11 das kommt | 01 | 2019 das war Markante Erfahrungen bei einer Nacht ohne Strom Symbolisch wurde der Sicherungsschalter umgelegt. Dann gab es keinen Strom mehr im Intermezzo. Die Lichter gingen aus, die Digitaluhren blieben stehen. Solarlampen brachten etwas Licht ins Dunkel, dazu handbetriebene Taschenlampen und jede Menge Kerzen. Während vor dem Haus im ersten Schnee bereits der Topf über dem Feuer pendelte, wurde in der Küche im Zwielicht Gemüse zerkleinert. Auf einem Trimm-Fahrrad konnte Strom erzeugt werden, aber ohne Speichermöglichkeit. Wer Musik hören wollte, musste nonstop in die Pedale treten. Die Gruppe saß dann dicht gedrängt ums Lagerfeuer und löffelte ihren Eintopf. Zu den großen Herausforderungen gehörten die Toiletten im Kerzenlicht, die einer sonst routinemäßig verrichteten Aktion ein gewisses Maß an Kunstfertigkeit abverlangten. Eine Fackelwanderung in den Wald dürfte der hellste Programmpunkt gewesen sein. Das Herrichten des Nachtlagers mit Isomatte und Schlafsack ließ, gemessen an den Flüchen, eine gewisse Ratlosigkeit vermuten. Interessant auch, wie die Größe des Raumes so gar nicht genutzt wurde und alle auf einer winzigen schwarzen Insel zusammenschmolzen. Da bekommt dann Gemeinschaft eine besondere Dimension. Mit dem Morgengrauen kam kostenloses Licht herein, das Frühstück verlief noch etwas düster – und für das pädagogische Personal natürlich ohne Kaffee. Etwas später wurde der Sicherungsschalter wieder Das Intermezzo legt den Schalter um In der Nacht vom 27. auf den 28. November 2018 erlebten 16 Teenies im Intermezzo eine ganz besondere Übernachtungsaktion Foto: Heiko Neumann zurückgelegt und durch das ganze Gebäude schien Energie zu fließen. Die Lichter gingen an, die Playstation meldete sich zurück, das Kaffeewasser blubberte, der Geschirrspüler pumpte Wasser ein und heizte es auf. Und Musik lag plötzlich ohne Radl-Geräusch in der Luft. Die Nacht ohne Strom war wieder im energiereichen Alltag angekommen. Für die Jugendlichen ein krasser, ein erlebter Unterschied. Heiko Neumann, Intermezzo, KJR Fachkongress Sexualpädagogin Sonja Estendorfer und Bertram Hollmann, ehemals in der Sexualaufklärung tätig, nun mit Lehrauftrag an der Hochschule München, fragten als Referierende Arbeitsfelder und Zielgruppen der Teilnehmenden ab. Eine Reise in die eigene Biografie mit Blick auf die Entwicklung zum sexuellen Wesen brachte emotionale Annäherung an die Thematik. Mit Fragen wie „Wer war auch ein „Dr. Sommer-Kind?“ wurden Erfahrungen ausgetauscht und mit der heutigen Situation Jugendlicher verglichen. „Gefühlte Wahrheiten“ dazu wurden von Ergebnissen der Jugendsexualitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) von 2015 bestätigt oder widerlegt. Die Methode „Sex ABC“ – gut mit jungen Zielgruppen anwendbar – sorgte für Heiterkeit. Zu jedem Buchstaben des Alphabets soll ein Wort gefunden werden, das im weitesten Sinne mit Sex zu tun hat. Etwas ungewohnt, mit sexuellen Begriffen um sich zu werfen – aber es gibt dem Thema eine Sprache und baut Hemmungen ab. Nachmittags rundeten zwei Workshops den Fachkongress ab. „Sexualpädagogik im interkulturellen Kontext“ bot Methoden, die sich besonders in der Arbeit mit jungen Geflüchteten eignen, da sie verschiedene Wertevorstellungen berücksichtigen und mit wenig Sprache auskommen. Kontrovers diskutiert wurde, ob es in einem parteilichen Ansatz sinnvoll ist, Mädchen* und jungen Frauen* über künstliche Hymen mit EchtGeschlechtsspezifische Jugendarbeit Um Sexualpädagogik und genderspezifische Aspekte ging es am 6. Dezember in den Räumen der AidsHilfe e.V. für interessierte KJR-Mitarbeitende, die in der geschlechtsspezifischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen tätig sind blutimitat zu informieren und damit den Mythos Jungfernhäutchen und im weitesten Sinne patriarchale Strukturen zu fördern. Im Workshop „Sexualpädagogik mit Teenies“ wurde u.a. eine Methode vorgestellt, bei der Heranwachsende einen männlichen* bzw. weiblichen* Körperumriss malen und Veränderungen der Pubertät einzeichnen. Ziel ist es, ihnen Informationen über bevorstehende Veränderungen zu geben und den Bezug zum anderen Geschlecht herzustellen. Aber wie gehen wir mit Kindern und Jugendlichen um, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen wollen oder können? Auch diese Frage wurde praxisnah diskutiert. Katharina Fertl, Bernhard Rutzmoser, KJR Ein bisschen Strom gab es doch – aber nur, wenn die Pedale des Trimm-Fahrrads getreten wurden
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