K3 No. 5 - Dezember 2022

| 05 | 2022 23 Nachhaltigkeit Schwerpunkt Nachhaltiges Essen in Kita und Schule Gut für Umwelt, Mensch und Tier Essen ist elementar. Es liefert Energie und Nährstoffe, damit wir Menschen lebensfähig sind. Essen wir sehr unausgewogen, gefährdet das unsere persönliche Gesundheit, aber auch die des Planeten. dukte und Obst. Wie begeistert man aber Kinder und Jugendliche für vegetarische und vegane Essensangebote? Wo bekomme ich Bio-Lebensmittel her? Wie gestalte ich den Speiseplan, ohne aus dem Kostenrahmen zu fallen? Welche Rezepte schmecken? Die Fragestellungen und Herausforderungen bei Umstellungsprozessen in der Küche, im Kiosk und an der Theke scheinen groß. Wichtig ist es, loszulegen und erste Schritte zu wagen. Fachleute aus der Praxis können hierbei helfen. Deutschlandweit gibt es mehrere Projekte und Initiativen, die bei Umstellungsprozessen unterstützen – zu sehr moderaten Konditionen oder sogar zum Null-Tarif. Zu ihnen gehört das „Bio für Kinder“-Projekt, das auch die Projektgruppe natürlich² des KJR seit vielen Jahren begleitet. Eckpfeiler nachhaltiger Ernährung Pflanzliche Lebensmittel aus ökologischem Anbau, regional, saisonal, gering verarbeitet, aus fairem Handel und ressourcenschonend zubereitet – das sind die Eckpfeiler nachhaltiger Ernährung, wie sie etwa in den Grundsätzen für eine Nachhaltige Ernährung von Koerber, Männle und Leitzmann oder jüngst in der „Planetary Health Diet“ der EAT-Lancet Kommission festgehalten und wissenschaftlich untermauert wurden. Klar, für Bio-Qualität zahlt man unter Umständen etwas mehr. Schließlich ist die Erzeugung ökologischer Lebensmittel arbeitsintensiver, die Verarbeitung anspruchsvoller und die Kontrolle aufwendig. Doch mit einem guten Küchenmanagement und einer guten Kostenkalkulation lassen sich Nachhaltigkeit, Machbarkeit, Gesundheitsförderung und Ökologie wunderbar zusammenbringen! DAN I E L A S CHM I D aus Waal, Jahrgang 1978, Studium der Diplom-Geografie und Fachberaterin für Kinderernährung UGB, Leitung des „Bio für Kinder“-Projekts und Projektleitung „Mensch und Umwelt“, Tollwood GmbH Kann man mit wenig Geld nachhaltig leben? MVV statt Tesla Bei „nachhaltig leben“ denken viele Menschen an Bio-Lebensmittel aus Naturkostläden, hochwertige Fair-Trade-Klamotten und das Elektroauto in der Garage. Das klingt zunächst nach teurem Lebensstil, der nur für eine „grüne Elite“ finanzierbar ist. Ist das wirklich so, dass nur Besserverdienende es sich leisten können, nachhaltig zu leben? Beim Blick über die deutschen Grenzen fällt schnell auf, dass die reichsten Länder der Erde die größten Klimasünder sind. Die Menschen in den Ländern des Globalen Südens hingegen haben ein deutlich geringeres Einkommen, leben im Durchschnitt klimafreundlicher. Ein Mensch in den USA verursacht jährlich im Durchschnitt einen CO2-Ausstoß von 17 Tonnen, eine Person in Deutschland etwa 10 Tonnen, in China 7,5 Tonnen und in Indien nur etwa 1,5 Tonnen. Ist ein nachhaltiges Leben also zwingend an Armut gekoppelt? Tatsächlich ist es so, dass Menschen mit weniger Einkommen oft klimafreundlicher leben. Wer nur über einen geringen finanziellen Spielraum verfügt, stellt sich wahrscheinlich die Frage nach einem Urlaubsflug gar nicht; auch das ungebremste Shoppen entfällt. Ein nachhaltiger Lebensstil hat jedoch vordergründig nichts mit dem Einkommen zu tun. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, auch mit schmalem Geldbeutel klimafreundlich zu leben. Ein Liter Münchner Trinkwasser aus der Leitung kostet nur einen Bruchteil des Bild: Sven Hilker auf Pixabay Was hat das mit Kindertageseinrichtungen und Schulen zu tun? Sie nehmen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle ein: Wenn sie mit ihrem Essensangebot eine gute Grundversorgung leisten, sorgen sie für mehr Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft. Und wenn sie genussvolle, nachhaltige Speisen anbieten, tragen sie dazu bei, Kinder und Jugendliche für ein zukunftsfähiges Essverhalten zu begeistern. Beides ist grundlegend, um die großen Fragen unserer Zeit – die Klima- und Biodiversitätskrise oder die Spaltung zwischen Arm und Reich – bewältigen zu können. Ernährungsarmut nimmt zu – auch bei uns Rund 13,8 Millionen Menschen in Deutschland sind armutsgefährdet und fast jedes sechste Kind unter sechs Jahre ist von Armut betroffen. Armut wirkt sich negativ auf das Essverhalten aus. Oft fehlt armen Familien die Möglichkeit, eine ausgewogene und gesunde Ernährung sicherzustellen. Die Folgen der Pandemie und der Energiekrise verschärfen die Situation. In den betroffenen Familien steigt das Risiko für eine schleichende Mangelernährung, die eine gute körperliche und geistige Entwicklung im Kindes- und Jugendalter gefährdet. Das führt bereits früh zu ungleichen Chancen, das Leben zu gestalten. Der Staat steht hier in der Pflicht. Die Bundesregierung hat in ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie 2021 die Gemeinschaftsverpflegung klar als Handlungsfeld benannt. Der Grund: Millionen von Kindern und Jugendlichen essen täglich in der Gemeinschaftsverpflegung und beziehen dort rund ein Drittel ihres Nährstoffbedarfs. Die Gemeinschaftsverpflegung hat also einen starken Einfluss auf die Ernährungssituation. Mit der entsprechenden Auswahl an Lebensmitteln und Speisen können Kitas und Schulen sowie außerschulische Einrichtungen ihre Schützlinge so versorgen, dass die Gesundheit profitiert. Gleichzeitig können sie damit einen wertvollen Beitrag für die Zukunft auf unserem Planeten leisten. Erste Schritte zu mehr Nachhaltigkeit wagen Bisher steht es um die Qualität in der Gemeinschaftsverpflegung allerdings nicht besonders gut. Zu viel Fleisch und andere Lebensmittel tierischen Ursprungs, zu wenig Gemüse, Hülsenfrüchte, VollkornproGrün ist nachhaltig ist gesund ist Zukunft!

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