K3 No. 3 - Juni 2019

| 03 | 2019 27 Vielfalt Schwerpunkt Buchstaben sind Zeichen – nicht zuletzt Zeichen eines politisch gewollten Selbstverständnisses, wonach alle Menschen diskriminierungsfrei leben sollen. Barrierefreiheit angeführt (die sowohl für Leichte als auch Schwere Sprache gelten); Sprachausgabeprogramme, die vor allem von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen genutzt werden, lesen Unterstrich und Sternchen mit, was zu Irritationen führen kann. 4 Grundsätzlich jedoch schließen sich geschlechtergerechte und Leichte Sprache nicht aus. Geschlechtergerechte Sprache kann auch in Leichter Sprache angewendet werden. Dabei sollten die Regeln der Leichten Sprache berücksichtigt werden. Besonders wichtig ist es, erklärende Sätze einzufügen und Expertinnen bzw. Experten in eigener Sache einzubinden, das heißt, den Text von Menschen mit Lernschwie- rigkeiten prüfen zu lassen. Gelungene Beispiele zeigen, dass eine Kombination von genderge- rechter und Leichter Sprache möglich ist: Ein lesenswertes Beispiel so- wohl für die Verbindung gendergerechter und Leichter Sprache als auch für die Thematisierung von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität in Leichter Sprache ist die Broschüre des Vereins „Leicht Lesen – Texte besser verstehen“ aus Österreich (https://undnochvielmehr. com/). Hier wird das Gendersternchen verwendet und dieses unter dem Punkt „Wie lese ich die Broschüre?“ kurz erklärt. Aus unserer Sicht ist es wichtig, das Thema geschlechtergerechte Sprache grundlegend auch in Leichter Sprache zugänglich zu machen. Nur so kann geschlechtergerechte Sprache Berücksichtigung durch Menschen finden, die Leichte Sprache verwenden. Beispielsweise hat die Koordinierungsstelle zur Förderung der Chancengleichheit an säch- sischen Universitäten und Hochschulen eine Handlungsempfehlung für diversitätssensible Kommunikation in Sprache und Bild herausgegeben, die auch in Leichter Sprache angeboten wird. Sie wurde zudem von Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft. 5 Nicht zuletzt teilen Leichte und geschlechtergerechte Sprache zentra- le Anliegen: Sie versuchen ganz basal, Sprache weniger diskriminierend zu gestalten, keine Ausschlüsse zu reproduzieren und alle anzusprechen. 1 Vgl. zur Verwendung der Trennstriche bei komplexen Wörtern u.a. https://www.leichte.sprache.sachsen.de/sprechen-und-schreiben. html [25.04.2019]. 2 Lüthen, Alexandra (2019): Allen eine Chance. Warum wir Leichte Sprache brauchen. Berlin: Duden, S. 64. 3 Vgl. Dworski, Anja, In: Koordinierungsstelle zur Förderung der Chancengleichheit an sächsischen Universitäten und Hochschulen (2016): Ausgesprochen vielfältig. Leipzig. sowie u.a. https://www. gemeinsam-einfach-machen.de/GEM/DE/AS/Leuchttuerme/Ratgeber/ Ratgeber_LS/Regeln/Woerter/woerter_node.html [25.04.2019]. 4 Vgl. http://www.netz-barrierefrei.de/wordpress/barrierefreies-inter- net/barrierefreie-redaktion/texte/gender-gerechte-sprache-und-bar- rierefreiheit/ [25.04.2019]. 5 Infos zur Broschüre „Ausgesprochen vielfältig“ in Leichter Sprache gibt es unter info@chancengleichheit-in-sachsen.de Sprache ist ein zentraler Aspekt, um Teilhabe, Gleichstellung und Chan- cengleichheit zu verwirklichen. Gerade deshalb sollten gendergerechte und Leichte Sprache nicht im Widerspruch zueinander gesehen werden, sondern als sich ergänzende, emanzipatorische Diskurse mit dem Ziel der diversitätssensiblen Kommunikation. Personen, die Texte in Leichter Sprache nutzen, von gendergerechter Sprache von vornherein auszuschließen, produziert neue Barrieren und separate Sprachräume. Um auf das Zitat am Anfang zurückzukommen – die Angst vor „neuen“ Sprachformen sinkt, wenn sie einfach ausprobiert und verhandelt werden und die Lese-Erfahrungen wachsen. Diana Hillebrand, Stefanie Dreiack, Koordinierungsstelle zur Förderung der Chancengleichheit an sächsischen Universitäten und Hochschulen, Leipzig Foto: CC0 https://unsplash.com/@amadorloureiroblanco

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