10 Wissen wird bei uns auch oft spielerisch vermittelt. Durch unsere beliebten Stadt-Land-FlussRunden kennen die Kinder auf dem ABIX etwa den Bottnischen Meerbusen, korrigieren sich gegenseitig, dass Amerika kein Land ist und wissen, dass Gurken biologisch Früchte sind. Eine aktuelle Anekdote dazu, wie gut spielerische Wissensvermittlung im Vergleich zu formellem Lernen in der Schule wirkt: wir sitzen am Lagerfeuer und stellen Kopfrechnen-Aufgaben. Bei falscher Antwort muss man eine Runde um das Spielhaus rennen. Schnell schließen sich mehr und mehr Kinder begeistert an, auch die Schüler*innen einer Gastgruppe. Ihren Lehrer*innen ist das Erstaunen ins Gesicht geschrieben, dass ihre Kinder mitmachen: „Kann man Sie für unsere Mathestunde buchen?” Der humorvoll gemeinte Kommentar zeigt das große Potenzial der Offenen Kinder- und Jugendarbeit als informellen Lernort, insbesondere für Schüler*innen, die sich im Setting Schule schwertun. Dadurch, dass Lernprozesse nicht explizit als solche benannt werden, sondern vielmehr eingebettet in die Interessen und Lebenswelten der Kinder quasi „nebenbei” laufen, können die Kinder diese offen und ohne Versagensängste annehmen. Doch wo muss subjektives (Halb-)Wissen der Kinder und Jugendlichen hinterfragt oder gar korrigiert werden? „Stimmt es, dass Soja unfruchtbar macht? Mein Papa sagt das.” oder „Nur Frauen tragen pink! Jungs, die sich schminken/pinke Klamotten tragen/sich die Nägel lackieren sind schwul/transgender!” Interessant ist, dass solche Aussagen recht häufig von Jungen kommen, die selbst nicht völlig dem gängigen Männlichkeitsideal entsprechen. Hierbei kristallisiert sich hinter den reproduzierten Vorurteilen vor allem die Angst heraus, selbst als „unmännlich” betrachtet und diskriminiert zu werden. Neben der Aufklärung, was transgender und/oder homosexuell überhaupt konkret bedeutet und der kindgerechten Erklärung von Gendernormen, wirkt in diesem Fall auch oft ein humorvoller Ansatz: Wir lackieren uns gemeinsam die Nägel pink und finden heraus, dass dies rein gar nichts an unserer Identität geändert hat und wir nicht plötzlich das Geschlecht gewechselt haben. Auch lebensnahe Beispiele funktionieren hier sehr gut. „Schau mal, unser Praktikant, der Basti, hat doch auch manchmal lackierte Nägel. Ist er deswegen jetzt eine Frau?” So wird den Kindern nicht nur die Skurrilität solcher Vorurteile bewusst, sondern sie sehen auch, dass, selbst wenn eine Person den allgemeinen Genderidealen nicht entspricht, sie trotzdem geschätzt wird.
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