K3 No. 2 - März 2018

| 02 | 2018 21 Gerechtigkeit & Armut Schwerpunkt Bildungslandschaften weiter ausgebaut werden sollen. Im Hinblick auf die Vernetzung mit staatlichen Akteuren ist es hilfreich, dass München seit 2013 zertifizierte Bildungsregion in Bayern ist. Übergänge ebnen Große Bedeutung für gelingende Bildungsverläufe und damit für Bildungsgerechtigkeit hat das Handlungsfeld „Übergänge“. Beim zen- tralen Übergang Schule – Ausbildung – Beruf lassen sich erfreuliche Entwicklungen feststellen. Zunächst schlägt sich die gute wirtschaft- liche Entwicklung in einem unter den Großstädten unerreicht hohen Ausbildungsplatzangebot nieder. Darüber hinaus ist es in einem Kraftakt aller beteiligten Akteure gelungen, das Konzept der „Jugendberufs­ agentur“, also des unter einem Dach gebündelten Angebots, unter dem Begriff „JiBB“ zusammenzufassen. Wie kaum eine andere Kommune investiert München in eine gerechte Verteilung der Bildungschancen. Man kann die Verantwortlichen nur bestärken, diesen Weg fortzusetzen. Denn Investitionen in Bildungs- gerechtigkeit sind Investitionen in die Zukunft. Wolfgang Brehmer, Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport Infrastruktur Aktuell haben wir in München stark steigende Kinderzahlen – durch Zuzug und Geburtenrekorde. Vordringlich ist deshalb die Versorgung mit Kita- und Schulplätzen. In den Ausbau der Kindertagesbetreuung hat die Stadt München in den letzten Jahren viel Geld investiert: Zwischen 2011 und 2017 bewilligte der Stadtrat im Rahmen von sechs Kita-Bauprogrammen 281 Millionen Euro für städtische Bauvorhaben. Zusätzlich werden Bauvorhaben von freien und gemeinnützigen Trägern jährlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag bezuschusst. Der prognostizierte Anstieg der Kinderzahlen macht es auch in den nächsten Jahren erforderlich, unvermindert in den schulischen Primar­ bereich zu investieren, um die Versorgungsziele zu erreichen. Der Stadtrat hat in zwei Schulbauprogrammen insgesamt 69 Maßnahmen zu Neubauten oder Sanierungen an 80 Schulen beschlossen. Dadurch entstehen rund 28.000 neue Schulplätze. Die Stadt investiert hier 3,8 Milliarden Euro, ein weiteres Bauprogramm ist bereits in Arbeit. Keine andere deutsche Stadt investiert so viel in den Schulbau. Nicht nur das, diese Schulen werden auch nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet, damit dem digitalen Wandel im Unterricht Rechnung getragen werden kann. Welche Maßnahmen ergreift die Stadt? Die in der „Leitlinie Bildung“ verankerten Handlungsfelder „Frühe Förderung“ und „Ganztagsbildung“ sind nach wie vor die besten Anknüp- fungspunkte, um mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen. Für die frühe Förderung ist die 2011 beschlossene Münchner Förderformel prägend, die das Gießkannenprinzip durch eine bedarfsgerechte Ressourcenaus- stattung abgelöst hat. Für die ganztägige Bildung und Betreuung sowie die Inklusion baut die Stadt München nach dem Lernhaus-Konzept eine kleine Schule in einer großen: Differenzierungsräume für Inklusion und ganztägige Bildung und Betreuung, extrem flexibel für alle Varianten der Betreuung sowie Teamräume für Lehrerinnen und Lehrer, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Wie sinnvoll das Lernhaus-Konzept ist, zeigen die Lernerfolge an städtischen Schulen, die diesen Ansatz bereits umsetzen. Mit der „Bedarfsorientierten Budgetierung“ an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen wurden die Möglichkeiten individueller För- derung und multiprofessioneller Zusammenarbeit zusätzlich verbes- sert. Als erfolgversprechend hat sich hier vor allem das Lerncoaching erwiesen. Um den sozialräumlichen Ungleichheiten entgegenzuwirken, bedarf es integrierter Maßnahmen, wie sie etwa im Rahmen des Bundespro- gramms „Soziale Stadt“ entwickelt wurden. Hier haben die mittlerweile sechs BildungsLokale eine wichtige Funktion, die in Richtung lokaler Zusammenhang von Armut und Gesundheit Gute Besserung! Deutschland geht es ziemlich gut: Die Zahl der Arbeitslosen ist deutlich gesunken: von 4,9 Millionen im Jahr 2005 auf 2,53 Mil- lionen im Jahr 2017. Die Zahl hat sich trotz zusätzlicher Zugänge im Zusammenhang mit der Fluchtmigration fast halbiert. Wohnumfeld, Ernährung, Armut – ein Dreiklang, den man in jede Richtung lesen und interpretieren kann. Die Arbeitslosenquote sank von 11,7 Prozent im Jahr 2005 auf 5,7 Prozent im Jahr 2017. Dennoch scheint das Armutsrisiko in Deutsch- land seit einigen Jahren zu steigen – damit einhergehend auch das Gesundheitsrisiko. Als arm werden jene Haushalte bezeichnet, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens verfügen. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass nach Einführung der Zuzahlungen und Eigenleistungen im Gesundheitssystem von Armut betroffene Menschen nicht bzw. deutlich seltener einen Arzt aufsuchen. Was bedeutet für Dich Gerechtigkeit? » ... wenn Frauen und Männer das gleiche verdienen. « Josip, 18 (Jugendtreff pfiffTEEN) Was bedeutet für Dich Gerechtigkeit? » … dass Gott alle lieb hat, find ich gerecht. « Tija, 10 (Kinderhaus Wolkerweg) Foto: T hommy Weiss, pixelio.de

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy