K3 No. 3 - Mai 2018

| 03 | 2018 13 das kommt Studien zur Attraktivität von Shopping Malls für Jugendliche Die Studie „Chillen in der Shopping Mall – neue Aneignungsformen von Jugendlichen in halböffentlichen, kommerziell definierten Räumen“ von Ulrich Deinet und der For- schungsstelle für sozialraumorientierte Pra- xisforschung und Entwicklung (FSPE) kommt zu dem Ergebnis, „dass Jugendliche gedank- lich einen Unterschied zwischen einkaufen (tatsächlich Geld ausgeben) und shoppen (stöbern, anprobieren, rumgucken) machen.“ In seiner aktuellen Veröffentlichung hat sich der Düsseldorfer Jugendforscher mit der Attraktivität von Shopping Malls für Jugendliche, deren Aneignungsformen und Nutzungen und den daraus resultierenden Herausforderungen für die pädagogische Arbeit auseinandergesetzt. Über seine eigene Untersuchung hinaus sind in dem Band auch Zusammenfassungen weiterer Studien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesammelt. Die Beiträge machen dabei den Versuch, den Blick von Jugendlichen einzunehmen und den der Pädagogen und Pädagoginnen zurückzunehmen. Dann zeigen sich die be- sonderen Qualitäten der Malls für junge Men- schen: sie haben hier die Möglichkeit, sich eigene Räume zu schaffen und anzueignen – und das ohne pädagogische „Belästigung“, sie treffen auf eine jugendorientierte Gestal- tung (in Hinblick auf Ausstattung, Musik, Gastronomie …), sie haben die Möglichkeit, für sie wichtige Infrastruktur kostenlos zu nutzen (WLAN, Wasserspender …), sie kön- nen mit Freunden und Freundinnen warm, trocken, sauber und sicher abhängen und sie erleben eine Scheinwelt aus „Konsum und Spektakel“. Sie befinden sich dabei auf einer Bühne von Selbst- und Fremdinszenie- rungen und können den Alltag ausblenden, sie werden in der Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten akzeptiert und umworben. Die Beiträge des Bandes drehen sich immer wieder um die Notwendigkeit, das Phänomen der Shopping Malls aus einer Jugendperspek- tive einerseits anzuerkennen und andererseits die damit verbundenen Auswirkungen auf Jugendarbeit und Gesellschaft zu sehen und Umgangsweisen zu finden. So führt z. B. die von Jugendlichen geschätzte Sicherheit in den Malls dazu, dass sie den Umgang mit gesellschaftlichen Disparitäten nicht lernen, diesen ausweichen können, in der glitzernden Konsumwelt eine heile, scheinbar gleiche Welt Shoppen und spazieren, chillen und chatten „Die Mädchen kommen zu mir und lassen im Büro ihre Taschen und Portemonnaies einschließen und dann gehen sie zum Shop- pen in die Mall“, erzählte mir kürzlich die Leitung einer offenen Jugendeinrichtung. Shoppen ohne Geld – ein Widerspruch? erleben. Jugendliche sind dabei in den Malls aber nur so lange akzeptiert, wie sie sich den dort geltenden Regeln der privaten Betreiber anpassen. Abweichendes Verhaltenmuss nicht – wie in öffentlichen Räumen – bis zu einem gewissen Grad geduldet werden; der Raum, sich hier als junger Mensch auszuprobieren und Grenzen auszuloten, ist deutlich geringer. Diese Einschränkung wird aber billigend in Kauf genommen. Jugendarbeit muss klären, ob und wie sie in diesen, von jungen Menschen als „Pädago- gen-freie“ Zone geschätzten, Malls präsent sein will, ob sie dort überhaupt einen ju- gendarbeiterischen Auftrag haben kann, der sie nicht zum verlängerten Arm der Betreiber werden lässt. Die Beiträge öffnen die Diskus- sion unter verschiedenen Voraussetzungen unterschiedlich intensiv. Wären die einzelnen Beiträge im ersten Teil des Buches noch besser aufeinander abgestimmt (und Redundanzen vermieden) worden, wäre der Lesefluss leich- ter und die Anregungen für Praxisdiskussi- onen wären noch größer gewesen. Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR Filmprojekt Im Rahmen des Kinder- und Jugend- programms „FRÄNZCHEN“ des Festivals ergab sich ein spannendes Kooperati- onsprojekt von Museum Villa Stuck, KJR München-Stadt, Medienzentrum München und DOK.education (Kinder- und Jugend- programm des DOK.fest München). Dabei erarbeiteten verschiedene Gruppen wie die KONTAKTlinse und das TEAM STUCK Filmsequenzen, die als Ganzes eine zeitge- nössische Interpretation von Goethes Faust ergeben. Junge Filmschaffende arbeiteten mit den Jugendlichen von Januar bis März in verschiedenen Genres: Stop-Motion, Musik-Video, Comic, Dokumentation, Re- alfilm. Entstanden ist #faust_undead, ein „Film-Bastard“ unter der künstlerischen Leitung des Regisseurs Martin Heindel. Seinen Höhepunkt feiert #faust_undead #faust_undead Von 23. Februar bis 29. Juli findet in München das Faust-Festival statt. „Faust von allen für alle“ ist das Motto des von Kunsthalle München und Gasteig initiierten Festivals mit der Premiere der Verfilmung am 6. Mai ab 15 Uhr im Carl-Amery-Saal des Gasteigs im Education-Programm des DOK.fest Mün- chen. Lulu Graetz, Team Jugendkultur, KJR Foto: Barbara Donaubauer, Museum Villa Stuck

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy