10 Jahre Junge Kultur

Bettina Schulz Zunächst vorneweg: Wie haben die Jugendlichen auf diese filmische Begleitung reagiert? Hattet ihr das Gefühl, sie konnten sich ungezwungen verhalten? Mila Zhluktenko Also ich hatte das Gefühl, dass die Gruppe total gut auf die Kamera reagiert hat, und wir haben die Jugendlichen im Vorfeld gar nicht gecoacht. Sie haben ohnehin bereits ein ganz extremes Kamerabewusstsein, weil sie damit aufgewachsen sind. Und es war von Beginn an ein großes Vertrauen in uns da … und wir haben ihnen wiederum auch unsere Technik anvertraut. Wenn sie etwas wissen, angucken oder ausprobieren wollten, haben wir ihnen schon mal die Kameras übergeben oder jemanden den Ton angeln lassen. Dadurch ist ein toller Kontakt entstanden; sie haben sich sehr schnell an uns gewöhnt und uns dann in ihre Welt mit ihrer Musik, ihren Klamotten, ihren Vorbildern mitgenommen. Das war für uns als Filmteam wirklich besonders. Hattest du den gleichen Eindruck, Benedikt? Benedikt Kämmerling Ich würde mich da anschließen. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Projekt an sich schon wahnsinnig gut angenommen worden ist, wobei es ja nicht aus dem Nichts heraus entstanden ist. Es gab zuvor bereits Vorstellungsbesuche in der Staatsoper, initiiert vom Team Junge Kultur, und die Kinder- und Jugendeinrichtung hat auch schon eine lange Tradition im Breakdancen. Wir haben hier also beides als Pilotprojekt kombiniert, und dementsprechend war das Interesse bei vielen Kindern und Jugendlichen bereits vorhanden. Darüber hinaus gibt es gerade im Hasenbergl für sie einfach auch sonst wenige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, und tatsächlich kommen viele von ihnen über den Frankfurter Ring nicht wirklich hinaus. Deshalb nehmen sie Angebote, die direkt vor der Haustür stattfinden, generell gerne an. Das Projekt lief ja über einen recht langen Zeitraum … Benedikt Kämmerling Das war für das Filmen auch sehr dankbar, weil die Teilnehmer*innen so in das Projekt hineinwuchsen. Sie waren Teil einer festen Gruppe, die jeden Tag dieselbe war. Dementsprechend haben sie sich auch an die Kamera sehr schnell gewöhnen können. Und die Filmvorführung war dann tatsächlich noch mal ein großes Highlight, bei dem die Kinder und Jugendlichen im Gasteig ins Rampenlicht gerückt wurden. Gerade für Kinder aus einem sozial benachteiligten Viertel war das eine große Sache. Lernt man bei so einem Projekt »seine« Besucher*innen von einer ganz neuen Seite kennen? Oft wird erst in einer Rückschau deutlich, welche Entwicklungsschritte zu einem sehenswerten Ergebnis führen. Die filmischen Dokumentationen der verschiedenen Projekte des Teams Junge Kultur sind daher auch wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten: Einerseits, um die Arbeit mit und für Jugendliche sichtbar zu machen, andererseits für die jungen Menschen selbst, denen damit bewusst wird, was sie geschaffen haben. Den Wert einer solch nahbaren Dokumentation wollten wir in einer Gesprächsrunde näher ergründen: Das Projekt »Oper Glitzer Glitzer« begleitete Mila Zhluktenko, Studierende des Fachbereichs Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik, mit der Kamera. Maya Reichert ist Leiterin von DOK. education, einem ganzjährigen Bildungsprogramm im Rahmen des Internationalen Dokumentarfilmfestivals München, und präsentierte diesen Film imMünchner Gasteig. Benedikt Kämmerling komplettierte die Runde – er war der Einrichtungsleiter des beteiligten Kinder- und Jugendtreffs Club Hasenbergl und leitet heute den Kinder- und Jugendtreff Zeugnerhof. Das Gespräch moderierte Bettina Schulz. Eine Gesprächsrunde zum Film »Oper Glitzer Glitzer« Ganz nah dran I N T E R V I E W

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