K3 No. 2 - März 2018

| 02 | 2018 19 Gerechtigkeit & Armut Schwerpunkt sei. Spannend war die Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen: „Es haben ja fast alle Gruppen die gleichen Karten liegen“, rief ein Mädchen erstaunt aus, als die letzte Gruppe ihre Karten zeigte. Sind wir in unseren grundlegendsten Bedürfnissen vielleicht doch alle gar nicht so verschieden? Leben wir in einer gerechten Welt? In drei unterschiedlichen Workshops beschäftigten sich die Kinder mit verschiedenen Dimensionen von Gerechtigkeit. Wie viele Menschen leben auf der Erde? Wie sind diese Menschen auf den Kontinenten ver- teilt und wie viel Geld besitzen diese Menschen? Die Kinder wurden zu Bewohnerinnen und Bewohnern der einzelnen Erdteile und erlebten bewusst, wie es sich anfühlt, weniger zu bekommen als andere. Im Anschluss konnten die Eindrücke der selbst erlebten Ungleichheit reflektiert werden. Welche Gründe hat diese Ungerechtigkeit? Was bedeutet diese Situation in der Welt für mich persönlich, für die Na- tur und für unsere Zukunft? Ganz spielerisch konnten damit soziale, ökologische und ökonomische Aspekte von Gerechtigkeit betrachtet, diskutiert und reflektiert werden. Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit! Was kann ich also tun, damit die Welt gerechter wird? Die Kinder entwickeln Handlungsmöglichkeiten, wie sie selbst zu mehr Gerech- tigkeit und Nachhaltigkeit beitragen können. Mit dem Kauf einer fair hergestellten und gehandelten Schokolade beispielsweise setze ich mich gegen Ausbeutung und Kinderarbeit und für gerechte Löhne ein. Hinzu kommt, dass ich zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung beitrage, indem ich tausche statt kaufe. Groß war die Freude, als die Kinder aus Obstkisten ein kunterbuntes Tauschregal für ihre Schule bauten. Sie waren so begeistert von der Idee des Tauschens, dass auch nicht-materielle Dinge wie Hobbys, Spielvorschläge oder besondere Fähigkeiten auf kleine Kärtchen geschrieben und zum Tauschen und Teilen angeboten wurden. Überrascht hat uns, dass jede beteiligte Schule sich ein eigenes Konzept überlegt hatte, wie das Tauschregal in der Klasse, der Jahr- gangsstufe oder der Schule installiert werden könnte. Mit großem Interesse beobachten wir nun, wie das Tauschregal langfristig in den Schulen genutzt werden wird. Wir freuen uns, dass wir inzwischen den Kindertreff Bogenhausen für das Konzept begeistern konnten und sie das Projekt in ihrer Schule durchgeführt haben. Gemeinsam kommen wir so dem Ziel einer gerechten Welt mit jedem Schritt ein Stück näher. Susann Lange, Spielhaus Sophienstraße, KJR Seit 2005 führt das Spielhaus Sophienstraße mit seinem Koopera- tionspartner Ökoprojekt MobilSpiel e.V. an den Grundschulen der Maxvorstadt Projekte zu unterschiedlichen Themen der Nachhaltigkeit durch. 2017 und 2018 ist das Thema Globale Gerechtigkeit. Armutsbericht der Landeshauptstadt – Handlungsfeld junge Menschen Wie weiter? Der Armutsbericht der Landeshauptstadt München verweist auf die Daten des Statistischen Bundesamtes von 2017. Danach gilt jede/jeder fünfte Minderjährige in Deutschland als armuts- gefährdet. 1 Nicht nur die absolute Zahl von Armut betroffener Menschen steigt – auch die Schere zwischen „arm“ und „reich“ klafft immer weiter auseinander. Was bedeutet für Dich Gerechtigkeit? » Jeder – egal, ob weiß, schwarz, dick, dünn oder einfach nur anders – hat das Recht, gleich behandelt zu werden. « Martha, 19 (Jugendtreff pfiffTEEN) Ein Aufwachsen in Armut ist auch für viele junge Menschen in Mün- chen Normalität und trifft rund 14 Prozent der Zwei-Eltern-Familien. Wie die Münchner Befragung zur sozialen und gesundheitlichen Situation zudem zeigt, sind Haushalte von Alleinerziehenden sowie Familien mit mehr als drei Kindern – aber auch Familien, in denen Eltern oder Kinder mit einer Behinderung leben 2 und/oder chronisch erkrankt sind – besonders häufig von Armut betroffen. Foto: B ernd Kasper, pixelio.de 1 Armutsgefährdung bedeutet, dass das Familieneinkommen unterhalb der Armutsschwelle von 60 % des mittleren Haushaltsäquivalenzeinkommens liegt. 2 Nach der Münchner Studie zu den Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen liegt deren Haushaltsnettoeinkommen um 15 % niedriger als das der Gesamtheit (Sagner 2014 Teil 2).

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