K3 No. 3 - Juni 2019
Dachzeile 24 das kommt | 03 | 2019 Vielfalt Schwerpunk So verschieden Jugendarbeit ist, sie eint die Grundüberzeugung, dass alle indivi Beispiel JDAV: Über den Tellerrand schauen Wo steht euer Verband beim Thema „Diversität“? Ich finde, es gibt manchmal einen Unterschied zwischen dem, was man als Positionspapier festhält, und dem, was im Verein gelebt wird. In unserem Fall ist die Praxis der Theorie voraus, will heißen, dass das Thema längst im Verband angekommen ist. In unseren Erziehungs- und Bildungszielen ist Diversität nicht als konkrete Aufgabe benannt. Die Formulierung, die sich dort findet, geht in die Richtung „toleranter Umgang mit allen Menschen und Gruppen“. Diese prinzipielle Offenheit für alle entspricht in ihrem Geist aber ganz sicher dem Begriff der Diversität. Also eine Querschnittsaufgabe im Verband? Diversität kommt beispielsweise zum Tragen, wenn es finanzielle Fragen bei Jugendgruppenkindern oder Nachhaltigkeit geht. Ande- rerseits ist es durchaus zum eigenständigen Thema geworden, weil es so groß und umfassend ist. Man kann Diversität im Verband nicht nur auf Genderfragen, Flüchtlinge oder Religionen reduzieren. Unser Verband ist bunt – und das zeigt sich dann in der Auseinandersetzung mit Diversität. Was heißt das konkret? Aktuell gibt es bei uns das Projekt „queerfeldein“ – eine Koopera- tion zwischen JDAV auf Bundesebene und dem Verband Diversity in München bzw. dem Gay Outdoor Club. Jugendliche, die sich mit ihrer geschlechtlichen Identität befassen, können in geschützten Räumen darüber ins Gespräch kommen und Unsicherheiten abbauen. Diversität in Jugendverbänden Diversität als Grundprinzip Demokratisch verfasst Jugendverbände sind in der Regel qua ihrer Satzung dem Gedanken von Diversität verpflichtet. In der praktischen Arbeit behandeln die einzelnen Verbände das Thema unterschiedlich. Beispiel DPSG: Eine Frage der Methode Ist das Thema „Diversität“ ein alter Hut für euren Verband? Tatsächlich ist der Begriff selbstverständlich geworden. Anderer- seits ist es aber gut, wenn es nun einen Namen dafür gibt und der Verband in diesem Zusammenhang noch einmal kritisch schaut, wie er damit umgeht. Gibt es einen Hinweis darauf in eurer Satzung? Die Pfadfinder-Bewegung ist grundsätzlich offen für alle Menschen. Auch wenn wir als Jugendverband katholische Grundsätze haben, sind wir doch offen für Menschen aller Religionen. Gibt es Überschneidungen mit dem Thema Inklusion? Inklusion hat noch eine längere Tradition im Verband und ist auch Teil der Ausbildung. Ob es nun Überschneidungen mit dem Begriff Diversität gibt, finde ich nicht so wichtig. Wichtig ist, dass beides gelebt wird. In unserem Verband gibt es das sogenannte Gruppen- system, in dem alle ihre Aufgabe finden sollen. Da spielt es keine Rolle, wer oder was du bist und woher du kommst. Wichtig ist, dass alle ihren Platz in der Gruppe finden. Das ist Teil der Ausbildung für Jugendleiter*innen. Sprecht ihr gezielt alle Menschen als Verbandsmitglieder an? Das geschieht zum Beispiel über unsere Jahresthemen. In den letzten Jahren gab es beispielsweise Projekte mit und für Flüchtlinge. In dem Zusammenhang wollen wir natürlich auch zeigen, dass wir für die Menschen (Verbands-)Heimat sein können. Eine andere Jahres- aktion gab es zum Thema Glaube. Auch hier gab es über das Projekt konkrete Ansprachen verschiedenster Menschen. Diversität wird oft auf den Aspekt sexuelle Orientierung redu- ziert. Gibt es hier möglicherweise Konflikte mit der Katholischen Kirche? Keine wirklichen Konflikte – aber die Strukturen der Kirche gestat- ten manchmal nur ein langsames Vorgehen. Es gibt also auch bei diesem Aspekt eine Öffnung – aber es dauert seine Zeit. Wir haben zu Diversität übrigens eine Methoden-Box erarbeitet, um das Thema methodisch noch besser vermitteln zu können. Also alles paletti? Theoretisch gibt es keine Berührungsängste mit dem Thema – wir müssen es nun noch alltagsfähiger machen und durch die tägliche Arbeit mit Leben füllen. Dazu sprechen wir direkt die Stämme an, um deren praktische Arbeit zu erleichtern. So tragen wir das Thema auch in die Breite. Maximilian Margreiter, Bildungsreferent
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