, zu denen wiederum auch Wohnen und Chancengerech- tigkeit bzw. die Armutsfrage gehören. Die Armutsrate steigt auch in München – nicht zuletzt unter jungen Menschen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Ich kümmere mich beim DGB unter anderem um die Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Was Judith einsame Marathonläuferin oder fröhliches Volleyball-Team – genau meine beiden Hass-Sportarten, ich geh lieber wandern Thekendienst oder Biergarten Pfingstfahrt oder Gruppenstunde – eher 1. Mai-Demo mitmachen Flaucher oder Seehaus Juleica oder World-of-Video-Ausweis Neue Pinakothek oder Kös˛k arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten (bin Gewerkschaftssekretärin ;-)) eher online oder meist offline Giesinger aus der Flasche oder Merlot im Glas – lieber Bier von gewerkschaft- lich organisierten Betrieben wie Augustiner Game of Thrones oder Monaco Franze Steffie einsame Marathonläuferin oder fröhliches Volleyball-Team Thekendienst oder Biergarten Pfingstfahrt oder Gruppenstunde Flaucher oder Seehaus Juleica oder World-of-Video-Ausweis Neue Pinakothek oder Kös˛k arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten eher online oder meist offline Giesinger aus der Flasche oder Merlot im Glas Game of Thrones oder Monaco Franze wir aus der deutschen Geschichte gelernt ha- ben, um Rassismus, Antisemitismus und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeind- lichkeit rechtzeitig zu erkennen und zu be- kämpfen, wird in meine Arbeit als Vorsitzende einfließen. Wir müssen dem Rechtsruck in der Gesellschaft entschieden entgegenwirken. Man muss sich fragen, woher die Sympathie für rechte und rechtspopulistische Parteien auch unter Jugendlichen kommt. Ich glaube, dass das beispielsweise mit Perspektivlosig- keit und einer unsicheren Zukunft zu tun hat. Schülerinnen und Schüler von Mittelschulen beispielsweise wissen schon früh, dass sie in dieser Gesellschaft kaum Chancen auf einen beruflichen Aufstieg haben. In dieser Situation fällt es dann leicht, Feindbilder aufzubauen – zum Beispiel die Flüchtlinge. Dagegen müssen wir angehen. Wie geht der KJR mit Bewegungen wie „Fridays for Future“ um, eine Konkurrenz für die verfasste Jugendarbeit? Judith: Ich komme selbst aus der Protest- bewegung von Studierenden. Damals ging es um Studiengebühren und das verschulte Bachelor/Master-System. Zu der Zeit waren viele der beteiligten Studentinnen und Stu- denten nicht organisiert. Obwohl wir keine verfasste Organisation waren, hatte uns der KJR unterstützt und später unseren neu gegründeten Verein „Bildungsfreiräume“ aufgenommen. So gesehen sind Jugend- bewegungen keine Konkurrenz, sondern beleben das „Geschäft“. Jugend steht heute vielfältig unter Druck – zeitlich vor allem durch die Ausweitung der Zeit, die sie im Rahmen von Schule verbringt. Bleiben da noch Freiräume für selbstgestaltete Freizeit? Stefanie: Die Entwicklungen der Ganztags- schule beanspruchen in der Tat viel Zeit bei Kindern und Jugendlichen. Mein Credo ist deshalb: das eine tun und das andere nicht lassen. Das bedeutet, dass sich der KJR weiter für zeitliche Freiräume von Kindern und Jugendlichen einsetzt, die vor allem unpädagogisiert sein sollen, in denen sie ihre Kreativität ausleben und die sie selbst gestalten können. Judith: Ich bin überzeugt, dass es gut ist, in das Modellprojekt „Kooperative Ganz- tagsbildung“ einzusteigen. Es muss dabei der Grundsatz gelten, zu bestimmten Zeiten zu prüfen, ob diese Zusammenarbeit wirklich fruchtbar und sinnstiftend ist. Grundsätzlich führt daran aber kein Weg vorbei. Wird sich durch dieses Modellprojekt die Schule strukturell verändern? Judith: Da sind ganz dicke Bretter zu bohren. Aber sagen wir so – der KJR hat schon immer Pionierarbeit geleistet. Warum nicht auch bei diesem Thema!? Stefanie: Ein Hinweis noch: Diese Koope- ration versteht der KJR als eigenständiges Arbeitsfeld. Wir würden uns unglaubwürdig machen, wenn wir behaupteten, dass wir in der Schulkooperation die gleichen Prinzipien wie in der Jugendarbeit umsetzen könnten. Es wird solche Ansätze nur in eingeschränkter Form geben. Worauf freust Du Dich am meisten? Judith: Von Digitalisierung bis Personalent- wicklung wird es viele Arbeitsfelder für mich geben. Ich freue mich jetzt vor allem, dass ich loslegen kann. Ich weiß, dass ich mich dabei und bei allen anderen anstehenden Aufgaben auf unser motiviertes neues Vorstandsteam und die vielen kompetenten und hilfsberei- ten hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen kann. Langweilig wird es wohl nicht werden. Interview: Marko Junghänel Eine ausführlichere Version des Inter- views mit Judith und Stefanie gibt es online: www.kjr-m.de/aktuelles/k3 | 04 | 2019

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