| 01 | 2019 25 Sexualisierung der Gesellschaft Schwerpunkt Ziel muss es daher sein, als pädagogische Fachkraft „up to date“ zu bleiben, um Textinhalte aufzugreifen und mit Jugendlichen in Diskussion gehen zu können. Dies ist im Alltagsbetrieb nicht einfach. Hierbei ist es wichtig, ein ehrliches Interesse den Jugendlichen und ihrer Musik gegenüber zu zeigen – „real“ zu sein, wie es im Rap heißen würde. In kleinen Schritten kann dann über so einfache Fragen wie „Was singt der da?“ gesprochen werden. Gleichzeitig werden die Jugendlichen als Expertinnen und Experten wahrgenommen. Ihnen wird Respekt entgegengebracht. Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, die in Rap-Texten vertretenen Meinungen einfach zu akzeptieren. Vielmehr sollen pädagogische Fachkräfte durchaus dagegenhalten und die Kinder und Jugendlichen zur Reflexion dieser Meinungen anregen. Rap kann damit zum Ausgangspunkt bewusster und reflektierter Wahrnehmung werden. Christian Kurzweil, Jugendtreff Neuhausen, KJR „Typisch Rapper“ – mir gehört die Welt – inklusive aller Frauen … der und Jugendlichen bieten. Hierin liegt ein enormes Spannungsfeld, mit dem pädagogische Fachkräfte in ihrer Arbeit konfrontiert sind. Entstanden ist diese Form der Musik bereits in den 1980er Jahren. Bis heute wird Rap überwiegend durch männliche Interpreten und deren eigene Sozialisation und Perspektivlosigkeit geprägt. Das Ghetto, das sich als Konstante durch die Texte zieht, wird als Heimat gesehen, die Menschen zunächst zum Opfer von Gewalt, Leid, Unrecht und Kriminalität degradiert. Der einzige „erstrebenswerte“ Ausstieg aus dieser Opferrolle wird darin gesehen, selbst in die Täterrolle zu schlüpfen. In den Texten der Interpreten wird dieser Wandel oft ausschließlich über Drogen- und Waffenhandel und/oder sexuelle Gewalt gegenüber Frauen, Homosexuellen oder Minderheiten realisiert. Das damit verbundene Ziel ist die Erlangung von Reichtum und Statussymbolen, zu denen auch Frauen zählen, wodurch diese zu Objekten degradiert werden. Das Ziel, das Interpreten wie Capital Bra, Farid Bang o.ä. damit verfolgen, ist die Erfüllung der an sie als männliches Wesen gestellten Erwartungen und die Emanzipation aus ihrer defizitären Lebenssituation. Während einer intensiven Workshop-Phase in Kleingruppen befassten sich die Teilnehmenden damit, was das für ihren pädagogischen Alltag bedeuten kann. Die Auseinandersetzung mit den Jugendlichen zu suchen, die Rap als Ausdrucksform für sich gefunden haben, wird als zentraler Punkt gesehen. Dabei gilt es zu hinterfragen, welche Faszination von dieser Musik ausgeht. Einerseits hören Jugendliche Musik nur im Hintergrund und achten nicht besonders auf die Texte. Andererseits kennen alle die Texte ihrer Lieblingsinterpreten und wissen häufig auch, was sprachliche Symbole wie „Steine“ (Koks) oder die Farben Grün/Gelb/Lila (100-/200-/500-Euro-Scheine) bedeuten. Selbst wenn Fremdsprachen benutzt werden, sind die Jugendlichen über die Bedeutung der Texte meist besser und schneller informiert als die Pädagoginnen und Pädagogen. Sexualisierung des Sports in den Medien Keine medialen Geschlechterstereotype! „Vorbei sind die Zeiten, wo die Sportlerhose kurz unter dem Knie endete“, stellte schon 1971 „Die Zeit“ fest. Der Sport wird immer stärker sexualisiert. Und das vor allem in und durch die Medien. Sport ist Ästhetik, Glamour, Erotik. Sportlerinnen und Sportler sind Vorbilder für die Gesellschaft. Doch nicht nur, wer sich als Vorbild eignet, wird berühmt. Als Sportreporter könne man nicht mehr ignorieren, was man in den Stadien außer Sport noch an Schönem zu sehen bekomme, heißt es im damaligen Artikel weiter. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich die Sexualisierung des Sports in den Medien differenziert. So sind es vor allem die redaktionellen Darstellungen von Sportlerinnen in erotischen Posen, die Aussehen und Attraktivität zur wichtigsten Bildaussage werden lassen. Die erzielte Leistung rückt oft in den Hintergrund. Während Männer zumeist in Siegerposen oder in Aktion abgelichtet werden, fokussieren die Kameras, sobald sie auf Wettbewerberinnen gerichtet sind, häufig sexuell konnotierte Körperpartien wie das Gesäß, Beine, Busen oder intime Körperzonen. Visuell die Aufmerksamkeit des Publikums gewonnen, folgen auch in journalistischen Texten entsprechende Tendenzen. Heute machen es wohl ökonomische Gründe notwendig, dass die Medien zunehmend auf die Sexualisierungsstrategie zurückgreifen und entsprechende Inhalte anbieten. Viele Beispiele belegen: „Die Fokussierung auf die physische Attraktivität der Athletinnen und Athleten führt zu einer Aufmerksamkeitszunahme beim Rezipienten und damit zur Steigerung der medialen Reichweite“, wie Daniela Schaaf und Jörg-Uwe Nieland in ihren Untersuchungen zeigen. Die Sexualisierung im Sport schreitet voran; das profitbringende Motto: „Sex sells“. Keine „Skimaus“ mehr! Wenn die Sportstrukturen wiederum für sich die Handlungslogiken und Vorgehensweisen der Medien erkannt haben, versuchen auch sie, ihre Sportart an die medialen und gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen. Insbesondere Randsportarten, beispielsweise Beachvolleyball, sahen sich gezwungen, ihre Regeln anzugleichen, um medial beachtet zu werden. Der Internationale Beachvolleyballverband entFoto: Fionn Große, pixelio.de
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