K3 No. 3 - Juni 2019

6 das kommt | 03 | 2019 das war Jugendtreff am Biederstein feiert Wiedereröffnung Der lange, helle Flur ist ein Ameisenhau- fen. Gäste kommen an, Jugendliche begrüßen sie, bieten Getränke und Snacks an. Eine Gruppe junger Frauen bespricht ihren an- stehenden Auftritt. „Herzlich willkommen!“, Leiterin Patricia Herzog hat den Architekten entdeckt. Auf halber Höhe umlagern 10 Tee- nies den Kicker, der Riesenkicker dahinter ist heute Buffet-Tisch. Daneben entlockt ein junger Mann dem Klavier eine melancholische Melodie. Statt Notenblatt steht sein Smart- phone vor ihm. Was er spielt? „Keine Ahnung, muss ich googeln... ah, aus ‘Ziemlich beste Freunde‘“. Ein paar Schritte weiter reicht Pädagoge Benedikt Sax an der Theke Getränke aus. Ganz schön was los? „Eigentlich ist es hier jeden Freitag so“, sagt er schmunzelnd. Auffällige Jugendliche – im besten Sinne Aber dieser erste Freitagabend im April ist kein normaler Freitag, heute feiert der Jugendtreff am Biederstein Wiederer- öffnung. Die – nach dem Spielhaus So- phienstraße – zweitälteste KJR-Freizeit- stätte hat eine Frischzellenkur erhalten. Aus dem Saal tönt „Oh Happy Day“, diesen Song hat sich Patricia Herzog ge- wünscht. Sie begrüßt Gäste aus Stadtrat, Bezirksausschuss (BA) und Bundestag und dankt der Stadt München für die „tol- le Investition“. Als sie sagt, „der Umbau hat etwas länger gedauert als gedacht“, erntet sie lautes Lachen im Publikum. Besonders laut lacht Janne Weinzierl, seit Jahrzenten im BA, die nur abwinkt und die ständigen Verzögerungen in der Um- bauphase „eine einzige Katastrophe“ nennt. Umso mehr passt heute „Oh Happy Day“. Stadtrat Wolfgang Zeilnhofer überbringt die Grüße des Oberbürgermeisters und er- wähnt, dass die Stadt 1953 hier im damaligen „sozialen Randgebiet“ auffällige Jugendliche von der Straße bringen wollte. „Auffällige Ju- gendliche gibt es auch heute noch jede Men- ge“, sagt er, „aber im besten Sinne!“ Auffällig sei zum Beispiel ihre hohe Motivation, hier „ihr Ding zu machen“. Und dass Jugendliche hier von Jugendlichen lernen, „was ich sehr, sehr beeindruckend finde!“. Er ruft ihnen zu: „Nehmt‘s das Haus in Besitz, lasst es zum Teil eurer persönlichen Geschichte werden!“ Das lassen sich Amanda, Hannah, Kisha und Madeleine von der Tanz-Crew „NST“ nicht zweimal sagen. Sie wirbeln zu stampfenden Beats über die Bühne im Biederstein, ange- feuert von den Jugendlichen im Saal und den sichtlich beeindruckten Gästen. Auch die K-Pop-Gruppe „D.S.8“ bringt Partystimmung in den Festakt. Wer sich unter Korea-Pop asiatisch-fernöstliche Klänge vorgestellt hat, wird überrascht, die Performances erinnern an klassische Pop- und HipHop-Choreogra- phien mit eingängigen Melodien. „Ich hab schon Schweiß auf der Stirn, wenn ich euch zuschaue“, sagt Edwin Grodeke, der Vertreter von Kommunalreferentin Kristina Frank. Er lobt die Auftritte und betont, dass die Stadt mehr als 2 Millionen investiert habe, „das Ergebnis kann sich sehen lassen!“. Auf die Komplikationen und Verzöge- rungen bei der Bauzeit spielt Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baure- ferat, an, als er feststellt: „Wenn man zur Eröffnung eingeladen ist, kann‘s nicht so schlecht sein!“. Und so schön es auch sei, dass alles fertig ist, sei er doch melancho- lisch, nun die Baustelle zu verlassen. Dann stimmt er Wolfgang Ambros an und singt „I glaub, i geh jetzt, es is Zeit, I woa schon viel zu lang unta euch!“ Mit 66 Jahren ... Auch an solchen kurzen und launigen Redebeiträgen liegt es, dass der Festakt nie lang und schon gar nicht langweilig wird. Dafür sorgen auch „Female Work- shop“, die ihren allerersten Tanz-Auftritt hinlegen. „80 Prozent unserer Jugend- lichen sind Mädels“, sagt Patricia Herzog, was in der Jugendkultur nicht selbstver- ständlich sei. Daran, dass es laut Udo Jürgens mit 66 Jahren erst richtig losgeht, erinnert Ste- phanie Dachberger aus dem KJR-Vorstand. Oh Happy Day! Mit 66 Jahren darf es auch mal langsamer gehen: Vier Jahre benötigte der Umbau des Jugendtreff am Biederstein. Aber jetzt ist die zweitälteste KJR-Freizeitstätte wie neu – und vital wie nie Auf dem Dach boten vier Jugendliche ein besonderes Ritual dar, das in Asien Glück bringen soll: einen traditionellen Drachentanz Einrichtungsleiterin Patricia Herzog mit ehema- ligen Besuchern

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