K3 No. 8 - November 2018
| 08 | 2018 29 Partizipation Schwerpunkt Partizipation in Krippe, Kita und Hort, Teil 1 Im Dialog Partizipation ist in Kindertagesstätten als Thema der früh kindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung längst etabliert. Generell haben alle Kinder ein Recht darauf, an Entscheidungen, die sie selbst betreffen, beteiligt zu werden. Während bei den Al lerkleinsten zunächst die Selbstbestimmung in Pflegesituationen im Vordergrund steht, sind die Zweijährigen schon in der Lage, sich an gemeinschaftlichen Entscheidungen in der Gruppe zu beteiligen. Partizipation in Krippe, Kita und Hort, Teil 2 Traut euch! „Der Geist der Demokratie kann nicht von außen aufgepfropft werden, er muss von innen heraus kommen.“ (Mahatma Gandhi) Übertragen auf Kindertageseinrichtungen ist damit gemeint, dass Partizipation von den Fachkräften und den Eltern getragen werden soll und „wollen“ und „zulassen können“ vorhanden sein müssen. Die pädagogischen Fachkräfte müssen sich vorab im Team über ihr Ver- ständnis und ihre Haltung zu Partizipation austauschen und bestenfalls gemeinsam mit den Kindern überlegen, wie man Partizipation leben kann. Dabei meint Partizipation nicht, dass Kinder das Kommando übernehmen, sondern vielmehr, dass sie an Entscheidungen beteiligt werden, die den Kita-Alltag betreffen. Um Kinder an Partizipation her- anzuführen, sind die ersten Stufen dazu zwar „hart“, aber ein wichtiges Fundament. Oft werden die Vorstufen der Partizipation „informieren und mitsprechen“ übersehen, obwohl es ohne Wissen keine Mitentscheidung geben kann. Denn wer nicht weiß, was er kann, darf und was es gibt, kann hierzu keine Beteiligung erleben. Das kann in der Krippe bereits die Information für das Kind sein, dass heute die Bezugserzieherin nicht da ist und dass es sich eine andere Bezugsperson aussuchen darf. Information und Entscheidung zur Lösung ist Partizipation und kann Sicherheit und Orientierung geben. Partizipation ist auch von den Rahmenstrukturen und dem Jahres- kreislauf in der Kita abhängig. Somit starten die ersten Schritte zur Partizipation jeweils neu, da Kinder, Eltern und Fachkräfte „abgeholt und mitgenommen“ werden müssen. Da ernstgemeinte Partizipation auch Beziehungsarbeit ist und zur Persönlichkeitsbildung der uns anvertrauten Kinder beiträgt, wird es von Mal zu Mal leichter und alle können mit- und voneinander lernen. Zur Verdeutlichung, wie Partizipation gestaltet werden kann, im Folgenden einige Beispiele. Kindergarten Das Kindergartenjahr startet im September mit der Eingewöhnungs- zeit. Hier steht nicht nur der Beziehungsaufbau mit den neuen Kindern und Eltern im Vordergrund, sondern auch die Arbeit mit den „alten“ Kindern und Eltern, die nach der Sommerpause wiederkommen. Bereits hier gibt es Möglichkeiten von Partizipation, indem die neuen Kinder sich den Garderobenplatz, das Erkennungszeichen und eventuell auch die Bezugsperson aussuchen dürfen. Zudem ist die Information über den Ablauf der Eingewöhnung bereits Partizipation, da hier eine Vertrau- ensbasis aufgebaut wird und das Kind weiß, dass es jetzt eine Stunde alleine ist und dann von der Mutter oder dem Vater abgeholt wird. Auch die Kleinsten können sich schon in vielen Bereichen einbringen. Relevante Partizipationsthemen finden sich in der Krippe meist in täglichen Interaktionen. Beim Essen und Trinken geht es hauptsächlich um selbständiges Nehmen und Einschenken und somit um Selbstorga- nisation. Was, wie viel und wie oft nehme ich mir selbst. Des Weiteren entscheiden die Kinder bewusst, wer sie wickeln soll, indem sie vom pädagogischen Personal gefragt werden. Auch eine Öffnung der Grup- pen, wie es in der KJR-Kindertageseinrichtung KoRi Schneckenstein gelebt wird, trägt zur selbständigen Wahl des Spielortes, des Spiel- partners und der Spieldauer bei. Die Kinder können sich frei bewegen und Selbstwirksamkeit erfahren. Auch die Wahl eines Jahresthemas, eines Ausflugziels oder die Speiseplangestaltung sind durch eine konkrete Veranschaulichung, beispielsweise durch Fotos, Handpuppen, Bilderbücher oder vorhan- denes Spielmaterial mit Krippenkindern möglich. In der KoRi Schneckenstein bedeutet dies zum Beispiel, im Mor- genkreis vier verschiedene Themen mittels Bildern vorgestellt zu bekommen. Jedes Krippenkind darf anschließend auf das Bild/Thema, das ihm am besten gefällt, einen Muggelstein legen. So kristallisiert sich durch einen Mehrheitsbeschluss ein Ausflugsziel oder eine Spei- seplangestaltung heraus. Für die Wahl eines Jahresthemas braucht es weitere Beteiligungsschritte, die sinnlich erfassbar sind und zeitnah durchgeführt werden müssen. Hierbei ist es wichtig, alle Informati- onen auf Plakaten festzuhalten, damit Kinder ihrem Alter und ihren Bedürfnissen entsprechend mitwirken können. Schon der Pädagoge Loris Malaguzzi sprach davon, dass Kinder ihre Bedürfnisse und Interessen in 100 Sprachen zum Ausdruck bringen. Wenn pädagogische Fachkräfte diese Sprachen lernen, sind schon mit sehr jungen Kindern Dialoge und gemeinsame Entscheidungen möglich. Claudia Hohenester, KoRi Schneckenstein, KJR
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