HfK Jahresbericht 2022

11 Beide Beispiele machen deutlich, dass hinter Miss-Information der Kinder sehr oft eine für sie subjektiv sehr reale Angst steckt. Ein weiteres Beispiel, bei dem die zugrundeliegende Sorge erst nach tiefer gehenden Gesprächen ersichtlich wurde: Ein Kind verkündet lautstark seine Abneigung gegen die Grünen, weil „die alles teurer machen und das Fliegen verbieten werden!” Seine Familie stammt aus Vietnam und die Eltern arbeiten das ganze Jahr über sehr hart, um auf den Sommerurlaub dort zu sparen. Es hat Angst, dass das Fliegen so teuer wird, dass sie es sich nicht mehr leisten können. Aufgabe der Pädagog*innen ist folglich, zuallererst das sensible Gespräch mit dem Kind zu suchen. Was steckt hinter deiner These, an die du glaubst? Welche Angst oder Sorge steckt vielleicht dahinter? Wer, der dir wichtig ist, hat dieselbe Meinung? Es gilt Zusammenhänge zu erklären und objektiv Falsches richtigzustellen, ohne die subjektiv berechtigte Angst abzuwerten. Nur so kann ein Dialog auf Augenhöhe entstehen und nur so ist es möglich, Unwahrheiten zu korrigieren und zur Reflektion anzuregen. In diesem Fall wurde als erstes richtiggestellt, dass Langstreckenflüge nicht verboten werden. Aufgrund der CO²-Steuer würden diese aber wohl tatsächlich teurer werden. Es folgte ein längeres Gespräch über den Klimawandel, dessen Gefahren und dessen Relevanz für die Lebenswelt des Kindes. Vietnam ist zum Beispiel unter den zehn am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder der Welt. Die CO²-Steuer ist eines der Mittel, um den Klimawandel zu verlangsamen. Die Schlussfolgerung des Kindes? „Wenn ich 18 bin, wähle ich die Grünen!” Das Gender-Sternchen macht Geschlechtervielfalt deutlich und zeigt die Existenz von Geschlechtsidentitäten auf, die jenseits der Norm der Zweigeschlechtlichkeit und gesellschaftlich zugeschriebenen Eindeutigkeit liegen.

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