| 03 | 2022 27 50 Jahre Olympia – und die Jugend? Schwerpunkt „50 Jahre Olympische Sommerspiele München“ » Wir nutzen den Olympiapark zum Skaten und sind am Basketballplatz, der Park ist cool. (zwei Mädchen, 13 und 14) 50 Jahre Olympische Spiele in München Olympischer Geist = sportlicher Geist? Als der Franzose Pierre de Coubertin Ende des 19. Jahrhunderts darüber nachdachte, wie die Menschen auf der Welt dazu gebracht werden können, friedlich miteinander zu leben, kam ihm der Gedanke „Olympische Spiele“ in den Sinn. Die Antike galt als Vorbild, als er die Spiele der Neuzeit begründete, auch wenn es für die beteiligten Olympionik*innen zu dieser Zeit wenig Befremdlicheres gegeben hätte als das Motto „Dabeisein ist alles“. Anfangs lautete die olympische Devise offiziell „citius, altius, fortius“ – schneller, höher, stärker. Es entwickelte sich ein olympischer Geist, der in Sportler*innen wie dem Basketballer Dirk Nowitzki, Fahnenträger bei der Olympiade 2008 in Peking, den Wunsch des Dabeiseins auslöste – ausdrücklich um des „Spirits“ willen. Erfinder de Coubertin sagte einst: „Das Wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht zu gewinnen, sondern daran teilzunehmen.“ Er verfolgte mit der Organisation eines internationalen Sportfests vor allem einen pädagogischen Zweck: Er wollte durch die Kraft des guten Beispiels positiv auf die Jugend der Welt einwirken. Es galt, Athlet*innen über alle Grenzen hinweg an einem Ort zusammenzuführen, „… für eine friedlichere und bessere Welt“, wie es in der Olympischen Charta heißt. Dass der Sport in vielerlei Hinsicht über ein riesiges Potenzial in Ein Park – tausend Möglichkeiten für Sport und Freizeitspaß War es aus Sicht von Kindern und Jugendlichen – aus der Perspektive der Jugendarbeit und der Freizeitstätten – schlussendlich eine glückliche Entscheidung, dass München 1972 die Olympiade ausrichten konnte? Unbedingt! Darin sind sich Inge und Ronald einige. Vor allem der Geist dieses „Welttreffens der Jugend“ wirkt bis heute. „Als 2015 syrische Geflüchtete und heute Geflüchtete aus der Ukraine nach München kamen und kommen, zeigt sich, dass diese Offenheit trägt und die Stadtgesellschaft nachhaltig verändert hat“, ist Inge überzeugt. Das mag seine vordergründige Ursache in den Spielen selbst haben. Dahinter steht aber eine Erfahrung, die auch Jugendarbeit ausmacht: Menschen kommen zusammen, sie reden miteinander, tauschen sich aus und lernen im besten Fall voneinander. Gemeinschaft stiftet Dialog und gegenseitiges Verständnis. So wie im Spätsommer 1972 während der Olympiade und bis heute in den Angeboten und Formen von Jugendarbeit. Ronald: „München wäre heute anders, hätte es die Olympiade nicht gegeben. Und auch der KJR wäre ein anderer. Ich habe zu der Zeit damals erlebt, dass auch im Jugendring Modernität eingezogen ist. Ich hatte das Gefühl, dass es da hieß: ‚… wir können mehr und müssen moderner werden, wir dürfen uns nicht nur um sogenannte schwierige jugendliche Randgruppen kümmern, sondern für alle Kinder und Jugendlichen der Stadt da sein‘. Das ist doch eine ganz gute Bilanz aus Sicht der Stadt und des KJR – rückblickend auf 50 Jahre Olympische Spiele in München!“ MA R KO J U N G H Ä N E L , Jahrgang 1968, aus Lichtenstein/Sa., Kommunikationswissenschaftler und Politologe, seit 2010 Mitglied der Redaktion des K3 Sachen Konfliktbewältigung sowie Verständigung zwischen gesellschaftlichen Gruppen verfügt und darüber hinaus bedeutsame Werte wie Gemeinschaft, Fairplay oder Demokratie vermittelt, beweisen die Vereine des Breitensports tagtäglich. Vor allem für Kinder und Jugendliche bedeutet die Mitgliedschaft in einem Verein viel mehr als nur einen Sport zu betreiben. Im Verein finden sie Freundschaften fürs Leben, sie gewinnen und verlieren gemeinsam. Ganz egal, welches Alter, Geschlecht oder welche Herkunft: im Sportverein können alle dabei sein. Damit schaffen sie ein soziales Miteinander und sind von großer Bedeutung für unser Gemeinwohl und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Olympischen Geist wiederbeleben Dieser Geist scheint für die Olympischen Spiele in den vergangenen Jahren nicht immer zu gelten. Zwar dienten sie schon immer einer gewissen Inszenierung, sind nunmehr allerdings zu kommerziellen Medienspielen und damit ein Teil der Unterhaltungsindustrie geworden. Sie werden von Kommerz geprägt und von politischen Akteuren missbraucht. Ob und wie sie heute zu einer „friedlicheren und besseren Welt“ beitragen, ist zumindest fraglich. Auch die Entscheidung für die Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele 1972 war durchaus politisch motiviert. Über 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wollte Deutschland zeigen, dass es modern, weltoffen und demokratisch gefestigt ist. Die Spiele sollten München wie kaum ein anderes Ereignis prägen. Auch, weil das Attentat auf israelische Athleten die „heiteren Spiele von München“ überschattet hat. 50 Jahre später stehen die olympischen Stätten von 1972 wieder im Fokus – die European Championships, die Vereinigung von Europameisterschaften in zahlreichen Sportarten, sind zu Gast in München. Auch die Münchner Sportjugend wird vor Ort sein und den Geist des Sports für sportliche Großveranstaltungen einfordern. Gemeinsam mit den Besucherinnen* und Besuchern* wagt sie beispielhaft ein Gedankenexperiment: Was wäre München ohne Sportvereine? Was ist Olympia ohne den sportlichen Geist? PA S C A L L I E B, Jahrgang 1992 aus Augsburg, Studium Sozialwissenschaftliche Diskursforschung, PR-Fachwirt, Stellv. Jugendsekretär, Münchner Sportjugend Foto: Olympiapark München GmbH „50 Jahre Olympische Sommerspiele München“ » Ich kenne die Olympischen Spiele. Manchmal fahren wir da mit dem E-Roller durch. (Junge, 15)
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