K3 No. 1 - Februar 2022

| 01 | 2022 19 Resilienz und psychische Gesundheit Schwerpunkt Im zweiten Fall besteht die Möglichkeit, dass Selbstwirksamkeit durch selbständige Problemlösung erfahren wird und diese kann Resilienz fördern (vgl. Siegrist, 2010, S. 41 ff). Derlei Beispiele gibt es viele. Entscheidungen selbst treffen lassen, Selbstöffnungen ermöglichen, Budget zur Verfügung stellen, Wissen vermitteln, Erlebtes gemeinsam verarbeiten und einordnen, Grenzen aufzeigen und sicherlich viele mehr. Und das alles muss nicht immer in eine großen neuen Projektidee münden. Es gibt täglich Möglichkeiten in der OKJA für ihre Besucher*innen, ihre Resilienz zu stärken. Wir unterstützen sie dabei jeden Tag. B E N E D I K T KÄMME R L I NG, Jahrgang 1983 aus Berchtesgaden, Studium Soziale Arbeit, B.A. Soziale Arbeit, Leitung offene und schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit, KJT Zeugnerhof – Berg am Laim, KJR Literatur ■ Mergenthaler, Andreas (2012): Gesundheitliche Resilienz (Konzept und Empirie zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheit im Alter, Heidelberg (Springer) ■ Gharabaghi, Kiaras (2013): Resilienzförderung im Jugendalter, Heidelberg (Springer) ■ Kuhlenkamp, Stefanie (2017): Lehrbuch Psychomotorik, München Basel (Ernst Reinhardt Verlag) ■ Siegrist, Ulrich (2010): Der Resilienzprozess – Ein Modell zur Bewältigung von Krankheitsfolgen im Arbeitsleben, Wiesbaden (VS Verlag) DayCamp – gut für die mentale Gesundheit Vitamin D gegen den Corona-Blues Die Corona-Pandemie bedeutet für alle eine große Umstellung. Die gewohnten Routinen sind weg. Wie schützt man in dieser Zeit Kinder und Jugendliche vor einer schleichenden Zermürbung? Das Leben wurde auf den Kopf gestellt und alles, was wir für normal hielten, galt plötzlich nicht mehr. Für Kinder und Jugendliche ist diese Zeit nach wie vor nicht einfach. Schulschließungen, Ängste und Sorgen, keine Möglichkeit die eigenen Freunde zu sehen. All das sind Faktoren, die die psychische Gesundheit belasten. Die Rede ist dann oft von Resilienz, also der Fähigkeit, Krisen aus eigener Kraft zu bewältigen. Gelingen kann das u.a. durch konkrete Angebote der Jugendarbeit – online oder manchmal auch analog. Das Neschama Maccabi DayCamp der Israelitischen Kultusgemeinde beispielsweise sollte die Teilnehmenden aus ihrem „Corona-Alltag“ abholen und ihnen zwei unvergessliche Wochen voller Spiel, Spaß und Sport ermöglichen. Die Kinder sollten auf andere Gedanken gebracht werden und ein tolles Ferienangebot erleben. Mit rund 100 Kindern, Jugendlichen und einem Kernteam, das die Programme erstellt und koordiniert hat, sowie in Kooperation mit dem TSV Maccabi München, führten wir das zweiwöchige Neschama Maccabi DayCamp auf dem Maccabi-Areal in München durch. Mit viel Bewegung, gutem Essen und mitreißendem Programm ist es gelungen, den Teilnehmenden eine gute Zeit zu ermöglichen. In den Programmablauf haben wir eine große Bandbreite an Aktivitäten eingebaut, sodass die Jugendlichen immer Abwechslung hatten. Zwei Wochen voller Sport hießen zum Beispiel auch zwei Wochen voller Tennis, Fußball und anderer Ballsportarten sowie Programme wie „Catch the flag“. Im Angebot waren außerdem Zaubertricks, ein Filmdreh, Basteln und Experimente. Jedes Programm war tageweise so organisiert, dass jede einzelne Programmeinheit zur gleichen Zeit ablief, um eine gewisse Routine einzuhalten. Zusammen draußen sein Flexibilität war gefragt: für Spiele, wie beispielsweise „Komm mit, lauf weg“, die normalerweise mit kleinen Berührungen ablaufen, mussten wir corona-konforme Alternativlösungen finden. Hierbei wurde der Name der Person gerufen. Bei Begrüßungsritualen wurde auf Einhaltung der Distanz geachtet und der moderne „Ellenbogen-Check“ verwendet. Das DayCamp bot den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, echte Freundschaften zu knüpfen und mit ihren Freundinnen* und Freunden* über zwei Wochen hinweg gemeinsam Abenteuer zu erleben. Das DayCamp war ein gemeinsames Erlebnis, das ihnen auch in dieser schweren Zeit ein Lächeln ins Gesicht zauberte und die Kinder und Jugendlichen hoffentlich stark machen konnte für die Aufgaben, die noch zu bewältigen sind. Zusammen haben wir Lieder gesungen und getanzt – eine sehr schöne gemeinsame Erfahrung als Jugendzentrum. Die zwei Wochen des Camps und die vorherige Organisation waren auch für das Team eine Bereicherung. Alle nahmen die Herausforderung an, tägliche Workshops und Programme zu planen. Diese Erfahrungen, die wir daraus ziehen konnten, helfen uns im alltäglichen Leben, das auch in den kommenden Monaten noch von Corona und den Beschränkungen bestimmt sein wird. Außerdem hat die gemeinsame Arbeit nicht nur den Zusammenhalt gestärkt, sondern auch die Talente bzw. Kompetenzen Einzelner gefördert. Auch eine Methode, Resilienz zu entwickeln, in dem die eigenen Fähigkeiten entdeckt und entwickelt werden. In der aktuellen Zeit bleibt es wichtig, den Kindern und Jugendlichen Angebote zu machen und einen Ort der Entfaltung zu bieten. Da das Gelände, auf dem das DayCamp stattfand, weitläufig war, konnten sich die Kinder auf dem ganzen Areal verteilen. Mit Abstand, aber gemeinsam, genossen sie die Sonne und konnten entspannt Vitamin D tanken: Momente der Entspannung, die uns in letzter Zeit so sehr gefehlt hatten. SU Z ANNA PO L UE K TOVA, Jugendleiterin, Neschama München der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Für einige Zeit den Alltag vergessen – draußen sein – Spaß haben: beim IKG DayCamp) Bild: IKG

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