K3 No. 7 - November 2018
| 07 | 2018 21 Orientierung Schwerpunkt Beratung von vielen Seiten In einem solchen Gespräch zeigen wir Möglichkeiten auf, wie es nach der ersten Ausbildung weitergehen kann. Vor allem ist wichtig, klar zu vermitteln, dass eine Ausbildung die beste Basis für die Zukunft ist. Junge Menschen, die schulische Unterstützung benötigen, wenden sich an MoQua (Motivation und Qualifikation). Hier werden jährlich bis zu 40 Jugendliche individuell gefördert und erhalten die Möglichkeit, ihren qualifizierenden Abschluss der Mittelschule nachzuholen. MoQua begleitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis zur Ausbildung bzw. in weiterführende Bildungseinrichtungen. Zurück zur Eingangsfrage: Was brauchen junge Menschen zur be- ruflichen Orientierung? Die Antwort kann lauten: alles und jeden. Denn jeder Baustein – ob Schule, Elternhaus, Freunde, Freizeitstätte oder Hobby – orientiert, bildet, prägt und kann somit zum passenden Beruf führen. Dieser Orientierungsprozess begleitet auch uns stets und kann sich, dank der vielen Möglichkeiten, die unser Schul- und Ausbildungssystem bietet, noch bis ins hohe Alter fortsetzen – Stich- wort lebenslanges Lernen. Susanne Glückert, Servicestelle Berufsbezogene Jugendarbeit, KJR Das Jugendinformationszentrum München Leuchtturm im Informationsdschungel Stellen Sie sich eine Welt vor, in der langhaarige und bärtige Hippies auf dezimeterhohen Plateausohlen über die Leopoldstraße staksen, um gegen den Vietnamkrieg oder das Establishment zu protestieren … Dies ist das politisch wild bewegte Umfeld, in dem das Münchner Jugendinformationszentrum (JIZ) 1967 geboren wurde. Wichtigster Auftrag: Orientierung für junge Menschen bieten in einer immer un übersichtlicher werdenden Welt. Was war damals los? Die Amerikaner warfen Bombenteppiche über nordvietnamesischen Städten ab, entlaubten den Dschungel mit dem chemischen Kampfstoff „Agent Orange“; Demonstrierende wurde beim Besuch des persischen Schahs in Berlin verprügelt und der „Muff von tausend Jahren“ strömte immer noch aus den Talaren der bundesdeut- schen Justiz. Die Jugend begehrte dagegen auf und wähnte die junge deutsche Demokratie schon wieder am Ende. Als die Welt komplexer wurde Gleichzeitig nahmen die Mitarbeitenden im Münchner Jugendamt eine anwachsende Flut von Informationsanfragen speziell junger Menschen wahr: Wo kann man in München was unternehmen? Wo kann ich mich zu einem Thema informieren? Wo ist die Jugendherberge? Wohin in München, was tun als Jugendlicher, wen fragen als Heran- wachsender – das JIZ weiß (fast) immer die Antwort. Wer oder was gibt dir Orientierung in deinem Leben? » Meine Mutter, weil sie mir immer geholfen hat. « Junge, 11 (Laimer) Was dürfen mir meine Eltern verbieten? In ihrer Vielfalt reflektierten diese Fragen die zunehmende Komplexität der modernen Gesellschaft. Nur: War das Jugendamt München dafür zuständig, auf all diese Fragen Antworten zu geben? Unter diesem Eindruck kam es in München zu einem bemerkenswerten Stadtratsbeschluss. Es sollte eine Einrichtung geschaffen werden, die dem wachsenden Informationsbedarf junger Menschen Rechnung tragen würde. Jede Frage sollte gestellt werden können, niemand sollte ausgegrenzt werden, auf Wunsch sollte auch anonym und bei persönlichen Problemen qualifiziert beraten werden. Alles sollte ko- stenlos sein. Das war die Geburtsstunde der noch heute existierenden eierlegenden Info-Wollmilchsau JIZ, die im Prinzip alles wissen muss, was junge Menschen interessiert, sie mit Materialien zu Jugendthemen versorgt und bei speziellen Fragestellungen und Problemen an geeignete Fachstellen weiterleitet. Wichtig war den Gründungsmüttern und -vätern des JIZ aber auch, die Jugend in Bezug auf ihre Rechte und Pflichten in einem demo- kratischen Gemeinwesen zu ertüchtigen, was sich bis heute in einem umfangreichen Materialbestand zu diesem Themenfeld widerspiegelt. So stellt beispielsweise das Stadtjugendamt dem JIZ ein Sonderbudget zur Verfügung, um kostenpflichtige Publikationen über politischen und religiösen Extremismus zu ordern und diese kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wer heute ins JIZ kommt, das sich mittlerweile in der Münchner In- nenstadt befindet, sieht sich zunächst Massen von Papier gegenüber. In den Regalen liegen weit über 1.200 verschiedene Flyer, Publikationen und Broschüren aus, die alle für Jugendliche interessanten Themen abdecken: Beratung, Gesundheit, politische Bildung, Umwelt und Natur, Sexualität, Rechte und Gesetze, Auslandsaufenthalte und vieles mehr. Foto: j ohnnyb, pixelio.de Was hilft dir dabei, dich gut alleine in deinem Stadt- teil oder auch in deiner Freizeit zurechtzufinden? » Wenn ich den Weg kenne und schon mal langgelaufen bin. Straßenschilder und vertraute Häuser helfen mir. « Letti, 9 (Kindertreff AKKU)
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