K3 No. 5 - Juli 2018

7 das kommt | 05 | 2018 das war Fachtag Seit Jahren auf dem richtigen Weg – zumindest gedanklich Die Kinder der Mittagsbe- treuung des Tasso haben so einige Wünsche – doch einer wurde besonders laut: wir wollen einen Medientag! Neue Medien und das Internet sind nicht mehr wegzudenken, so viel steht fest. Und dass dieser Fortschritt auch die Kinder reizt, ist kaum zu übersehen. Brettspiele sind einfach nicht mehr „in“, viel interessanter sind animierte Spiele auf dem Smartphone oder Tablet. Doch nicht jede Familie hat die Möglichkeit, sich neue Medien zu kaufen oder stimmt der Nutzung solcher Geräte zu. Sei es aufgrund unübersichtlicher Risiken, unverständlicher Altersfreigaben oder des Zugangs zu unangemessenen Inhalten. Mit diesem Hintergrund hat sich das Team des Tasso Unterstützung von Cornelia Walter (Projektstelle Medien und Technologie/MuT) geholt und mit ihr ein Medienprojekt entwi- ckelt. Dieses greift den Wunsch der Kinder nach mehr Medien auf und veranschaulicht eine sinnvolle Freizeitgestaltung am Medi- um „Tablet“ durch das Ausprobieren neuer kinderfreundlicher Apps. Aufgeteilt wurde das Projekt in vier Termine. Am ersten Tag probierten sich die Kinder an Stationen wie „Musik selbst kreieren“ mit der App „Playground“ oder „Zeichne deine eigene Spiellandschaft“ mittels der App „Adventure Time Game Wizard“. An den nächsten beiden Terminen erschufen die Kinder mit Hilfe der „Comic Life“-App in Kleingruppen eigene Comics mit ihnen selbst als Protagonisten. Die fertigen Kunstwerke hängen nun zum Lesen im Tasso aus. Am vierten Programm- tag drehte sich alles um die Schnitzeljagd. Aber es wurden nicht klassisch Zettelchen versteckt, sondern auch hier wurde eine App benutzt. Durch „Actionbound“ können Aufgaben wie Fotografieren eines Logos, ein Interview machen oder Audio-Aufnahmen getätigt und umgesetzt werden – und alles funktioniert elektronisch. Die Schnitzeljagd war ein voller Erfolg und natürlich mit ech- tem Schatz am Ende! Mireen Ewald, Tasso 33, KJR Mittagsbetreuung Tasso 33 Ein Medienprojekt – Was war denn da los? Geht sinnvolle Freizeitgestaltung mit dem Tablet? Esther Maffei, Leiterin des Münchner Stadtjugendamts, fordert, Schule müsse Kindern „positive Erfahrungen ermöglichen“, sie sollen „nicht in der Früh reingehen und schon Versagensängste haben“. Der Ganztag „bietet hierfür Möglichkeiten – Fernziel ist eine Schule, die förderlich ist für alle.“ Oder wie Joshua Grasmüller von der Stadtschü- lerInnenvertretung es nannte: „Gestalten eines erträglichen Schulalltags“. Als Carolina Trautner, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, energisch anmerkt, dass „Schule durchaus vom Kind weg“ denke und die Individualität berücksichtige, kommt Unruhe auf. Die Mehr- heitsmeinung scheint das nicht zu sein. „Das Beste für das Kind“, insistiert sie. Hierzu sei Schule bereit, „sich auf den Weg zu machen“. Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings, sichtlich amüsiert über diese Bemerkung, gab zu bedenken, dass er sich schon seit 17 Jahren auf den Weg mache. Aber zuweilen hier Gesellschaft vermisse. Beatrix Zurek, Leiterin des Referats für Bildung und Sport, möchte „keine Kontroverse zwischen Jugendhilfe und Schule.“ Für Trautner und Zurek sollte die immer wiederkehrende Aus- sage von Interesse sein, warum so oft das Gelingen der Kooperation vom Willen der Schulleitung abhängt. Wo doch die obere Dienstebene dies allgemein fordert. Jugend- arbeit und Schule werden ein Stück weit „ihre Identität verlieren“, resümiert Dr. Christian Lüders vom Deutschen Jugendinstitut. „Es geht nicht um zwei Institutionen, die sich helfen, etwas zu bewältigen. Es entsteht ein neues Sozialisationsfeld mit eigener Logik und Fachlichkeit sowie eigenen Schnittstel- len.“ Am Ende die bekannten Fragen: ist Jugendhilfe anerkannter Bildungspartner? Ganztagsbildung oder Ganztagsbetreuung? Freiräume oder offene Räume? Die Jugend- hilfe erlebt eine Gratwanderung als Partner im Bildungsapparat. Aber „Schule kann auf- grund ihrer Form keine Freiräume schaffen und benötigt Partner“ (Braun, Geschäfts- führer der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.). Jugend- hilfe kennt sich damit bestens aus, weil sie diese Freiräume seit Jahrzehnten anbietet! Da lohnt eine Berücksichtigung ihrer For- derungen und Identität. Denn, wie Albert Kapfhammer vom Netzwerk Ganztagsbildung den Tag abschließt: „Wenn es uns nicht mehr gibt, dann kann auch niemand mehr mit uns kooperieren.“ Heiko Neumann, Intermezzo, KJR

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy