K3 No. 3 - Mai 2018

Dachzeile | 03 | 2018 16 das kommt Fachkräftemangel Schwerpunk Fachkräftemangel – was tun? Am Limit Nicht erst seit den Entwicklungen im Kontext von Flucht und Zu- wanderung in den Jahren zwischen 2014 und 2017 ist das Feld der Sozialen Arbeit von einem eklatanten Fachkräftemangel betroffen. Anerkennung, die im Jugendhilfe- und Heimkontext relevant ist, wird hier durch die jeweiligen Hauptsitze abgedeckt (etwa in Hessen oder Nordrhein-Westfalen). Eine staatliche Anerkennung nach dem Bayerischen Hochschulgesetz ist an diesen Hochschulen derzeit nicht erreichbar. Denn dieses fordert einen generalistischen Studiengang mit der entsprechenden Praxisphase. Welchen Stellenwert eine staatliche Anerkennung in Bayern hat, wird die Zukunft zeigen. Festzuhalten ist, dass die Absolventinnen und Absolventen mit anderweitigen Anerkennungen sich jetzt schon in den fachlichen und politischen Diskussionen wiederfinden. Generalisten sind gefragt Professionspolitisch gibt es aus unserer Sicht keine Alternative zur Generalistik. Soziale Arbeit ist so heterogen, dass nur ein grundle- gendes Studium den Zugang zur Breite des Berufsbildes gewährleistet. Allerdings gibt es an der KSH konkrete Überlegungen, ein Studium mit vertiefter Praxis anzubieten. Dies bedeutet, dass während der vorlesungsfreien Zeit ein bzw. zwei Monate bei einem Träger absolviert werden. Diese Praktika sind bezahlt und unterliegen unseren Standards. Damit können Einrichtungen spätere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits frühzeitig kennenlernen und in die spezifischen Abläufe einar- beiten. Andererseits haben die Studierenden den Status im Praktikum. Dies bedeutet, dass sie nicht wie Werksstudentinnen und -studenten in einem einfachen Arbeitsverhältnis stehen, sondern im konkreten Feld der Sozialen Arbeit als Lernende begleitet werden. Weitere Überlegungen gehen in Richtung Weiterbildungs-Bachelor mit der spezifischen Anerkennung von Leistungen aus anderen Stu- dienabschlüssen. Hier gibt es im Bereich Kindheitspädagogik gute Erfahrungen in unserem Haus. Der Kontext Flucht hat unterschiedliche Kreise für die Thematik des Fachkräftemangels in der Sozialen Arbeit sensibilisiert. Nicht verges- sen werden darf, dass in der öffentlichen Wahrnehmung die Bereiche Elementarpädagogik und Pflege weitaus stärker im Fokus eines Fach- kräftemangels stehen als andere Disziplinen. Die Suche nach Lösungen wird die Profession noch einige Jahre fordern. Dabei wird es nicht den einen Weg geben können. Bei unterschiedlichen Ressourcen-Niveaus den Herausforderungen der Zeit zu begegnen, war und ist aber schon immer Kernkompetenz unserer Profession. Nur Mut! Prof. Dr. Andreas Schwarz, Katholische Stiftungshochschule, München Super Aussichten bei Bewerbungen – schwere Zeiten für Arbeitgeber Zunächst noch regional unterschiedlich ausgeprägt ist mittlerweile der Bedarf an Fachkräften in der Sozialen Arbeit im gesamten Bun- desgebiet nicht mehr zufriedenstellend zu decken. Die Jahrgänge, die demnächst das Rentenalter erreichen, werden die Mangelsituation weiter verschärfen. Den Hochschulen als originäre Ausbildungsorte des Fachs Soziale Arbeit kommen dabei unterschiedlichste Aufgaben zu. Die „Flaschen- hals-Situation“ führt dazu, dass einerseits die staatlichen und die im staatlichen Auftrag agierenden Hochschulen der Exekutive in den Bundesländern die Bedarfe verdeutlichen müssen. Andererseits müssen die Hochschulen den unterschiedlichen Trägern Lösungen anbieten, die sowohl berufspolitisch sinnvoll als auch arbeitsmarkt- tauglich sind. Vier Bewerbungen – ein Studienplatz Das Interesse an einem Studium der Sozialen Arbeit ist nach wie vor hoch. Die Katholische Stiftungshochschule München (KSH) bietet deshalb pro Studienjahr 230 Plätze für Studierende. Der erwähnte Fla- schenhals zeigt sich nun darin, dass in den letzten Jahren meist viermal so viele Bewerbungen dafür eingingen. Gleichzeitig – im Gegensatz zu den 1990er Jahren – finden die Absolventinnen und Absolventen hervorragende Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Die KSH bewältigt schon seit mehreren Jahren eine Überkapazität von 15 bis 20 Prozent bei zugelassenen Studierenden. Dieser Mehraufwand kann durch die staatliche bzw. kirchliche Finanzierung nicht kompensiert werden und geht voll zulasten interner Ressourcen der Hochschule. Ein erstes Ziel zur Bewältigung des Fachkräftemangels muss also sein, die Ausstattung der Hochschulen mit Ressourcen (Geld, Räume, etc.) dauerhaft zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Träger aufgerufen, ihre Bedarfe in politischen Druck auf ihre Ansprechpersonen in Ministerien und Landtagen umzuwandeln. Die Entwicklung der Hochschullandschaft bedingt, dass mittlerweile mehrere private Anbieter in München einen Hochschulabschluss in Sozialer Arbeit im Portfolio haben. Diese Studiengänge sind mit Ko- sten von bis zu 500 Euro im Monat verbunden, haben aber den Vorteil, dass kein Numerus clausus den Zugang einschränkt. Die staatliche Kreisjugendring München-Stadt auf der Suche nach Fachkräften Jammern hilft nicht Simone Schiller ist Leiterin der Abteilung Personalmanagement beim Kreisjugendring München-Stadt (KJR). Sie berichtet, dass es immer wieder vorkommt, dass offene Stellen nicht besetzt werden können, weil geeignetes Personal fehlt. Trifft der allenthalben zu beobachtende Fachkräftemangel auch den KJR? Simone Schiller: Das Problem ist in der Tat auch bei uns angekommen. In unseren Kindertagesstätten wird dieser Mangel besonders deutlich. Zudem beobachten wir, dass in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ausgeschriebene Stellen längere Zeit nicht besetzt werden können, weil es keine passenden Bewerbungen gibt. Übrigens – auch im Ver- waltungsbereich ist der Fachkräftemangel spürbar. Bild: Markus Hein, pix e lio.de

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