K3 No. 4 - September 2022

Dachzeile 36 das kommt | 04 | 2022 Alle(s) inklusiv!? Schwerpunk Inklusion durch und im Sport Fair play heißt auch Zugang für alle Acelya Basili ist seit 2020 Inklusionsbeauftragte des TSV Gräfelfing. Dort setzt sie sich für Chancengleichheit, Potenziale und Teilhabe ein. Sie sieht ihre Aufgabe darin, erste Ansprechperson für alle zu sein, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, groß oder klein, Geflüchtete oder junge Menschen aus Einwandererfamilien. Wichtig ist ihr, dass Inklusion ein Prozess ist und kein Zustand. Beschreiben Sie bitte, welchen Tätigkeitsfeldern und Aufgaben sie nachgehen. Meine Aufgabenfelder im Verein sind vielfältig. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mich nicht nur auf Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung zu fokussieren, sondern jede Art von Randgruppen in unserer Gesellschaft in den Fokus zu nehmen. Dazu gehören auch ältere Menschen, Geflüchtete, Migrantinnen* und Migranten*, Menschen mit Handicaps, aber auch Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung. Ich möchte sie auf ihrem Weg in ein Vereinsleben begleiten, beraten und ihnen zur Seite stehen. Das kann von der Hilfestellung bei der Anmeldung bis zur Begleitung in die Kurse reichen. Darüber hinaus ist mir wichtig, Bewusstsein für das Thema Inklusion zu schaffen. Dabei werden Kooperationen geknüpft und es entstehen Kooperationen mit unterschiedlichsten Organisationen. Wir veranstalten Feste oder nehmen an Angeboten teil, wie z.B. der Würmtal-Insel – ein Projekt, um Menschen für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Eine große Rolle in meinem Tätigkeitsfeld spielt außerdem, die Türen des Vereins für alle Menschen zu öffnen. Wir führen gerade Umbauarbeiten im Verein durch. Hierbei ist es mir ein Anliegen, für mehr Barrierefreiheit zu sorgen. In meiner Tätigkeit fungiere ich als Vermittlerin zwischen den Beteiligten: Familien und Organisationen, Vereine sowie Sportler*innen, aber auch Betroffenen und Übungsleitungen. Besonders wichtig ist mir, dass sich die Sportler*innen bei uns wohlfühlen und gerne zu uns in den Verein kommen. Ich möchte ihnen ermöglichen, wie allen anderen auch, das Gefühl von Gemeinschaft zu erleben. Das Ziel ist, Inklusion durch und im Sport zu schaffen, Chancengleichheit zu fördern, Potenziale auszuschöpfen und Teilhabe zu ermöglichen – und das für alle Menschen. Inklusion ist ein Begriff, der von vielen häufig falsch verstanden wird. Was bedeutet Inklusion für Sie und Ihren Verein? Ich assoziiere drei wesentliche Begriffe mit Inklusion: Zugang, Teilhabe und Selbstbestimmung. Wir müssen uns aber auch bewusstwerden, dass Inklusion kein Zustand ist, sondern ein fortlaufender Prozess, der Tag für Tag angegangen werden muss. Welche inklusiven Maßnahmen im Sport für Kinder und Jugendliche unternimmt Ihr Verein? Wir haben unter anderem Sportkurse in verschiedenen Bereichen für Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigungen. Unser primäres Ziel aber ist, Menschen mit Behinderung in bereits bestehende Kurse zu etablieren, um ganzheitliche Inklusion zu schaffen. Das gelingt je nach gesundheitlichem Zustand nicht immer, aber es gibt gut funktionierende Beispiele. Des Weiteren halten wir Kooperationen aufrecht, knüpfen neue und versuchen ein Zahnrad nach dem anderen in Bewegung zu setzen. Ich denke, dass meine Stelle extra hierfür ins Leben gerufen wurde, sagt einiges über den Willen des Vereins aus. Was sind die größten Hürden für eine erfolgreiche Inklusion? Wahrscheinlich die vielen unterschiedlichen Definitionen der Inklusion, denn es gibt keine einheitliche Vorstellung von Inklusion. Wenn man die Betroffen fragen würde, werden diese ganz anders auf die Frage „Was ist Inklusion?“ antworten als z.B. Politiker*innen oder Menschen ohne Behinderung. Finden Sie, dass in Politik und Gesellschaft das Thema der Inklusion im Sport mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte? Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich bis vor vier oder fünf Jahren nicht so viel mit dem Thema auseinandergesetzt habe und auch in meinem privaten Vereinsleben nicht darauf gestoßen bin. Es war mehr eine Erkenntnis im Nachhinein: Es ist schrecklich, dass einem das nicht einmal auffällt! Wo sind eigentlich die Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung? Machen sie Sport, und wenn ja, wo und wie? Sei es fehlendes politisches Interesse oder eben fehlende Aufmerksamkeit und Bewusstsein. Ich denke, da spielt alles eine Rolle. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Gesellschaft heute viel eher für Inklusion bereit ist als früher. Zwar gibt es Fortschritte, doch ich denke, dass wir unser Potenzial noch nicht ausschöpfen. Zudem ist Sport ein leicht zugängliches Setting für Inklusion. Unser Motto im Verein lautet „Sport verbindet!“ – und das tut er meiner Meinung nach auch. » Bogenschießen oder Sport, bei dem wirklich alle mitmachen können, wünschen wir uns. (Junge, 8) Das WIR gewinnt – auch im gemeinsamen Sport Foto: Pexels, pixabay » Noch mehr Sportturniere und Sportangebote wären schön, weil sich dabei die Teilnehmenden besonders gut vermischen. (Junge, 21 Jahre)

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy