K3 No. 3 - Mai 2018
| 03 | 2018 17 Fachkräftemangel Schwerpunkt Wie kommt es zu diesem Problem? Die Arbeitsmarktsituation hat sich für Sozialpädagoginnen und -pä- dagogen in den letzten Jahren deutlich verändert. Durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung und der Schulsozialarbeit sowie durch den steigenden Bedarf an sozialer Betreuung älterer Menschen wurden beispielsweise viele zusätzliche Stellen geschaffen. Zudem beobachten wir in den letzten Jahren, dass in der Arbeit mit geflüchteten Men- schen viele neue Stellen entstanden sind. Dieser Trend ist allerdings inzwischen wieder rückläufig. In den Kindertagesstätten schreitet der Ausbau von Kapazitäten weiter voran. Der Grund hierfür liegt sicher im gesetzlich formulierten Rechtsanspruch auf die Betreuung der Kinder, aber auch im Zuzug nach München. Hier wird es künftig weiter wachsende Bedarfe geben. Problematisch ist, dass diesem stark gestiegenen Bedarf kein adäquater Ausbau an Ausbildungs- und Studienplätzen gegenübersteht. München ist eine attraktive Stadt – man muss sie sich aber leisten können … Die Lebenshaltungskosten sind immens hoch. Das ist sicher ein Problem im Zusammenhang mit Stellenbesetzungen. Die Bezahlung der pädago- gischen Fachkräfte ist durch die Anpassung des Tarifvertrags für den Sozial- und Erziehungsdienst zwar deutlich besser geworden und im Bereich der Kindertageseinrichtungen gibt es eine Arbeitsmarktzulage. Wenn aber eine Fachkraft von außerhalb wählen kann, beobachten wir, dass sie in ihrem Heimatort bleibt und die teure Stadt meidet. Was tut der KJR dagegen? Wir sind auf mehreren Ebenen aktiv. Dazu zählt beispielsweise, dass wir uns an verschiedenen neuen Ausbildungsmodellen im Bereich der Kindertageseinrichtungen beteiligen, vielfältige Praktika anbieten und diese fachlich fundiert begleiten. Der KJR sucht früh den Kontakt zu den Studierenden, präsentiert sich auf Praktikumsbörsen oder bietet Themen für Bachelor-Arbeiten. Das alles reicht aber nicht aus. Erfolg- reich sind wir nicht zuletzt dann, wenn Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende bereits während ihrer Ausbildung auf den KJR aufmerksam werden. So können sie frühzeitig erste Erfahrungen in einem Praktikum sammeln und lernen den KJR als Arbeitgeber kennen. Auch im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes und des Freiwilligen Sozialen bzw. Ökologischen Jahres begeistern sich immer wieder die Freiwilligen für unser Arbeitsfeld. Zudem ist es uns gelungen, einen hervorragenden Ruf als Arbeitgeber zu etablieren. Wir freuen uns sehr, wenn uns Kolleginnen und Kollegen weiterempfehlen. Was passiert außerdem? Gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, Studierenden der Sozialen Arbeit im Anschluss an ihr Praktikum beim KJR eine Teilzeitstelle an- zubieten. Die Studierenden profitieren von diesen Praxiserfahrungen „ganz nebenbei“ auch im Studium. Auf diese Weise konnten wir zahl- reiche Fachkräfte für eine Tätigkeit im KJR gewinnen. Ein Weg wäre, die Ansprüche an die Bewerberinnen und Bewerber zu senken … Das kann nicht unser Weg sein. Wir haben den Anspruch, im Bereich der offenen Arbeit in erster Linie Sozialpädagoginnen und -pädagogen einzustellen. Darüber hinaus stellen wir auch Absolventinnen und Absolventen spezieller pädagogischer Fachausbildungen wie bei- spielsweise Medien- oder Kulturpädagoginnen und -pädagogen ein. Bei den erforderlichen Qualifikationen der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir aber keine Abstriche machen. Was macht den KJR als Arbeitgeber attraktiv? Bewerberinnen und Bewerber entscheiden sich heute bewusst für einen bestimmten Arbeitgeber. Es geht ihnen um Identifikation und Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit. Im Vergleich mit der Landeshauptstadt München sind wir ein kleiner Träger. Das macht uns flexibler und das wird geschätzt. Außerdem bieten wir zahlreiche unterschiedliche Arbeitsfelder und Entwicklungsperspektiven. Der KJR wendet den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) mit allen damit verbundenen Sozialleistungen – etwa einer betrieblichen Altersvorsorge und vermögenswirksamen Leistungen – an. Das Angebot umfasst Fort- und Weiterbildung, aber auch Coaching und Supervision. Hervorheben möchte ich die große Flexibilität bei der Arbeitszeit. Neben der grundsätzlichen Möglichkeit von Teilzeitbeschäftigung gibt es viele Modelle, die der KJR – wo immer es möglich ist – dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie anpasst. Kann der KJR auch bei ganz praktischen Dingen helfen – Stichwort Wohnungssuche? Hier stoßen wir an unsere Grenzen. Es gibt leider keine eigenen Woh- nungen, die wir nutzen könnten. Wir helfen aber beispielsweise neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nach München umziehen wollen, mit einem Darlehen für den Neustart hier. Was müsste geschehen, damit sich die Situation entspannt? Insgesamt müsste sich die gesellschaftliche Anerkennung der sozialen Berufe weiter verbessern, so dass dieses Arbeitsfeld noch attraktiver wird. Darüber hinaus müssen die Ausbildungskapazitäten deutlich erhöht und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtert Der KJR wirbt u.a. mit einer Postkarte, um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen Das Gehalt allein ist längst nicht mehr der ausschlaggebende Grund, sich für einen bestimmten Arbeitgeber zu entscheiden Bild: R ainer Sturm, pixelio.de
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