HfK Jahresbericht 2020

6 Am 16. März 2020 wurden alle Schulen geschlossen. Bis zum 24. Juli (letzter Schultag) wurde kein geregelter Unterricht aufgenommen. Dann ein bisschen „Normalität“ zwischen September undMitte Dezember. Seither wieder Distanz- unterricht für den Großteil der Schülerinnen und Schüler. Ein Ende nicht in Sicht. Die Schließung der Spielplätze dauerte in Bayern länger als die Unterbrechung der Bundesliga-Saison. Selbst im Juli durften Jugendliche im Park noch kein Picknick zu- sammen machen, mit Abstand dürfen sie zumindest gemeinschaftlich rumstehen. Während Erwachsene in den diversen Lockdown-Varianten zumeist weiterhin für Arbeit und Einkauf die Wohnung verlassen konnten und können, sind Kinder und Jugendliche wochenlang in ihren sozialen Kontakten auf die eigenen vierWände be- schränkt.„Ostern war schrecklich ohne dich und Opa, auch die Ferien waren schreck- lich“, schreibt ein 10-jähriger Junge seinen Großmutter und gibt auch uns den Brief für die Kampagne„Raise your Voice“. Welche Auswirkungen der Lockdown und die daran anschließenden Phasen von Lockerungen langfristig auf Kinder und Jugendliche haben, ist in ihrer vollen Dimension immer noch nicht abzu- sehen. Diese Lockerungen erfolgen im Übrigen mit höchst unterschiedlichen Geschwindigkeiten. „Verloren“ haben in dieser langen Zeit aber unzweifelhaft junge Menschen. Es gibt Prognosen und es gibt die ersten – traurigen – Studienergebnisse. Die Gewalt gegen Kinder hat deutlich zuge- nommen. Die vom Bundesfamilienministerium initiierte Kinderschutz-Hotline verzeichnet einen sprunghaften Anstieg der Anrufe. Auch bei den Jugendämtern steigen die Zahlen der Kinder- schutzmeldungen mit Ende des Lockdowns an. Ärzte wundern sich nicht über diesen Anstieg, da in Krisenzeiten die Gewalt in der Gesellschaft gegenüber den Schwächsten zunimmt. Deswegen kritisiert auch der Kinderärztepräsident den rein virologisch geleiteten Blick auf die Pandemie. Das dauerhafte Einsperren der Kinder führe zwangsläufig zu Konflikten in der Familie. 1 Junge Menschen fühlen sich einsam und das hat nichts mit ihrem Alter zu tun. Zu diesem Er- gebnis kommt das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in seiner Studie „Kind sein in den Zeiten von Corona“. Jeder dritte junge Mensch zwischen drei und 15 Jahren hat Schwierigkeiten, mit der Corona-Krise fertigzuwerden. Vor allem Kindergartenkinder und Einzelkinder fühlen sich einsam. Fachkräfte und Lehrkräfte helfen nicht, die Einsamkeit abzubauen, da digitale Kommunikations- formen von ihnen kaum genutzt werden. 2 Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler die Folgen der Corona-Maßnahmen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Dr. Manuela Sauer, Referat Grundsatzfragen, KJR Alles anders. Oder? Jugendarbeit in Corona-Zeiten Alleingelassen und nicht beachtet

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