K3 No. 4 - September 2022

| 04 | 2022 33 Alle(s) inklusiv!? Schwerpunkt Checkliste Ist meine Veranstaltung inklusiv? Die Planung einer Veranstaltung erfordert viel Arbeit und Beachtung vieler Aspekte und Details. Um auch Inklusion im Blick zu behalten, wurde diese Checkliste erstellt, um den Veranstaltenden zu helfen, das Ereignis für alle zugänglich zu machen. Veranstaltungsort ■ die Eingänge zur Veranstaltung sind stufenlos oder mit Rampen versehen (mit Neigungswinkel < 6 %, höchstens 600 cm Länge, Breite > 120 cm, Fläche am Anfang und Ende jeder Rampe: mind. 150x150 cm, 10 cm Radabweiser) ■ die Eingänge, Aufgänge, Treppen und andere Zugänge sind möglichst kontrastreich und mit geeigneten Hinweisschildern (groß, schwarze Schrift auf weißem Papier) ausgestattet ■ die Veranstaltung ist u.a. mit Piktogrammen be- schildert, die Gäste können sich möglichst selbständig zurechtfinden ■ es gibt barrierefreie und genderneutrale Toiletten ■ die Gäste können sich frei am Veranstaltungsort bewegen Essen und Trinken ■ Höhe der Tische, auf denen die Bewirtung steht, ist auch für Menschen im Rollstuhl gut erreichbar (< 85 cm) ■ es gibt eine Speise- und Getränkekarte in Blinden- schrift ■ die Mitarbeitenden stehen bei den Bewirtungsständen und können den Menschen helfen ■ es gibt eine Speise- und Getränkekarte mit Bildern ■ hilfsbereites und verständnisvolles Verkaufspersonal Programm ■ Plätze mit guter Einsehbarkeit der Bühne für Menschen mit Behinderung werden freigehalten ■ bei Festreden, Veranstaltungshinweisen und Moderationen werden visuelle Hilfsmittel verwendet ■ bei Festreden, Veranstaltungshinweisen, Moderationen etc. wird möglichst leichte und verständliche Sprache verwendet Quelle: https://www.caritas-augsburg.de/ hilfeberatung/menschenmitbehinderung/ handbuchinklusion/handbuch-inklusion Miteinander reden, spielen und eine gute Zeit verbringen – und vor allem in Sicherheit sein, darauf kommt es jetzt an so tun, wie es für sie passt – auf Ukrainisch oder Russisch, in kleinen Gruppen untereinander oder manchmal auch mit deutschen Kindern.“ Belehrungen sind fehl am Platz Dieser Prozess läuft oft nicht reibungslos, denn Yuliia Zadyraka betreut in ihrer Klasse Kinder von der 4. bis zur 10. Jahrgangsstufe gleichzeitig. „Aber sie spielen miteinander, helfen und beschützen sich gegenseitig.“ In einer nächsten Stufe soll der Kontakt zu gleichaltrigen Deutschen ausgebaut werden. Man plant u.a. gemeinsame sportliche Aktivitäten. „Manche Kinder benötigen therapeutische Hilfe, die wir organisieren. Es kommt aber auch dazu, dass sich Kinder, die in der Ukraine verschiedenen Volksgruppen angehört haben, hier gegenseitig beleidigen. Die Konflikte von zu Hause schlagen voll in der neuen Umgebung durch. Auch dafür sind wir Ansprechpersonen“, so Zadyraka. Ab September will die Bayerische Staatsregierung sogenannte „Brückenklassen“ einrichten, die die Kinder und Jugendlichen vor allem in ihrer Sprachkompetenz schulen. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist ein Schlüssel für ihren weiteren Weg. Zurück in ihre alte Heimat können und wollen die wenigsten Familien, denn der Krieg ist eine massive Bedrohung im ganzen Land. Yuliia Zadyraka: „Das Wichtigste, was wir momentan in Sachen Integration tun können, ist, diesen Heranwachsenden Zeit zu geben; Zeit, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen. Und wir dürfen dabei nicht nur die Kinder selbst im Blick haben, sondern auch deren Familien, die sich ebenfalls in einem seelischen und emotionalen Ausnahmezustand befinden.“ Einen Wunsch hat Yuliia an deutsche Eltern, die Kontakt mit den jungen Geflüchteten aus der Ukraine haben. Man kann und darf die deutschen Erziehungsmethoden nicht über die Menschen aus der Ukraine stülpen. Es ist beispielsweise wenig hilfreich, wenn eine deutsche Mutter eine ukrainische Mutter öffentlich darüber belehrt, dass ihre Kinder kein Müsli essen dürften, das zu viel Zucker enthält. „Diese Menschen müssen jetzt erst einmal lernen, damit umzugehen, dass ihre Familien getrennt wurden, dass Freundinnen* und Freunde* auf der ganzen Welt verstreut sind und sie eine Zukunft in Sicherheit planen müssen.“ Marko Junghänel Foto: Marko Junghänel » Gemeinsame Discoabende tragen zur Inklusion bei. (Junge, 20)

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