K3 No. 7 - November 2018
| 07 | 2018 29 Orientierung Schwerpunkt Orientierung in orientierungsloser Zeit Da geht‘s lang Der Jugendverband Evangelische Jugend München vermittelt Orientierung. Orientierung ist das Thema. 2.000 Zeichen – mehr darf ich nicht schreiben. Nicht viel Platz, um Orientierung zu geben. Wobei, manchmal reicht ein Pfeil, ein Zeichen – da geht‘s lang! Und die Richtung ist wieder klar. Wo es langgeht, was einen trägt und die Gesellschaft zusammenhält, ist vielen heute nicht mehr ganz klar. Die Welt ist kompliziert geworden. Einfache Parolen und ein klares Feindbild reduzieren die Komplexität. Die braune Soße schwappt und wabert. Menschen, die zu uns kommen, müssen als Feindbild und Ursache für alles, was in Gesellschaft und im Persönlichen nicht funktioniert, herhalten. Als Jugendverbände reduzieren wir nicht die Komplexität der Welt. Wir gehen in den Diskurs, lassen unterschiedliche Meinungen zu und entwickeln Perspektiven bzw. Persönlichkeiten. Im Miteinander und Evangelische Jugend zeigt, wie es geht. „Öffentliche Bedürfnisanstalt“ – Bedürfnisbefriedigung wirklich für alle Menschen? Toilette für alle? In öffentlichen Einrichtungen finden wir meist eine Dreiteilung der Toiletten vor. So gibt es ein WC für Frauen, Männer und eine barrierefreie Toilette – umgangssprachlich „Behinderten-Toilette“. Diese schablonenhafte Einteilung wird allerdings nicht allen Menschen einer Gesellschaft gerecht und entspricht teilweise nicht den Bedürfnissen und der Lebenswelt aller, die die Toilette nutzen wollen. Durch diese Zuschreibung kann es zu Diskriminierung und Ausgrenzung kommen. Die Aufteilung in Mann und Frau bei der Toilet- tenbeschilderung wird der Realität nicht gerecht, da es mehr als zwei Geschlechter gibt. Intergeschlechtlichkeit bezeichnet das angeborene Vorhanden- sein genetischer und/oder anatomischer und/oder hormoneller Geschlechtsmerkmale, die nicht den Geschlechternormen von Mann und Frau entsprechen. Bei Inter-Personen wird durch die Aufteilung der Toiletten in Frau und Mann eine Festlegung verlangt, welche der geschlechtlichen Identität unter Umständen gar nicht entspricht. Als Trans oder Transgender werden Personen bezeichnet, die in der Ge- sellschaft vorgegebene Geschlechtergrenzen überschreiten oder sich nicht einordnen wollen bzw. können. Dies zwingt auch Trans-Personen zu einer Positionierung bei der Wahl der Toiletten; diese Wahl entspricht dann nicht unbedingt ihrem Empfinden von geschlechtlicher Identität. Was hilft dir dabei, dich gut alleine in deinem Stadt- teil oder auch in deiner Freizeit zurechtzufinden? » Straßenschilder und Wegweiser. Und mein Gefühl: beim richtigen Weg fühle ich mich gut, beim falschen Weg werde ich ängstlich. « Matti, 9 (Kindertreff AKKU) im gegenseitigen Austausch werden Wege und Optionen gefunden, was das für alle im persönlichen Leben, aber auch für unsere Gesellschaft und politische Ordnung bedeuten kann. Denn: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten zu leben und sich zu definieren. Die Welt ist bunt – Gott sei Dank! Und deshalb ist die Evangelische Jugend München fromm und po- litisch. Fromm, weil jeder Mensch (von Gott) gewollt und geliebt ist; politisch, weil es unser Auftrag ist, die Welt zu gestalten. Daher ergreifen wir Partei für die Schwachen und für die Lebensmög- lichkeiten der Menschen. Wir stellen uns den kleinen und großen Fragen des Lebens, leben bunt und unterschiedlich unseren Glauben – ob mit Andachten, auf Freizeiten oder bei Demonstrationen. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach Antworten nach dem Sinn, begleiten in Krisen, sind füreinander da, haben eine gute Gemeinschaft miteinander. Wir sind Kirche in der Stadt und für die Stadt. Und wir sind offen für alle Menschen guten Willens. Als Jugendver- band leben wir Partizipation und Kooperation. Du bist willkommen, so, wie du bist. 2.000 Zeichen Orientierung. Es sind doch 2.103 geworden… Michael Stritar, Dekanatsjugendpfarrer Foto: H ans Genthe, pixelio.de
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