K3 No. 1 - Februar 2022

| 01 | 2022 15 Resilienz und psychische Gesundheit Schwerpunkt wirkungen, denn dadurch konnte zügig und noch individueller auf die einzelnen Wünsche und Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden. Die Kinder, die nun in den Einrichtungen waren, bildeten eine „verschworene Gemeinschaft“. Es entwickelten sich neue Freundschaften und die Kinder konnten an allen Bildungsangeboten der Einrichtungen teilnehmen. Langfristige Folgen kaum absehbar Diejenigen Kinder, deren Eltern nicht in solchen systemrelevanten Berufen arbeiten, mussten allein zu Hause bleiben. Auch wenn die Kolleginnen* und Kollegen* Briefe schrieben, anriefen, digital Spiel- und Lernangebote und diverse Beschäftigungsmöglichkeiten, z.B. aus den Bereichen Sport, Kreativität und Musik unterbreiteten, setzte dies die Bereitschaft der Eltern voraus, diese vielfältigen Angebote anzunehmen und zu Hause umzusetzen. Gelang dies, hatten die Kinder Gelegenheit, sich zumindest in begrenztem Rahmen wiederzusehen und gemeinsam Spaß zu haben. Den fehlenden persönlichen Kontakt zu Freundinnen* und Freunden* konnten diese Angebote allerdings nicht ersetzen. Insbesondere bei kleineren Kindern fehlte zudem das Verständnis dafür, warum andere die Kita besuchen durften, sie selbst aber nicht. Bei vielen Kindern, unabhängig von der Altersgruppe, stieg der Medienkonsum rasant an. Außerdem hatten die Kinder deutlich zu wenig Bewegung. Das Thema gesunde Ernährung fand innerhalb mancher Familie zudem weniger Beachtung. All diese Umstände stellten und stellen klare Risikofaktoren für Kinder dar: „Die mangelnde soziale Interaktion, übermäßiger Medienkonsum, Bewegungsmangel und Fehlernährung während der Pandemie stellen ein Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar.“ (Pressemitteilung vom 30.06.21, BMFSFJ „Belastete Kinder und Jugendliche brauchen zusätzliche Unterstützung) Die Auswirkungen davon zeigten sich bereits im Juli 2020, als plötzlich alle Kinder wieder in die Kita durften. Auffälligkeiten in der Entwicklung waren noch prägnanter geworden. Bei sehr vielen Kindern, die vor dem Lockdown sehr gern in die Kita gekommen waren, startete der Kita-Alltag mit einer neuen Eingewöhnungsphase. Die Kitas benötigten zusätzliche Unterstützung, etwa in den Bereichen Logopädie, Psychologie, Sport- oder Ergotherapie. Solche Qualifikationen gibt es jedoch nicht innerhalb des Fachpersonals der Kitas. An den ersten Lockdown, in dem die Kinder die Kita bis zu vier Monate nicht besuchen konnten, schloss sich bereits kurze Zeit später ein zweiter Lockdown an. Dieser Zeitraum war für viele Kinder, um es direkt zu benennen, im wahrsten Sinne verlorene Zeit; ein Vakuum, das Unter Kindern sein – das ist die beste Prävention gegen die Folgen von Krisen und stärkt die Resilienz. Belastungen von Kindern und pädagogischen Teams in Corona-Zeiten Entwicklungs-Lockdown Die Corona-Pandemie greift tief in das Leben von uns allen ein. Der erste Lockdown Mitte März 2020 kam für Kinder und deren Familien, aber auch für die Teams der Kindertagesstätten ziemlich unvermittelt. Eine Vorbereitung auf die folgende Zeit ohne Kita war nicht möglich. Welche Herausforderungen sich durch die Schließungen für alle Betroffenen ergeben würden, war zunächst ungewiss. Kinder und Jugendliche sind von der aktuellen Situation massiv betroffen. In Kindheit und Jugend erleben sie Phasen, die im Lebenslauf einzigartig sind. Die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit machen, sind deshalb besonders prägend. Völlig unvermittelt waren im ersten Lockdown alle Kinder zu Hause. Kitas, Schulen und Spielplätze blieben geschlossen und man konnte zu Hause keine Freundinnen* und Freunde* treffen. Um den Wegfall von Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kinder zu kompensieren, gab es in den Kitas sehr schnell Bemühungen, den Kontakt zu den Kindern und deren Familien zu halten. Doch für die Umsetzung dieser Pläne brauchte es Zeit. So dauerte es, bis entsprechende Angebote bereitgestellt wurden und Kinder wieder Kontakt zu den Mitarbeitenden in den Gruppen hatten. Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, kamen schnell in die einzelnen Einrichtungen zurück. Diese Kinder wurden nun in deutlich kleineren Gruppen betreut. Das hatte positive Auspositiv beeinflusst werden kann. Wenn Kindern wichtige Werte und der Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit vermittelt werden, können sie sich im späteren Leben selbst behaupten und einen flexiblen Umgang mit schweren Lebenssituationen lernen. CHAR L OT T E S CHOB E R, Jahrgang 1988 aus Aschaffenburg, Studium der Bildungswissenschaften und Pädagogik, Weiterbildung Systemische Beraterin und Familientherapeutin, Fachberatung Kindertageseinrichtungen, KJR Literatur ■ Bogatzki, A. (02.2015): „Tor schaffen – Transparenz, Orientierung, Resilienz.“ Ein Projekt zur resilienzfördernden Raumgestaltung in einer Kindertageseinrichtung in Berlin. Verfügbar unter: www.kita-fachtexte.de/ Zugriff am 05.01.22 ■ Herrmann, K. (01.2021): „Resilienz oder die Kraft ein Kaktus zu sein“. Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V. verfügbar unter: www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/ 1841-resi l ienz-oder-die-kraft-ein-kaktus-zu-sein Zugriff am 05.01.21 Bild: Alicja_ auf Pixabay.com » Abbruch meines vorherigen Lebens.

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