K3 No. 5 - Dezember 2022

Dachzeile 20 das kommt | 05 | 2022 Nachhaltigkeit Schwerpunk Jugendarbeit im Dilemma zwischen Mobilität und Klimaschutz Bildung mit begrenztem Radius? Jugendarbeit ist von Mobilität geprägt. JuleiCa-Quali für oberbayerische Ehrenamtliche in Unterfranken oder gar internationale Jugendbegegnung in Israel – wie kann diese Form von Mobilität mit Klimaschutz zusammengehen? Während des „Ammerlander Gesprächs zur Zukunft des Reisens“, das der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung regelmäßig ausrichtet, stellten zwei Aktivistinnen von „Fridays for Future“ im vergangenen Jahr klar: „Wir werden nie wieder in ein Flugzeug steigen. Fernreisen und internationale Begegnungen müssen angesichts des Klimawandels künftig online stattfinden!“ Zwar ging es bei der Veranstaltung der entwicklungspolitischen Organisation vorrangig um das Reisen im touristischen Sinne, die zwei jungen Frauen formulierten ihr radikales Statement aber auch im Hinblick auf Studienaufenthalte oder Jugendbegegnungen. Man dürfe auch hier nicht mehr so tun, als können alles beim Alten bleiben, so die beiden 17-Jährigen aus München. Starker Tobak für diejenigen, die Jugendarbeit immer auch jenseits der heimischen Komfortzone sehen und organisieren. Bedeutet das, dass Jugendarbeit nur noch innerhalb eines begrenzten Radius stattfinden kann – dort, wo man per Bus oder Bahn hinkommt? JuleiCa-Schulung für Ehrenamtliche aus Niederbayern nur noch in der JuBi Windberg und auf gar keinen Fall in Unterfranken? Noch viel schlimmer: Was wird aus dem Jugend- und Schüleraustausch mit Spanien oder der süditalienischen Basilikata, mit Israel oder anderen außereuropäischen Ländern? Klimafreundliche Mobilität ist möglich Jugendarbeit ist mobil. Denn Angebote der verbandlichen, offenen oder kommunalen Jugendarbeit beinhalten immer den Aspekt der räumlichen Entgrenzung, des Hinausgehens in die Welt und der Begegnung mit anderen. Das lässt sich im städtischen Kontext mit den dort gebotenen Optionen vielleicht noch simulieren – für jeden Jugendring oder Jugendverband im ländlichen Raum würde diese apodiktische Sichtweise der Aktivistinnen kaum lösbare Probleme mit sich bringen. Jugendarbeit schwimmt dann nur noch im „eigenen Saft“; sie kann keine Impulse weitergeben oder aufnehmen. Gleichzeitig ist aber zu fragen, welche CO2-Bilanz beispielsweise ein außereuropäischer FachkräfKlimakiller Flugzeug – war’s das jetzt mit internationalem Schüleraustausch? Bild: nnca auf Pixabay Wie erreichen wir die Ziele? Damit die gesteckten Ziele erreicht werden, hat die Arbeitsgruppe über 100 Maßnahmen für die Abfallvermeidung und den Ressourcenschutz in München gesammelt. Die Maßnahmen betreffen verschiedene Sektoren wie Abfallmanagement, Bau, Bildungseinrichtungen, Events, Gewerbe und Handel, Zivilgesellschaft und öffentliche Verwaltung. Konkret bedeutet das zum Beispiel die Umsetzung eines Unverpackt-Wochenmarkts oder die Ausschreibung eines Zero-Waste-Preises. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit sogenannten Wastefluencer*innen sowie die Veranstaltung eines müllfreien Festivals geplant. Was heißt das konkret? Alle Menschen können das eigene Verhalten hinterfragen und auf scheinbar einfache Dinge wie richtige Mülltrennung achten oder zum unverpackten Obst und Gemüse greifen. Bei vielen Lebensmittelgeschäften und Restaurants kann man außerdem ein eigenes Behältnis für offene Lebensmittel mitbringen oder Mehrwegboxen gegen Pfand ausleihen und so auf unnötige Plastik- und Aluverpackungen verzichten. Spannend sind auch Selbstversuche, beispielsweise ein komplett plastikfreier Monat. Wer steckt dahinter? Der Verein rehab republic ist bereits seit zehn Jahren in München aktiv und setzt verschiedene Projekte zum Thema Nachhaltigkeit um. Dabei ist den Initiator*innen wichtig, dass die Herangehensweise stets positiv ist und Handlungsalternativen für einen nachhaltigen Lebensstil angeboten werden. So organisieren sie zum Beispiel Kleidertauschpartys, Kochevents mit geretteten Lebensmitteln und bieten Zero-Waste-Workshops und Aufräumaktionen für Unternehmen an. Die Projekte reichen von einer Mehrwegberatung für Gastronomie und Einzelhandel über eine Zero-Waste-Plattform bis hin zu dem Quartiers- projekt „Olytopia“. Wer Lust hat, sich ehrenamtlich bei rehab republic zu engagieren, ist jederzeit willkommen. J U L I A T RA X E L aus München, Jahrgang 1975, Studium der Diplom-Biologie und ausgebildete Gärtnerin, Fachstelle Nachhaltigkeit und BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung), KJR Von Beginn an Abfall vermeiden – dann gibt es hinterher weniger Probleme Bild: Dennis auf Pixabay

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy