K3 No. 3 - Juni 2019
| 03 | 2019 25 Vielfalt Schwerpunkt Beispiel Landesbund für Vogelschutz (LBV): Wir wünschen uns die Vielfalt! Steht das Thema „Diversität“ bei euch im Verband auf der Tagesordnung? Wir sehen das nicht als eigenständiges Thema, sondern leben diese Idee. Im Verband sind uns alle lieb – egal, wer sie sind und woher sie kommen. Wir denken alle wie Biologinnen bzw. Biologen und wissen, dass die Welt vielgestaltig ist und sich ständig verändert. Gibt es darauf einen Hinweis in eurer Satzung? In unseren Verbandsrichtlinien für einen benachteiligungsfreien Umgang miteinander steht: „… die Verbandsmitglieder sind ver- pflichtet, jedwede Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, wegen des Geschlechts, wegen der Religion oder Weltanschauung, wegen einer Behinderung, wegen des Alters oder wegen der sexuellen Identität zu unterlassen und sich aktiv einzusetzen, dass solche Benachteiligungen und/oder Belästigungen unterbleiben.“ Das finde ich ziemlich eindeutig. Was bedeutet das im Verbandsleben konkret? Das Ganze ist kein herausgehobenes Thema – es ist gelebte Realität. Verbandsintern gibt es deshalb keine grundsätzlichen Befassungen damit. Es ist, wie es ist. Gibt es diesbezüglich Diskussionen mit dem Erwachsenen verband? Gar nicht. Über die Grenzen unseres (Jugend-)Verbandes hinaus gibt es diesbezüglich keine Konflikte oder Missverständnisse. Das Thema ist gewissermaßen kein Alleinstellungsmerkmal und deshalb im besten Sinne „nicht der Rede wert“. Auf individueller Ebene besprechen wir den Gesamtkomplex von Diversität natürlich schon. Übrigens gibt es auch keine gesonderten Lerneinheiten bei der Ausbildung von Jugendleiterinnen und Jugendleitern. Wir greifen das Thema schlicht im Alltag auf und machen es so zum Gegenstand des Bildungsprozesses. Könnte oder sollte man dennoch mehr tun, um dem Thema Gehör zu verschaffen? Wir sollten diese Selbstverständlichkeit tatsächlich offensiver kom- munizieren. In unserem Verband sind beispielsweise Migrantinnen und Migranten ganz selbstverständlich integriert. Schließlich leben wir ja alle in der gleichen Welt und haben uns mit den gleichen Dingen zu befassen. Deshalb ist es letztlich auch keine Besonder- heit, dass es bei uns eine Gruppe für Geflüchtete gibt, die von einer Slowenin geleitet wird. Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung – das alles spielt keine Rolle … Alexandra Baumgarten, Leitung LBV Umweltstation München Interviews: Marko Junghänel uellen Lebensentwürfe gleichberechtigt nebeneinander Platz finden. Woher bezieht ihr das notwendige Fachwissen? Unser Verband braucht und sucht immer wieder fachlichen Input zum Thema, weil wir selbst bislang noch zu wenig Erfahrung haben. Dieses Fachwissen gibt es aber und wir holen es in unseren Verband, weil wir auch dabei offen und lernbegierig sind. Tragen alle im Verband diesen Prozess mit? Vor drei Jahren haben wir unsere Satzung gendergerecht gestaltet. Da gab es durchaus Diskussionen, ob das notwendig sei. Dabei ging es nie um persönliche Diskriminierungen, sondern um die Frage, ob das nicht ein zu großer Aufwand wäre. Gleichzeitig ist unser Verband in seiner Mitgliederstruktur aus seiner Geschichte heraus eher homogen zusammengesetzt – eher ein akade- misch geprägter Zusammenschluss. Dennoch erlebe ich viel Offenheit bei Veränderungen – auch beim Thema Diversität. Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wir wollen im Zuge von Diversität die Chance nutzen, nicht nur über Sexualität zu sprechen. Es geht um Religion, Dialekt oder Chancen- gerechtigkeit. Auf Bundesebene werden dazu gerade entsprechende Positionen erarbeitet. Dabei spielen gesellschaftspolitische Themen eine wichtige Rolle – nachhaltig ist zum Beispiel auch, wenn keiner ausgegrenzt wird. Katharina Mayer, Bezirksjugendleiterin Bild: Jugendring Düsseldorf
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