K3 No. 2 - März 2018
| 02 | 2018 25 Gerechtigkeit & Armut Schwerpunkt KJR-Einrichtungen sowie eine Retrospektive der bereits 1998 in der Ga- lerie 90 gezeigten Ausstellung „Armut in München hat viele Gesichter!“ Und 2018? Wird wieder groß gefeiert? Nein, wir freuen uns einfach, in München mit einer hohen Projektdichte und vielfältigen Initiativen eine kleine und feine Ecke besetzen zu können. Es ist schön, dass uns viele Spenderinnen und Spender schon seit Jahren begleiten und es ist großartig, dass jedes Jahr neue Förderer „Hilfe für Kids“ entde- cken. In 20 Jahren sind so weit über 1,3 Millionen Euro an Spenden zusammengekommen, mit denen vielen Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an der Mittagsbetreuung, an Bildungsangeboten oder an Ferienfahrten ermöglicht werden konnte. Neben unseren Inhalten ist es für viele Menschen wichtig, dass hinter „Hilfe für Kids“ ein erfahrener und zuverlässiger Träger steht, der unaufgeregt Öffentlichkeitsarbeit macht und nicht die betroffenen Kinder oder Jugendlichen in den medialen Fokus rückt. Sprache ist verräterisch Der Geburtstag soll dennoch nicht ganz unter den Tisch fallen. Wir sind so frei und machen uns selbst ein Geschenk. Immer häufiger begeg- net uns die Wortschöpfung „sozial schwach“. Neben „sozial schwachen Kindern und Jugendlichen“ gibt es auch „sozial schwache Familien“ oder gar „sozial schwache Milieus“. Es ist an der Zeit, gegen die Verwendung dieses Begriffs und die damit verbundene Stigmatisierung vorzugehen. Deshalb schenken wir uns zum Geburtstag eine Sprach-Kampagne mit dem Namen „Sozial schwach!? Geht‘s genauer?“ Wir wollen damit für eine klare Sprache sensibilisieren, die das ausdrückt, was man eigentlich sagen möchte, beispielsweise, dass einer Familie nur geringe finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Unterstützen Sie uns dabei! Tragen Sie in Ihrem Umfeld dazu bei, die Wortschöpfung „sozial schwach“ aus der (Sprach-)Welt zu schaffen! Ab Ende April haben Sie die Möglichkeit, auf unserem neuen Blog und auf der Facebook-Kampagnenseite über Ihre Begegnungen mit diesem Begriff zu berichten (mehr dazu im nächsten K3). Sie dürfen auch gerne anrufen (514106-12) oder eine E-Mail schreiben an f.gnadl@kjr-m.de Frauke Gnadl, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Erfahrungen mit der Münchner Förderformel Update erforderlich Durch die Münchner Förderformel besteht die Möglichkeit, alle Kinder in Münchner Kindertageseinrichtungen nach gleichen Grundsätzen, aber individuell, zu fördern. So weit die Theorie. Doch wie sieht das praktisch aus? Zwei KJR-Einrichtungen berichten. Elke Geweniger (KoRi Schneckenstein): Die Münchner Förderformel passt für unser Haus gut. Wir sind eine Standorteinrichtung und bekom- men deutlich mehr Zuschüsse als andere, weil der Anteil an Kindern mit Migrationsgeschichte bei uns sehr hoch ist. Die Stadt München erstellt in regelmäßigen Abständen eine Liste mit Straßen und Quartieren, in denen besonders viele sozial benachteiligte Familien leben. Hier setzt die Förderung an, weil der Bedarf besonders hoch ist. Wie profitiert ihr konkret von der Förderformel? Geweniger: Ein wenig Augenwischerei ist bei diesem Konzept dabei. Wir hatten beispielsweise schon vor der Förderung einen Kinderpsy- chologen, der unser Team berät. Er gibt Hilfestellungen und ist bei Bedarf in Gesprächen mit den Eltern dabei. Jetzt ist klar, dass diese Leistung aus der Münchner Förderformel finanziert werden muss. Die Herkunft des Geldes ist unterschiedlich – aber grundsätzlich hat sich nicht viel verändert. Frank Stromberg (Nordstern KIDDIES): Bei uns ist das ähnlich. Krippenpsychologen hatten wir früher auch. Jetzt werden die Kosten nur anders verbucht – über den Personalkostenanteil innerhalb der Förderformel. Bedeutet das, dass Mittel aus der Förderformel mit anderen Zu- schüssen verrechnet werden? Geweniger: Nicht ganz. Wir hatten schon immer eine gute Personal- ausstattung in der Einrichtung. Dieses Personal wird jetzt über die Förderformel abgerechnet. Es gibt aus diesem Fördertopf aber durchaus die Möglichkeit, zusätzliches Personal einzustellen. Stromberg: Man kann beispielsweise bei den bisherigen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern Stunden aufstocken oder heilpädagogische oder andere zusätzliche Fachkräfte einstellen. Geweniger: Vorher musste man jede neue Stelle bei der Stadt bean- tragen. Wenn das aus Sicht der Stadt nicht in das System gepasst hat, wurde es schwer mit der Finanzierung. Die Fachstelle für die Arbeit mit Familien war so ein Fall. Die Stadt wollte da keine Finanzierung zusagen. So wurde die Stelle über eine Spende finanziert. Mit der Förderformel ist das deutlich einfacher. Wie hoch ist der Verwaltungsaufwand, um an Mittel aus der Münch- ner Förderformel zu kommen? Stromberg: Wir können das Verfahren aus unserer Einrichtung nur punktuell nachvollziehen. Einige Dinge werden direkt über die Ge- schäftsstelle des Kreisjugendrings abgewickelt. Ich habe aber den Eindruck, dass es mit der Münchner Förderformel zu einem höheren Verwaltungsaufwand gekommen ist. Man muss bei der Abrechnung klar deklarieren, wofür das Geld ausgegeben wurde. Das war früher ein- facher. Jede Ausgabe muss konzeptionell begründbar sein. Wenn eine Anschaffung sich nicht unmittelbar aus dem Konzept der Einrichtung ableiten lässt, wird es schwer. Geweniger: Wir haben über die Förderformel nun etwa 40.000 Euro mehr an Sachmitteln zur Verfügung. Man kann damit z. B. größere Anschaffungen tätigen, Referentinnen und Referenten einladen, mit den Kindern ins Theater gehen, Ausflüge unternehmen und die Eltern entlasten. Aber der Abgleich mit dem Konzept der Einrichtung ist in
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