K3 No. 1 - Februar 2018

| 01 | 2018 10 das kommt das war 20 Jahre Café Netzwerk Feiern und Umziehen Feiern und Umziehen gehören beim Café Netzwerk zusammen. Das war bei der Eröffnung schon so. Am 15. Dezember feierte die Einrichtung 20 Jahre Medienarbeit in der Maxvorstadt, in einem Jahr soll sie nach Sendling umziehen Robert Huber war in der Unterhose, als bei der Eröffnung vor 20 Jahren plötzlich die Tür aufging. Der damalige Leiter des Café Netz- werk hatte bis zuletzt gewerkelt, um seine neue Freizeitstätte herauszuputzen. Noch ehe er sich fertig umziehen konnte, stürm- ten die ersten Gäste herein, sie wollten ein Foto mit Christian Ude machen. Ude, damals Oberbürgermeister, eröffnete die neue me- dienpädagogische Einrichtung an jenem 17. Dezember 1997 mit dem „Internet-Anstich“. Seitdem sind aus sechs Computern 28 ge- worden, zwischendurch waren es sogar 55. Das war 2009, als Sait Köse die Leitung von Huber übernahm. Einige Rechner wurden seitdem von Konsolen und Tablets abgelöst. Smartphone, Virtual Reality, Social Media, YouTube – all das gab es bei der Eröffnung nicht. Heute ist kostengünstiger Zugang zu Internet, Medien und Technik für Kinder und Jugendliche selbstverständlich, vor zwanzig Jahren war das noch visionär. Das Team des Café Netzwerk hat den ra- santen digitalen Wandel der letzten zwei Jahrzehnte begleitet. „Für viele ist das hier das zweite Wohnzimmer“, sagt Köse, auch für die Münchner YouTube-Szene, die sich hier regelmäßig trifft. Zu den Treffen kommen auch YouTube-Stars aus ganz Deutschland und Europa. „Manchmal können wir gar nicht alle einlassen, so viele stehen vor der Tür Schlange“, erzählt Elisabeth Schmitt, eine von fünf pädagogischen Fachkräften im Team. 15 Jahre zuvor war das Café Netzwerk auf der Sparliste der Stadt und sollte mit dem Ju- gendinformationszentrum zusammengelegt werden. Doch der Protest von Jugendlichen und Team hatte Erfolg. „Zum Glück“, sagt Stadträtin Anna Hanusch, die die offiziellen Glückwünsche der Stadt überbringt. „So können wir heute hier feiern.“ Leander Gerl aus dem KJR-Vorstand gratuliert zu 20 Jah- ren erfolgreicher Medienarbeit. Er erinnert sich noch gut ans Pfeifen und Rauschen des Modems, wenn man damals ins Internet ging. „War man drin, konnte man dafür nicht telefonieren.“ Heute besuchen täglich 50 bis 120 Ju- gendliche und junge Erwachsene das Café Netzwerk in der Luisenstraße. Sie spielen an den Computern, Tablets und Konsolen, besonders beliebt ist das ebenso friedliche wie faszinierende Spiel Minecraft, eines der meistverkauften Computerspiele. Allerdings wird nicht nur gespielt. „Ziel unserer An- gebote ist es, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Medienkompetenz zu vermitteln“, erklärt Schmitt. Einer von ihnen ist Momo. Der 22-jährige Medizinstudent ist jede Woche 10 bis 15 Stunden hier und organisiert unter anderem TubeMunich, das letzte Treffen war erst vor einer Woche. Oder sogenannte Creator-Tref- fen. „Das ist die größte nicht-kommerzi- elle YouTube-Veranstaltung Deutschlands“, schwärmt Momo. Ihn reizt die Atmosphäre im Café Netzwerk. „Wenn wir alle vor den PCs sitzen, sind wir irgendwie eins“, sagt er. Und er lobt das Team. „Sait ist mein zweiter Back to the 90ies mit DJ Blade, besser bekannt als YouTuber Steve Heng Cooler Tanz zu heißen Rhythmen: NoEsCape Vater, Sabrina nimmt unsere Ideen ernst.“ Lob kommt auch von einem anderen jungen Erwachsenen. „Danke Armin, dass du immer ein Ohr für mich hast“, sagt DJ Blade, als er später am Abend die 90er-Disco eröffnet. Blade alias Steve Heng ist eine Münchner YouTube-Größe, sein Kanal „BreakoutTV“ hat knapp 17.000 Abonnenten. „Und Elisabeth hat mir gezeigt, wie man sich mit Menschen auseinandersetzt und diskutiert – Danke euch allen!“, ruft er ins Mikro. Das zeigt, dass es bei allem Digitalen im Café Netzwerk eben auch um den zweiten Bestandteil im Wort Medienpädagogik geht. Denn entscheidend, so Robert Huber, der heute als Gast da ist, sind nicht die Medien, sondern was man damit macht. Und bei allem Wandel hat sich eines nicht geändert: „Jedes Gerät hat einen Ausschaltknopf.“ Das Jubiläumsfest ist zugleich ein vor- gezogener Abschied. Weil das Gebäude ab 2019 saniert wird, muss das Café Netzwerk voraussichtlich im Dezember 2018 ins Junge Quartier Obersendling umziehen. In die Lui- senstraße kehrt es nach bisheriger Planung 2029 zurück. Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Momo organisiert ehrenamtlich YouTube- Treffen im Café Netzwerk Vorstandsmitglied Leander Gerl gratuliert dem Café-Netzwerk-Team

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